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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Etwas neben ihm krachte, dann schrie jemand auf, nein, es war eher so etwas wie ein gutturaler Laut, ein Kampfschrei, und dann fühlte sich Will auch schon zur Seite gestoßen und regelrecht abkatapultiert und krachte gegen einen Vorsprung der Felswand auf der anderen Seite. In dem verzweifelten und vollkommen sinnlosen Versuch, den nächsten Angriff abzuwehren, wollte er den rechten Arm hochreißen.
    Er kam nicht mehr dazu, die Bewegung zu vollenden.
    Ein dunkler, gewaltiger Schatten tauchte neben ihm auf, und dann fühlte sich Will emporgerissen und donnerte im selben Moment auch schon zum zweiten Mal gegen die Felswand. Irgendetwas bohrte sich in seinen Rücken, und durch sein Rückgrat fuhr ein scharfer Schmerz. Sein Arm wurde ergriffen, und es fühlte sich an, als ob es die Pranke eines Bären war, die ihn mitschleifte, nur ein kurzes Stück, und dann wurde er erneut gegen die Wand gedrückt, aber jetzt nicht mehr mit der Wucht eines startenden Kampfflugzeugs, sondern nur noch mit der eines Einkaufswagens, den einem ein übermütiger Jugendlicher in die Kniekehlen donnerte.
    Ein schmerzerfülltes Occhhh entfuhr ihm, als seine Lungen verzweifelt nach Luft rangen, und dann setzte sein Atem wieder ein, langsam und schmerzhaft. Es war kein Bär, der vor ihm stand, aber von Körpergröße und Kraft hätte er es sehr wohl mit einem ausgewachsenen Grizzly aufnehmen können, zumindest kam es Will so vor. Es war Slavko.
    Und er war nicht alleine. Natürlich nicht.
    »Na, sieh mal einer an.« Es war Georgs Stimme, aber es dauerte eine ganze Weile, bis sich Wills Blick so weit geklärt hatte, dass er ihn auch erkannte. »Haben Sie sich verlaufen, Hauptkommissar Reimann?«
    »Hören Sie auf mit dem Mist«, sagte Reimann. »Und halten Sie Ihren Gorilla zurück. Lokkens kippt schon von selber aus den Latschen, wenn Sie ihm nur etwas Zeit lassen. Den brauchen Sie nicht auch noch zusammenschlagen zu lassen.«
    »Na ja, Sie müssen es ja wissen.«
    Will griff mit den Händen hinter sich in die Felswand und krallte sich darin ein, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Mir war durchaus klar, dass der Wolfsgesichtige bislang nur mit mir gespielt hatte. Erst der Schwertangriff, bei dem er mir die Überlegenheit demonstriert hatte, über die er im Umgang mit dieser Waffe zweifellos verfügte, und jetzt der Schlag, der mich quer durch die Schmiede getrieben hatte, bis ich über die Esse gestolpert und hart gegen die mit vielfältigen Gerätschaften gespickte Wand geprallt war.
    Jetzt stand ich im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken an der Wand.
    »Es ist vorbei, Schmied«, sagte der Wolfsgesichtige. »Gib das heraus, was nicht dir und den Deinen zusteht, sondern mir und den Meinen. Schwör deinem falschen Glauben ab und lass alles fahren, was mit dem Drachenfeuer zu tun hat.«
    Will blinzelte. Er war sich nicht mehr sicher, ob er in der Schmiede stand, durch die ihn der Wolfsgesichtige eben noch getrieben hatte, oder in einer Höhle, und er war auch nicht sicher, wen er da vor sich stehen sah: einen Mann, den er unter dem Namen Georg kannte, oder einen grimmig blickenden Fremden, dessen Fellumhang zwei abscheuliche Wolfsköpfe zierten. Das Bild vor seinen Augen verschwamm, wahrscheinlich als Folge des Schlags, den er sich eingefangen hatte, und sein Rücken schmerzte dort, wo er auf einen spitzen Grat aufgeprallt war, und sein Kopf fühlte sich an, als würde dort drinnen ein ganzer Hornissenschwarm wüten.
    »Deine Tochter«, sagte der Wolfsgesichtige, »deine Tochter wird sterben, wenn du nicht tust, was ich von dir verlange.«
    »Und was ist das, was du von mir willst?«, fragte ich, obwohl ich es sehr wohl schon längst begriffen hatte.
    »Das wirst du schon sehen.«
    Der Wolfsgesichtige gab Slavko einen Wink. »Schnapp ihn dir und hilf ihm. Wieland kann ja nicht mehr alleine auf den Beinen stehen.«
    Wieland, dachte Will, ja, richtig, das war sein Name. Nur, dass ihn schon seit Ewigkeiten niemand mehr ausgesprochen hatte. Immer und überall war er Will gewesen.
    Slavko packte ihn hart an den Armen. Reimann war ihm schon mitunter grob vorgekommen, aber gegenüber Slavko kam er ihm jetzt im Nachhinein sanft wie eine Säuglingsschwester vor.
    »Was soll das?«, murmelte Will. »Ich muss … ich muss mich ein bisschen ausruhen.«
    Slavko sagte gar nichts dazu, sondern stieß ihn nur mit der einen Hand vorwärts, während er ihn mit der anderen in so brutalem Griff umklammert hielt, dass Will auch gar nicht hätte umfallen

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