Feuer / Thriller
»Mein Mann hat mir erzählt, was mit Ihrem Partner passiert ist. Es tut uns leid, Detective«, sagte sie steif.
»Danke. Das hier wird keine angenehme Unterhaltung werden, und ich möchte mich schon von vornherein dafür entschuldigen, aber wir müssen mit Ihnen über die Überdosis reden, die Ihr Sohn eingenommen hat.«
Mrs. Fischer presste die Lippen zusammen. »Wie wir Ihnen schon sagten – er war nicht süchtig.«
»Und ich glaube Ihnen«, erwiderte Olivia freundlich. »Dennoch wurden in seinem Körper Medikamente gefunden, und wir müssen wissen, woher er diese hat.«
»Wir glauben, dass er sie von jemandem bekommen hat, der ebenfalls an dem Brand beteiligt war«, fügte Noah hinzu. »Dieselbe Droge wurde am Montagabend woanders entdeckt, nachdem Joel bereits verstorben war.«
»Das Mittel heißt Oxycodon, manchmal auch Percocet genannt«, erklärte Olivia. »Es wird gegen Schmerzen verschrieben, und manchmal wird auch auf der Straße damit gehandelt. Hatte Joel Freunde, die …«
»Nein«, rief Mrs. Fischer und wollte sich erheben. »Gehen Sie jetzt.«
»Norma«, sagte ihr Mann und drückte sie sanft wieder nieder. »Nein, Detectives, wir kennen niemanden, der solche Drogen haben könnte.«
»Also gut«, sagte Olivia. »Dann werden wir mit seinen Freunden reden. Wir müssen Sie auch nach seiner Freundin fragen. Sie hat eine Nachricht geschrieben. Mit ›M‹ unterzeichnet.«
»Er hatte keine Freundin«, sagte Mrs. Fischer. »Das hätte er uns gesagt.«
»Nein, Mama.«
Die Erwachsenen fuhren herum. Sasha stand im Flur und rang die Hände. »Geh nach oben, Sasha«, befahl Mrs. Fischer.
»Nein, Mama.« Sie trat vor. Das Mädchen war sehr blass, und ihre Lippen bebten. »Joel hatte eine Freundin. Ich habe gehört, wie sie telefonierten.«
»Wann denn?«, fragte Noah freundlich.
»Oft. Und ich … ich kenne sie auch.« Sasha sah zu Boden. »Es tut mir leid, Mama.«
»Warum hat er uns nichts von ihr erzählt?«, fragte Mr. Fischer. Sein Blick war gequält.
Sasha zögerte. »Sie war keine Jüdin.«
»Und woher weißt du das?«, wollte Noah wissen.
»Einmal hat Joel ihr am Telefon erklärt, wieso er sie nicht treffen kann. Es war
Schawuot,
und er musste in den Tempel gehen.«
Noah warf Olivia einen fragenden Blick zu. »Ein religiöses Fest«, murmelte sie. »Im späten Frühling.«
»Joel kannte sie also schon ziemlich lange«, stellte Noah fest. »Wann hast du sie zum letzten Mal miteinander reden hören?«
»Letzten Donnerstag. Ich habe nicht gelauscht, aber die Wände sind dünn. Ich habe sie einfach … gehört.«
»Und was genau hast du gehört, Sasha?«, fragte Olivia, und das Mädchen wurde rot.
»Kann ich nicht sagen. Wirklich nicht.« Sie warf ihren Eltern einen panischen Seitenblick zu. »Bitte.«
Olivia dachte an den Lippenstift auf dem Kissen. »Schon gut.«
»Nein, das ist es nicht«, brach es aus Mrs. Fischer heraus. »Was ist hier los?«
»Waren Sie Donnerstagabend zu Hause, Ma’am?«, fragte Olivia.
»Nein. Donnerstags spielen wir Bridge.«
»Wir haben Beweise dafür gefunden, dass Joel ein Mädchen mit in sein Zimmer genommen hat. Und dieses Mädchen müssen wir finden.«
Mrs. Fischer schloss die Augen. »Wir kennen sie nicht. Bitte gehen Sie einfach.«
»Ma’am«, sagte Olivia eindringlich. »Gestern Nacht haben die Brandstifter wieder zugeschlagen, und dabei sind vier Menschen umgekommen. Ein Feuerwehrmann ist schwer verletzt worden, und später wurde ein Junge in Sashas Alter beinahe entführt. Mein Partner starb, als er ihn rettete. Wir müssen diese Leute fassen, und wenn Joels Freundin uns dabei helfen kann, müssen wir sie unbedingt sprechen.«
»Was können wir tun?«, fragte Mrs. Fischer schließlich.
»Wir haben kein Handy bei Joel gefunden«, sagte Noah. »Haben Sie es vielleicht?«
Beide Fischers schüttelten den Kopf. »Aber wir können für Sie die Anruflisten anfordern«, erbot sich Mr. Fischer.
Wieder zögerte Sasha. »Er hatte ein anderes Handy. Eines von diesen Prepaid-Telefonen. Er wollte seine Privatsphäre schützen, sagte er. So dass niemand sehen konnte, mit wem er telefonierte.«
»Woher weißt du das?«, fragte Noah.
Sie schob die Hand in ihre Tasche und holte ein Klapphandy hervor. »Er hat mir eins zum Geburtstag geschenkt. Er meinte, mit sechzehn bräuchte man etwas Privatsphäre. Tut mir leid, Dad.«
»Wie heißt das Mädchen?«, fragte Olivia. »Und weißt du, wo sie sich getroffen haben?«
»Mary. Aber den Nachnamen
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