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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er Falkenberg mit dem Rücken zur Tür dastehen und die Schubladen seines Schranks durchwühlen sah. Der Begriff Durchsuchungsbefehl gehörte anscheinend nicht zu Falkenbergs aktivem Wortschatz.
    »Die Pornovideos sind in der Schublade rechts unten«, sagte er.
    Falkenberg richtete sich zwar auf, aber Will suchte vergebens nach einer Spur von Schuldbewusstsein in seinem Gesicht. »Sind auch welche mit kleinen Jungen dabei?«, fragte er.
    »Nicht hier«, antwortete Will. »Aber falls Sie was zum Tauschen haben, gebe ich Ihnen eine Liste.«
    Volltreffer. In Falkenbergs Augen loderte blanke Wut. Er trat einen halben Schritt auf Will zu und blieb dann abrupt wieder stehen; auf eine ganz bestimmte Art und Weise, die sämtliche Alarmglocken in Will zum Schrillen brachte.
    »Das reicht!«
    Noch während sich Will zu Reimann herumdrehte, sah er nicht nur das zornige Aufblitzen in Falkenbergs Augen, sondern begriff auch, dass es nicht ihm galt. Hatte er gerade gedacht, dass Falkenberg und Reimann Probleme miteinander hatten? Das war die Untertreibung des Jahres gewesen.
    »Reißt euch zusammen!«, fuhr Reimann fort. »Beide!« Er hatte das Handy zusammengeklappt, aber nicht eingesteckt, sondern fuchtelte damit herum wie mit einer Waffe. »Wir sind doch hier nicht im Kindergarten, verdammt noch mal!« Er schoss einen wütenden Blick in Falkenbergs Richtung ab, klappte mit einer wütenden Bewegung das Telefon zusammen und rammte es mit einer noch wütenderen Bewegung in seine Manteltasche, ehe er sich direkt an Will wandte. Die Voltzahl in seinem Blick sank deutlich, war aber noch immer tödlich.
    »Vielleicht wäre es einfacher für mich, wenn ich wüsste, worum es hier eigentlich geht«, sagte Will.
    Reimann bedachte ihn nur mit einem stirnrunzelnden Blick, aber Falkenberg sagte: »So weit waren wir schon mal, oder? Wir hatten gehofft, dass Sie uns diese Frage beantworten.«
    Will drehte sich widerwillig zu ihm herum. »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel würden wir gerne wissen, wieso gestern Abend ein Wagen zusammengeschmolzen und seine Insassen vollkommen verbrannt sind«, sagte Falkenberg. »Und das bei einem ganz normalen Unfall – an dem übrigens kein anderes Fahrzeug beteiligt war.«
    Will setzte zu einer scharfen Antwort an, aber dann behielt seine Vernunft im letzten Moment doch die Oberhand, und er beließ es hei einem kalten Grinsen.
    Hinter Reimann fiel eine Tür ins Schloss, und dann erschien ei ne schmale Gestalt in Jeans, T-Shirt und mit nassem Haar neben dem Polizeibeamten. »Ich bin so weit«, sagte Duffy.
    Wills Herz begann zu klopfen, während er sich regelrecht zwang, in Duffys Gesicht zu blicken. Um ein Haar hätte er erleichtert aufgeatmet. Duffy sah einfach nur trotzig aus und auf jene Art furchteinflößend, auf die eine Zwölfjährige jeden Erwachsenen zum Zittern bringen konnte, aber mehr auch nicht. Da war kein schwarzes Feuer in ihren Augen, keine Flammen, die ihr Haar verzehrten, ohne es wirklich zu berühren.
    »Dann gehen wir jetzt.« Reimann wirkte erleichtert. Er lächelte Will auf eine Art an, die fast absurd ehrlich wirkte. »Ich nehme an, es macht Ihnen nichts aus, uns freiwillig zu begleiten?«
    Bevor Falkenberg die Gelegenheit bekam, ihn in Handschellen abzuführen? Ganz bestimmt. »Kein Problem«, antwortete Will. »Mit oder ohne Zahnbürste?«
    Reimann lachte. »Ohne.«
    Falkenberg strahlte eine Enttäuschung aus, die Will spürte, ohne sich zu ihm umzudrehen. Er tat ihm auch nicht den Gefallen, es in irgendeiner Form nachzuholen, sondern trat mit zwei schnellen Schritten an Reimann vorbei und an Duffys Seite. Er nahm seine Jacke vom Haken und warf sie sich über die rechte Schulter, ohne sich die Mühe zu machen, auch nur mit einem Arm hineinzuschlüpfen.
    Der Zug ruckte wieder an. Uns allen war mittlerweile klar, was passiert war, dass weder der ferne Feuerschein Zeugnis von einem der zahllosen, fast zum Alltag gewordenen Bombenangriffe gab, mit denen die feindlichen Bomberstaffeln ihre vernichtende Last über unsere Stadt ausluden, noch die Geräusche, das Wummern und Beben, das Heulen der mitten im Ton ausgelöschten Sirenen und das wütende, zum Schluss spürbare nachlassende Flakfeuer … dass das alles Zeugnis von etwas Monströsem gab, von etwas noch nie Dagewesenem, unvorstellbar Schrecklichem. Doch keiner traute sich die Wahrheit auszusprechen. Irgendwo quengelte ein kleines Kind, und aus der Nähe war das schwere, keuchende Atmen eines Schwerverwundeten zu hören, der geglaubt

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