Feuer / Thriller
den anderen passen. Daran zweifelte Olivia nicht. »Der Mistkerl war ja schwer beschäftigt«, sagte sie kalt. »Drei an einem Tag, wenn man davon ausgeht, dass auch Val dazugehört. Kenny wäre die Nummer vier gewesen. Was haben wir unternommen, um mit Austin in Kontakt zu treten?«
»Seine Mutter schickt ihm Nachrichten aufs Handy. Sie hat ihm gesagt, dass er nicht in Schwierigkeiten steckt«, erklärte Noah. »Und auch Kenny hat ihm eine SMS von einer neuen Nummer aus geschickt. Sein altes Telefon haben wir sperren lassen, damit der Mistkerl es nicht verwenden kann. Außerdem habe ich den Bauleiter von Rankin aus dem Bett geholt, um mir die Namen aller Schreiner durchzugeben, die an dem Neubau beteiligt gewesen waren. Wir haben herumtelefoniert, bis wir denjenigen gefunden haben, der Austin vergangenes Jahr eingestellt hat. Wir haben auch ihn eine SMS schicken lassen. Wir haben versucht, jeden, dem er vertraut, dazu zu bringen, ihm zu schreiben, er solle die Polizei kontaktieren, weil er in Gefahr ist.«
»Also habt ihr alles getan, was man tun kann«, sagte sie leise. »Alles, was ich auch getan hätte.«
»Bruce hat sich sogar mit einem Dolmetscher neben sich filmen lassen, um dem Jungen eine Nachricht zukommen zu lassen. Hoffen wir bloß, dass er noch lebt und sie sehen kann.«
»Und Kenny?«
»Seine Eltern sind hier«, sagte Abbott. »Sie sind im Augenblick alle in einem sicheren Haus und werden dort bleiben, bis wir sie entweder längerfristig sicher unterbringen können oder den Mistkerl geschnappt haben.«
»Habt ihr noch einmal mit Kenny geredet? Er war in dem Van. Vielleicht nur einen kurzen Augenblick, aber er könnte doch etwas gesehen haben, das uns hilft.«
»Noch nicht«, antwortete Noah. »Wir können das zusammen erledigen, du und ich.«
»Okay.« Sie blickte auf den Tisch und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. »Die Mütze, die ihr gestern am Tatort gefunden habt. Die der Schütze zurückgelassen hat. Irgendetwas Neues?«
»Ja«, sagte Micki. »Ein paar Haare und Gesichtsmodelliermasse an der Krempe.«
»Er hat also sein Gesicht verändert«, sagte Olivia. »Das heißt, selbst wenn der Betreuer oder Kenny unserem Zeichner eine genaue Beschreibung gäbe, würde uns das nicht viel nützen. Joel Fischer war irgendwie in den Brand am See verwickelt, aber er war bereits vor dem Brand bei Tomlinson umgekommen. Also sollten wir herausfinden, mit wem er Kontakt hatte. Was habt ihr in seinem Zimmer gefunden?«
»Die Klebereste an seinen Schuhen stimmen definitiv mit dem Produkt überein, mit dem der Brand im Neubau entfacht wurde«, sagte Micki. »Er war da.«
»Und man hat ihm auf den Kopf geschlagen«, sagte Olivia. »Wie Weems. Ich denke, sie haben ihn weggeschleppt, als er noch bewusstlos war.«
»Was die einzelne Kleberspur am Zaun erklären würde«, murmelte Micki.
»Unterschiedliche Ziele«, sagte Donahue nachdenklich. »Joel hatte seine Meinung geändert.«
»Das dachten Kane und ich uns auch«, sagte Olivia, und um den Tisch herum wurde es still. Sie senkte den Blick einen Moment lang, bis die Enge in ihrer Brust nachließ, dann zwang sie sich, weiterzureden. »Kane hatte in einem Fachbuch einen Zettel gefunden. Eine Nachricht von einem Mädchen, mit ›M.‹ unterzeichnet. Außerdem hatte er einen Freund namens Eric Marsh. Vielleicht wissen er oder dieses Mädchen, in was Joel hineingeraten ist. War etwas Brauchbares auf seinem Handy oder seinem Laptop?«
Micki zog die Stirn in Falten. »Wir haben weder Laptop noch Handy gefunden.«
»Sein Handy wird er bei seinem Tod dabeigehabt haben«, gab Noah zu bedenken. »Hat das Leichenschauhaus nichts hergeschickt?«
Micki schüttelte den Kopf. »Nein, da bin ich mir sicher. Kein Handy.«
»Wir sollten uns in Joels Seminaren umsehen«, sagte Olivia. »Herausfinden, wen er kannte. Außerdem soll er heute beerdigt werden. Vielleicht kommen seine Freunde zur Zeremonie.«
»Ich habe gestern einen Leichenspürhund am Brandort eingesetzt. Die Hundeführerin ist die Tochter des Tierarztes, der sich um Tomlinsons Wachhund gekümmert hat. Brie sagt, der Hund wird es schaffen.«
»Immerhin«, erwiderte Olivia.
»Oh.« Micki suchte in ihrer Mappe. »Ich habe die Laborergebnisse des Hundes. Man hat ihm Oxycodon gegeben. Viel Oxycodon.«
Olivia runzelte die Stirn. »Wirklich? Das hat Ian auch in Joels Körper gefunden. Joel hatte eine Überdosis Oxycodon genommen.«
»Wir haben in seinem Zimmer keinerlei Hinweise auf einen möglichen
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