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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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irgendetwas gemacht. Vielleicht hast du dich gewehrt oder den Kerl hinter dem Steuer angegriffen … ich weiß es nicht. Aber das Ergebnis war ein Unfall. Ein ziemlich schwerer Unfall. Und ob du das Recht hattest, dich zu wehren oder nicht – es sind Menschen dabei ums Leben gekommen. Die Polizei wird das nicht lustig finden.« Er grinste breit, als die Mischung aus Trotz, Überheblichkeit und Wut in Duffys Gesicht allmählich aufkeimender Betroffenheit Platz machte. »Na, willst du mich immer noch bei der Polizei anzeigen?«
    »So war es nicht«, verteidigte sich Duffy.
    »Das kann sein – oder auch nicht«, antwortete Will. »Ehrlich gesagt, interessiert es mich auch nicht. Reimann wird die Wahrheit schon herausfinden. Ich glaube, dass er ein ziemlich kluger Mann ist. Aber wie du gerade selbst gesagt hast: Du wirst erst einmal eine Menge Ärger bekommen.«
    »Gar nichts wird passieren«, beharrte Duffy. »Sie können mir überhaupt nichts tun. Selbst wenn ich irgendwen umgebracht hätte, könnten sie mir nichts anhaben.«
    Das stimmte sogar. Da Duffy noch keine vierzehn war, war sie auch noch nicht strafmündig, und kein Richter konnte ihr irgendetwas anhaben. Aber obwohl sie das ganz genau zu wissen schien, war in ihrer Stimme nur noch Trotz, keine Spur von Sicherheit mehr.
    »Ich schlage vor, wir lassen diesen Unsinn jetzt und verhalten uns wie zwei vernünftige Menschen«, sagte er. »Auch wenn du es mir nicht glaubst, ich will dir wirklich helfen. Aber ich kann es nicht. Nicht, nachdem Reimann hier war. Und weil er denkt, dass ich irgendetwas mit der Sache zu tun habe.«
    »Hast du ja auch«, beharrte Duffy.
    Sie hatte sich wieder gefangen und starrte ihn aus Augen an, die vor hilflosem Zorn zu glühen schienen. »Wenn er mich fragt, dann werde ich behaupten, dass der Unfall deine Schuld war. Ich werde einfach sagen, dass du uns verfolgt hast, abgedrängt oder irgend so was.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt«
    »Und?«, fragte Duffy. Es war fast unheimlich, wie schnell sie nicht nur ihre Fassung zurückgewonnen hatte, sondern auch wieder zum Angriff übergegangen war, und auf welch berechnende Art. »Selbst wenn du beweisen kannst, dass es nicht stimmt, wirst du eine Menge Fragen beantworten müssen. Und sie werden alles über dich und deine Freunde und eure krummen Geschäfte herausfinden.«
    Will sparte es sich zu antworten. Das Gespräch drehte sich im Kreis, und das würde es selbst dann noch tun, wenn sie es bis zum nächsten Sonnenaufgang fortsetzten. Dieses verdammte Balg hatte Recht. So absurd es ihm selbst vorkam – aber sie hatte ihn in der Hand. Und sie wusste es. Der billige Triumph, den er gespürt hatte, war verfrüht gewesen. Er hatte ihre Selbstsicherheit nicht für eine Sekunde erschüttert. Sie war überrascht gewesen, dass er sich überhaupt wehrte, aber das war auch alles.
    »Und was erwartest du jetzt von mir?«, fragte er. Plötzlich war er es, der sich wie ein trotziges Kind benahm. Selbst seine Stimme klang ein bisschen so.
    »Darüber muss ich nachdenken«, antwortete Duffy. »Jedenfalls nicht, dass du die Polizei anrufst. Ich will nicht zurück.«
    »Das musst du auch nicht«, antwortete Will. »Wenn es stimmt, was du mir gestern Abend erzählt hast, dann wirst du ganz bestimmt nicht zu diesen Leuten zurückmüssen.«
    »Ich will auch nicht in ein Waisenhaus oder so was«, sagte Duffy.
    »Aber du kannst nicht hier bleiben«, erwiderte Will. »Jedenfalls nicht für immer. Nicht einmal für lange – das ist dir doch klar?«
    Die Wut in Duffys Augen nahm eher noch zu, aber er spürte, dass sie zugleich begriff, dass er Recht hatte.
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte er. »Die Tür hinter dir ist das Badezimmer. Du lässt dir jetzt eine Wanne ein und badest erst einmal ausgiebig, und in der Zeit versuche ich ein paar Kleider für dich aufzutreiben. Und danach überlegen wir gemeinsam, wie es weitergehen soll. Einverstanden?«
    Duffy schwieg. Sie starrte abwechselnd ihn, das Telefon und dann wieder ihn an, und schließlich fragte sie: »Und wenn du lügst? Woher soll ich wissen, ob du nicht doch die Polizei anrufst, während ich in der Wanne bin?«
    Will lachte leise. »Du hast mir ziemlich klar gemacht, was dann passiert. Wenn ich Reimann trotzdem anrufen wollte, würde ich es jetzt tun.«
    »Das wagst du nicht«, sagte Duffy.
    »Willst du mich daran hindern?« Will lachte. Aber dieses Lachen klang unecht, und es wurde noch ein wenig gekünstelter, als er ihr in die Augen

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