Feuer / Thriller
Tankstelle kam, bevor er selbst eintrat. Er hatte nur noch zwanzig Dollar, und damit ließen sich keine großen Sprünge machen. Zum Glück hatte seine Mutter die Angewohnheit, immer sofort nachzutanken. Das Benzin würde für die Strecke reichen.
Er griff nach einer Dose Cola und gab sich cool, obwohl er schon die ganze Zeit das Gefühl hatte, dass alle ihn anstarrten und hinter seinem Rücken redeten. Dann hob er den Blick zum Fernseher und erstarrte.
Das bin ich. Mein Gesicht!
Der winzige Bildschirm war mit einem Jahrbuchfoto vom letzten Jahr ausgefüllt, auf dem er mit leuchtend roten Locken abgebildet war. Es stand kein Titel darunter, daher wusste er nicht, ob sie ihn suchten, um ihn zu verhaften oder zu beschützen. Fuck! Er wandte sich ab und tat, als sähe er sich Wischerblätter an. Sein Foto im Fernsehen! Zum Glück verdeckte seine Kapuze seine Haare. Er rieb sich über das Gesicht und spürte die Bartstoppeln. Und zum Glück sah er nicht aus wie ein Schuljunge.
Ich muss diese verdammten Haare loswerden. Die wirken wie ein blinkendes Warnschild!
Er sah sich im Laden um. Er wollte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, indem er eine Schere kaufte, aber er konnte ohnehin keine entdecken. Schließlich gab er sich mit einem billigen Taschenmesser zufrieden und legte einen Dreier-Pack Einmalrasierer dazu. Aus einem Impuls heraus nahm er eine Rolle Hustenbonbons mit. Vielleicht würde sich dann niemand fragen, warum er nicht sprach.
Er legte die Sachen auf die Theke und hielt den Blick gesenkt. Als er sah, was er zahlen musste, hätte er fast das Gesicht verzogen. Ihm blieben weniger als zwei Dollar. Mit einem gespielten Husten deutete er auf den Toilettenschlüssel, der an einem ausrangierten Nummernschild hing.
Gelangweilt reichte der Mann hinter der Theke ihm den Schlüssel.
So weit, so gut.
Mittwoch, 22. September, 9.45 Uhr
Olivia hielt vor dem Haus der Fischers. »Ich wünschte, wir hätten ihnen sagen können, dass man Joel eine Spritze oder so etwas verabreicht hat.«
»Ja, ich auch«, sagte Noah. »Aber der Mageninhalt ist nun einmal eindeutig. Ian hat das Bindemittel in der Schleimhaut entdeckt, also muss Joel das Zeug geschluckt haben.« Er setzte zum Aussteigen an, ließ sich aber zurücksinken, als sie sich nicht regte. »Was ist?«
»Ich frage mich einfach nur, warum ich diesen Fall noch immer habe.« Seit das Meeting vorbei war, dachte sie darüber nach. »Ich hätte geglaubt, dass Abbott mich davon abzieht.«
»Er hat auch darüber nachgedacht«, sagte Noah. »Aber ich habe ihm gesagt, dass ich es für unklug halte. Du hast das nötige Hintergrundwissen und bist auf dem neuesten Stand. Und du hast dich bei Kenny gut gehalten. Viele hätten versucht, ihn in der Luft zu zerreißen.«
»Hätte ich auch am liebsten.«
»Hast du aber nicht. Und das allein bringt Punkte. Also reiß dich zusammen, Sutherland. Finde diesen Kerl, damit wir ihn festsetzen können.«
»Okay. Lass uns mit den Fischers reden. Und zieh vor der Tür die Schuhe aus.«
Mr. Fischer öffnete, noch bevor sie klopfen konnten. »Die Beerdigung meines Sohnes findet heute statt«, brachte er hervor. »Warum sind Sie hier? Und wer ist dieser Mann?«
»Wir müssen noch einmal mit Ihnen über Ihren Sohn sprechen. Das ist Detective Webster. Er arbeitet von nun an mit mir.«
»Und was ist mit dem anderen passiert?«
Olivia hob das Kinn. »Er ist gestern Nacht bei der Ausübung seiner Pflicht erschossen worden.«
Fischer sah aus, als habe man ihn geohrfeigt. »O nein. Kommen Sie herein. Das wusste ich nicht«, sagte er, als sie ihre Schuhe vor der Schwelle abstellten und eintraten. »Das tut mir leid.«
»Danke«, gab Olivia zurück. »Ist Mrs. Fischer ebenfalls da?«
»Ich hole sie. Setzen Sie sich bitte.«
Sie taten es, und Olivia blickte sich um. Vor zwölf Stunden war für sie alles anders gewesen, für diese Familie jedoch nicht. Sie lebten schon seit zwei Tagen mit ihrem Kummer.
»Sie haben auch eine Tochter«, murmelte Noah und deutete auf die Küchentür. Dort stand ein ungefähr sechzehnjähriges Mädchen und beobachtete sie mit einer Mischung aus Misstrauen und Wut.
»Das wusste ich gar nicht«, gab Olivia ebenso leise zu. »Wir müssen auch mit ihr reden.«
Die Fischers kehrten ins Wohnzimmer zurück, und Mrs. Fischer runzelte leicht die Stirn. »Geh auf dein Zimmer, Sasha. Ich komme zu dir, wenn die Detectives fort sind.«
Das Mädchen gehorchte, und Mrs. Fischer ließ sich neben ihrem Mann nieder.
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