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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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– er hatte sogar die Kette mit beiden Händen festgehalten, damit sie nicht verräterisch klimperte. »Nur zur Sicherheit«, sagte er achselzuckend. »Du hast ja gerade gesehen, wie schnell man unliebsamen Besuch bekommen kann.« »Du bist so eine Art Gangster, nicht wahr?«, fragte Duffy.
    Will ächzte. »Eine Art … was?«
    »Ein Ganove. Ein Gauner. Der Wagen gestern Abend war geklaut, stimmt' s?«
    »Nein!«, protestierte Will empört.
    »Aber er gehört dir nicht«, beharrte Duffy. Sie streute Schokoladenstreusel auf die Erdnussbutter und begann ein hart gekochtes Ei zu schälen und in dünne Scheiben zu schneiden. Wills Magen begann bei dem Anblick leicht zu rebellieren, und er sah weg.
    »Wie kommst du darauf?«, fragte er noch einmal.
    Zu dem Ei gesellte sich eine weitere, in Scheiben geschnittene Gurke, und obendrauf – Wills Magen protestierte etwas heftiger –landeten zwei Lagen fettiger Schinkenwurst. »Die Kiste war ein Aston Martin. Ich verstehe was von Autos. Wer so einen Wagen fährt, der lebt bestimmt nicht in einer solchen Bruchbude.«
    »Vielen Dank«, antwortete Will säuerlich. »Aber du täuschst dich. Der Wagen gehört mir zwar wirklich nicht, aber er war nicht gestohlen.« Gleichzeitig fragte er sich, wieso er sich eigentlich vor diesem Balg rechtfertigen musste. Es wurde wirklich Zeit, dass er sie sich vom Hals schaffte.
    »Wenn du willst, räume ich nachher hier ein bisschen auf«, sagte Duffy, während sie eine weitere Scheibe Brot in die Hand nahm und sichtbar angestrengt darüber nachdachte, womit sie die bestreichen sollte.
    »Das ist nicht nötig«, schnappte Will. »Meine Putzfrau kommt in einer Stunde.«
    »Deine Putzfrau?«, wiederholte Duffy. Sie war fündig geworden. Die Erdbeermarmelade, mit der sie das Brot bestrich, das den Deckel für ihr Sandwich abgeben sollte, konnte den Geschmack ihres Kunstwerkes vermutlich auch nicht mehr nachhaltig beeinträchtigen. »Und ich dachte, sie wäre gestorben. Vor zwei oder drei Jahren.«
    »Allmählich beginne ich zu glauben, dass es Leute gibt, die dich umbringen wollen«, sagte Will mit einem schiefen Grinsen. Duffy grinste deutlich breiter zurück, während sie in ihr Brot biss, und Will drehte sich hastig herum, damit ihm nicht wirklich schlecht wurde. »Iss dich erst einmal richtig satt«, sagte er. »Ich sehe inzwischen nach, ob ich irgendetwas zum Anziehen für dich finde. Wahrscheinlich hast du Glück gehabt, dass man dich gestern in diesem Aufzug nicht gleich verhaftet hat.«
    Er verließ die Küche, ging ins Schlafzimmer hinüber und öffnete die Türen des Kleiderschrankes, wobei er sich diesmal nicht die geringste Mühe gab, leise zu sein. Es war absolut nichts darin, was dem Mädchen auch nur annähernd gepasst hätte, aber er suchte auch nicht wirklich nach Kleidern für sie. Stattdessen lauschte er einen Moment lang angestrengt in Richtung Küche, ging wieder ins Wohnzimmer hinüber und starrte das kleine Schränkchen an, auf dem das Telefon stand. Er konnte sich gar nicht erinnern, es aufgehoben zu haben, aber das musste er wohl, denn es lag nicht mehr auf dem Boden, sondern stand ordentlich da, wo es hingehörte, und der Hörer lag auf der Gabel. Will hob ab, suchte mit der freien Hand in der Brusttasche nach Reimanns Visitenkarte und wählte die sechzehnstellige Mobilnummer. Das Freizeichen, auf das er wartete, kam nicht. Stattdessen erklärte ihm eine freundliche Automatenstimme, dass der gewünschte Teilnehmer momentan nicht erreichbar sei und er es später noch einmal versuchen oder auch eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen könnte.
    »Du willst nicht zufällig diesen Polizisten anrufen, mit dem du vorhin gesprochen hast?«
    Immerhin gelang es Will dieses Mal, nicht den Hörer fallen zu lassen oder gleich den ganzen Apparat vom Tisch zu reißen. Dennoch war er kaum weniger erschrocken als vorhin; und er fuhr auch kaum weniger hastig herum. Das Mädchen stand genau so in der Wohnzimmertür wie beim ersten Mal, als sie ihn mit dem Hörer in der Hand überrascht hatte, aber damit hörte die Ähnlichkeit auch schon auf. Sie hielt ein gut sechs oder sieben Zentimeter dickes Sandwich in der rechten und ein halb geleertes Glas mit Cola in der linken Hand, und sie gab sich jetzt nicht mehr die Mühe, verlegen oder auch nur ein bisschen schuldbewusst auszusehen, sondern maß ihn mit einem Blick, der Will einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    Im ersten Moment wollte er instinktiv leugnen, Reimanns Nummer

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