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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewählt zu haben, aber dann fragte er sich, warum eigentlich –und zugleich auch, woher Duffy das überhaupt wissen konnte. Er hatte mit dem Rücken zur Tür dagestanden und die Karte so in der Hand gehalten, dass sie sie unmöglich hatte sehen können.
    »Um ehrlich zu sein: doch«, antwortete er.
    »Das würde ich nicht tun«, sagte Duffy. Bildete er es sich ein, oder war in ihrer Stimme ein deutlich drohender Unterton?
    Er verscheuchte den Gedanken. »Ich kann mir vorstellen, dass du Angst hast«, sagte er, wobei er gleichzeitig versuchte, ein möglichst beruhigendes Lächeln über den Ausdruck von Nervosität und ertapptem Schuldbewusstsein zu stülpen. »Ich habe auch nicht gerne mit der Polizei zu tun, weißt du? Niemand hat das. Aber ich kann dir nicht helfen. Die Polizei schon.«
    »Du wirst nicht anrufen«, sagte Duffy. Sie biss ein Stück von ihrem Brot ab, kaute zweimal und spülte den Bissen mit einem gewaltigen Schluck Cola herunter, ehe sie erneut in ihr Sandwich biss und mit vollem Mund hinzufügte: »Ich will das nicht.«
    Will seufzte. Einen Moment lang blickte er hilflos auf die Visitenkarte in seiner Hand hinab, als müsse er sie nur intensiv genug anstarren, um die Antwort auf alle seine Fragen darauf zu entdecken, dann steckte er die Karte ein, zögerte noch einmal gute zehn Sekunden und legte schließlich den Hörer auf den Apparat zurück. Langsam und mit betont ruhiger, aber (wie er wenigstens hoffte) auch entschiedener Stimme wandte er sich wieder an das dunkelhaarige Mädchen: »Sieh mal, Kleines«, begann er.
    »Du sollst mich nicht so nennen, habe ich gesagt«, unterbrach ihn Duffy scharf. »Ich habe einen Namen.«
    »Duffy, gut«, seufzte Will. »Ich würde dir wirklich gern helfen. Aber ich kann es nicht. Ich weiß weder, wer diese Leute sind, noch was du mit ihnen zu tun hast oder was ich für dich tun könnte.«
    »Und du willst es auch nicht, stimmt's?«, fragte Duffy.
    »Das steht hier gar nicht zur Diskussion«, antwortete Will. »Selbst wenn ich es wollte: Bei dem Unfall gestern Abend ist ein Mann ums Leben gekommen. Wenn wir davon ausgehen, wer mit ihm im Auto saß, dann gab es mindestens noch ein weiteres Opfer.«
    »Und?«, machte Duffy. »Geschieht ihnen recht.«
    In ihrer Stimme lag eine Kälte, die Will einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Er erwartete von einem Mädchen ihres Alters nicht, dass es wirklich wusste, wovon es sprach, wenn die Rede auf Leben und Tod kam – aber seltsamerweise vermittelte ihm Duffy gerade das Gefühl, dass sie es ganz genau wusste. Vielleicht besser, als sie es eigentlich sollte. Er musste sich beherrschen, um nicht wütend zu antworten.
    »Selbst wenn es stimmen sollte, es ist nicht mein Problem«, sagte er. »Und wenn diese Leute dir wirklich etwas angetan haben, dann wird die Polizei es herausfinden.« Er schüttelte den Kopf. »Glaub mir – ich bin alles andere als ein Freund der Bullen. Aber wir haben gar keine andere Wahl.«
    »Nein!«, sagte Duffy noch einmal.
    Will resignierte. Er hätte sich gar nicht erst auf diese Diskussion einlassen sollen. Mit einem bedauernden Achselzucken drehte er sich halb um, nahm den Hörer ab und streckte den Zeigefinger aus, um die Wiederholungstaste zu drücken.
    »Wenn du diesen Knopf drückst«, sagte Duffy, »dann erzähle ich der Polizei von dem gestohlenen Wagen.«
    Will erstarrte – allerdings weniger vor Schrecken als vor Ungläubigkeit. »Wie … bitte?«, murmelte er fassungslos.
    »Und von dem, was ihr gestern Abend in der Bar besprochen habt«, fügte Duffy hinzu.
    »In welcher Bar?«
    Das Mädchen schob sich den Rest seines Brotes in den Mund und wischte die fettigen Finger an der Jeans ab. »Im Roten Fasan. Ich bin dir nachgeschlichen, nachdem du mich rausgeworfen hast. War gar nicht so schwer, die Hintertür zu finden und reinzukommen.«
    »Blödsinn!«, sagte Will.
    »Vor dem Notausgang steht ein Berg mit leeren Bierkästen«, sagte Duffy ruhig. »Da ist ein langer Korridor, der mit einem roten Samtvorhang abgetrennt ist, und dahinter geht eine Treppe nach oben. An der Wand hängen überall Spiegel, und gleich hinter dem Vorhang ist ein großes Bild, das einen Sonnenuntergang und ein Segelschiff zeigt.«
    Will starrte sie aus aufgerissenen Augen an. Die Beschreibung stimmte. Das Mädchen war in der Bar gewesen.
    »Ihr habt darüber gesprochen, wohin ihr die Autos verschiebt und dass du nächste Woche noch zwei oder drei Wagen überführen sollst«, fuhr Duffy fort. Sie stand

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