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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hinzu. »Ich weiß das, aber ich kenne die Bullen genauso gut wie du. Wenn sie sich einmal richtig festgebissen haben, geben sie nicht eher Ruhe, bis sie etwas herausfinden. Sie haben auch nach einem Mädchen gefragt.«
    Will fuhr so heftig zusammen, dass Georg sich nicht einmal mehr die Mühe gab, so zu tun, als hätte er es übersehen. Er machte ganz im Gegenteil ein befriedigtes Gesicht, als hätte er genau die Reaktion gesehen, auf die er gewartet hatte. »Na also.«
    »Ich weiß wirklich nicht …«
    Die Handbewegung, mit der Georg ihn diesmal unterbrach, war nicht mehr großspurig, sondern eindeutig herrisch. »Mach es mir doch nicht so schwer«, sagte er. »Ich will dir helfen, kapier das doch endlich. Aber dazu muss ich wissen, was los ist. Was ist mit diesem Mädchen? Und was hast du mit diesem Feuer zu tun?«
    »Mit dem Feuer nichts«, antwortete Will, was ja auch der Wahrheit entsprach. Auch wenn er nicht ganz sicher war. Aber er war zumindest hinlänglich unsicher genug, um es sich halbwegs erfolgreich einreden zu können. »Und das Mädchen …« Er hob die Schultern und versuchte vergeblich, Georgs Blick standzuhalten. »Keine Ahnung. Eine Ausreißerin, die ich vorgestern getroffen habe.«
    »Eine Ausreißerin? Woher?«
    »Ich weiß nicht einmal ihren Namen«, behauptete Will mit vor Kälte fast bebender Stimme. »Ich habe ihr eine warme Mahlzeit spendiert, und danach ist sie wieder verschwunden, und das ist alles, was ich dir sagen kann.«
    Man musste keinen Doktorgrad in Psychologie haben, um Georg anzusehen, dass er ihm kein Wort glaubte, und um zu erkennen, wie schwer es ihm fiel, nicht einfach aufzustehen und die Wahrheit aus ihm herauszuprügeln, aber er beherrschte sich.
    »Und deshalb rennen mir die Bullen die Bude ein?«, fragte er kopfschüttelnd. Er deutete mit der Fernbedienung auf den Recorder. »Du solltest dir das Band wirklich in Ruhe zu Ende ansehen. Die Pressefuzzis überschlagen sich mit den wildesten Spekulationen. Die Theorien reichen von einer Gasexplosion bis hin zu einem geheimen Waffenlager im Keller.«
    »Klar.« Will schlang die Arme um die Brust, aber auch dadurch wurde ihm natürlich nicht wärmer. »Ich war die letzten beiden Jahre gar nicht im Knast, weißt du? In Wahrheit war ich in Afghanistan und habe dort mitgeholfen, neue Terroristen auszubilden. Wolltest du das hören?«
    Das hatte Georg nicht hören wollen, und augenscheinlich fand er Wills Bemerkung auch überhaupt nicht komisch. »Mir würde schon die Wahrheit reichen«, sagte er kalt. »Aber wenn wir schon dabei sind: Was glaubst du wohl, was passiert, wenn die Bullen auf dieselbe Idee kommen? Blödsinn oder nicht, irgendjemand muss nur das Wort Terroristen erwähnen, und sie fallen über jeden, mit dem du in deinem ganzen Leben auch nur ein Wort gewechselt hast, mit einer Hundertschaft her und krempeln sein Leben um. Das kann ich mir nicht leisten.«
    »Ich weiß«, sagte Will, dem seine Worte bereits wieder Leid taten. »Es ist ja auch nur …«
    »Ich will dir wirklich helfen«, unterbrach ihn Georg. »Also, verdammt noch mal, was ist mit dem Mädchen los? Wenn du weißt, wo sie ist, dann sag es mir. Ich gebe den Bullen einen diskreten Tipp, sie schnappen sie sich, und alles ist in Ordnung.« Er grinste. »Dir kann sowieso nichts passieren. Ich meine: Du bist ja schon tot.«
    Das war eine Drohung. »Ich weiß nicht, wo sie ist«, beharrte Will. »Das musst du mir glauben. Mach mit mir, was du willst, aber ich kann dir nichts verraten, was ich nicht weiß.«
    »Tja, dann bleibt mir wohl keine andere Wahl …«, murmelte Georg, ließ drei oder vier Sekunden verstreichen, in denen er Will finster, aber auch ein wenig bedauernd anstarrte, und führte den begonnenen Satz erst dann zu Ende: »… als dir zu glauben.«
    Will blinzelte. »Wie?«
    »Ich glaube dir«, wiederholte Georg. Plötzlich grinste er. »Was hast du denn erwartet?« Er stand auf. »Tut mir Leid, wenn du das Gefühl hattest, dass ich dich unter Druck setze, aber es macht mich nervös, wenn unsere Freunde in Grün hier ein und aus gehen. Und wenn ich dir helfen soll, dann muss ich schon wissen, was wirklich Sache ist.«
    »Das wüsste ich selbst gern«, murmelte Will. Er war verwirrt. Erleichtert, aber zugleich noch beunruhigter als zuvor. Georg glaubte ihm kein Wort. Er war niemals ein guter Lügner gewesen. Seine Position in den unteren Rängen der Ganoven-Hierarchie Kölns hatte er nicht durch Verschlagenheit, Diplomatie und List erlangt,

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