Feuer / Thriller
Jedenfalls ist diese hier vor sechs Monaten erneuert worden, und zwar auf neun Jahre. Mehr geht nicht.«
»Wer hat dafür bezahlt?«
»Gute Frage. Für eine Antwort hätte ich etwas tiefer graben müssen, als ich wollte. Von Kreditkarten und solchen Sachen lasse ich lieber die Finger.«
»Also brauchen wir Hilfe«, stellte David unglücklich fest, und Tom zuckte mit den Schultern.
»Ethan ist kein schlechter Kerl, David.«
»Ja, ja, ist mir schon klar. Vergiss es. Was noch?«
Tom zog die Brauen hoch. »Gern geschehen.«
David grinste. »Danke. Was hast du noch gefunden?«
»Auf die Seite zu kommen war ziemlich leicht. Jemand muss sie ja auf dem neuesten Stand halten, und ich bin davon ausgegangen, dass es wahrscheinlich dieser Lincoln Jefferson ist. Ich habe ein bisschen mit Usernamen und Passwörtern herumgespielt und es ziemlich schnell herausgehabt. Der Username lautet ›AbeThomas‹, ein Wort. Und dreimal darfst du raten, wie das Passwort heißt.«
»Valla Eam«,
gab David zurück.
»Exakt. Ich wette, Lincoln hat die Site zusammen mit Professor Leeds eingerichtet, und der Prof hat ihm die Administrationsrechte gegeben. Als der Mann starb, hat Lincoln die Seite einfach behalten.«
»Während er immer verrückter wurde«, bemerkte David. »Also steht diese Website die ganze Zeit schon im Netz? Muss man nicht Servergebühren bezahlen?«
»Dieser Host bietet seine Dienste umsonst an. Das Konto läuft auf Leeds’ Namen. Ich habe die Aktivität überprüft und festgestellt, dass in der ersten Jahreshälfte nur wenig Besucher da waren. Aber im April, um die Zeit, als die Registrierung erneuert wurde, wurde es geschäftiger.«
»Und was für Leute klicken sie an?«
Tom holte ein Blatt Papier aus der Tasche. »Hier die Name, die ich zurückverfolgen konnte. Die anderen sind IP -Adressen, an die ich nicht herangekommen bin. Da wird dir wohl wieder nur Ethan bleiben.«
David überflog die Liste und runzelte die Stirn, als ein Name immer wieder auftauchte. »Den Namen kenne ich. Joel Fischer. Woher kenne ich den?« Er schloss die Augen. »Oh ja, jetzt weiß ich’s wieder. Am Montag habe ich Nachrichten gehört. Joel Fischer ist bei einem Autounfall umgekommen.«
»Stimmt. Jetzt, wo du es sagst.« Tom starrte nachdenklich ins Leere. »Er ist auf die Uni gegangen. Die verstärkte Webaktivität hat wahrscheinlich mit der Recherche zu einem Seminar zu tun.«
Oder er war an dem Feuer beteiligt,
dachte David. Und hatte den Wagen absichtlich von der Straße gelenkt, weil er mit der Schuld nicht mehr zurechtkam. Olivia war bei Joels Eltern gewesen, bevor sie gestern Abend zu ihm in die Hütte gekommen war. Und die furchtbaren Ereignisse ihren Lauf genommen hatten. »Er ist wichtig.«
»Und du sagst mir natürlich nicht, wieso«, sagte Tom ohne Umschweife. »Das ist uncool, David.«
David beugte sich vor und murmelte: »Er war an dem Brand im Neubau beteiligt.«
Toms Brauen schossen aufwärts. »Ehrlich? Aber er kam mir gar nicht wie ein gerissener Verbrecher vor. Er hat nicht versucht, seine Besuche auf der Seite zu verbergen, und er war wirklich oft dort. Allerdings verzeichnet die Seite seit gestern, als die Sache mit der Kugel bekannt wurde, einen wahren Besucheransturm.«
Olivia musste diese Information bekommen, aber David war nicht sicher, wie er sie ihr zukommen lassen sollte. Er überflog die Liste erneut. Es war erstaunlich, dass ein Name darauf fehlte.
»Lincoln taucht hier gar nicht auf«, bemerkte er. »Kein Wunder, dass der Bundesagent so sauer war. Lincoln befand sich zwölf Jahre lang sozusagen direkt vor seiner Nase und hat sich um die Website gekümmert. Aber sie müssen doch gewusst haben, dass Professor Leeds gestorben ist. Warum haben sie nicht nachgeforscht?«
»Falls keine neuen Inhalte eingestellt worden sind, haben sie vielleicht angenommen, dass sich nichts mehr tut. Vielleicht hat man irgendwann aufgehört, immer wieder nachzusehen. Tja, jedenfalls war das alles von meiner Seite aus. Rede mit Ethan, was die Kreditkartenzahlung für die Domain betrifft. Er weiß, wie man solche Sachen zurückverfolgt.«
»Ich fürchte bloß, seine Methoden, ›Sachen zurückzuverfolgen‹, sind nicht ganz legal«, murrte David.
»Na und? Willst du in der Legalität bleiben oder dafür sorgen, dass sich Grandma in deinem Haus wieder sicher fühlen kann?«
»Du hast recht. Ich rufe ihn an. Dank dir für deine Hilfe, Kleiner.«
»Jederzeit.« Tom drückte ihn kurz an sich, dann trat er grinsend
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