Feuer / Thriller
weitere Schüsse in rascher Abfolge. Er lag noch über Olivia und Crawford, als die Türen zur Polizeiwache aufflogen und sechs Officer mit gezogenen Waffen auf die Straße rannten.
Zitternd kam David auf die Knie. »Olivia. Olivia!« Er schob Crawford von ihr, und sein Herz setzte aus. Sie war voller Blut und regte sich nicht. »Olivia!« Er legte ihr zwei Finger an den Hals. Und war erleichtert. »Der Puls ist kräftig«, sagte er dem Officer, der neben ihm in die Hocke ging. »Ich komme klar. Helfen Sie den anderen.«
Der Mann rannte davon. David fühlte auch nach Crawfords Puls, aber der FBI -Mann war tot. Sein Blut ergoss sich aus einem riesigen Loch in der Brust auf das Straßenpflaster. Die Kugel hatte ihn durchschlagen und war in Olivias Körper stecken geblieben. Hatte sie wahrscheinlich in die Schulter getroffen.
Schnell knöpfte David ihre Bluse auf, um nach der Schusswunde zu sehen, und stieß einen erleichterten Seufzer aus, als er die Schutzweste freilegte.
»Was ist hier los?« Abbott ging neben ihm in die Hocke.
»Sie ist bewusstlos. Hat sich den Kopf auf dem Beton aufgeschlagen. Ich denke, das Blut ist von Crawford.« Vorsichtig zog David die Schutzweste beiseite und beruhigte sich noch mehr. Zwar zeigten sich bereits erste Anzeichen einer gewaltigen Prellung, aber er sah kein Blut, kein Einschussloch. Nur wunderschöne Haut. »Die Kugel hat die Schutzweste getroffen.«
»Gott sei Dank.« Abbott war fast blasser als Olivia. »Noch einen Todesfall hätte ich nicht ertragen.«
Olivia rührte sich und hob die Hand an den Kopf. »Au …«
David nahm ihre Hand und hielt sie fest. Nun, da er wusste, dass ihr nichts geschehen war, setzte das Zittern ein. Ihr Hut war ihr halb vom Kopf gerutscht, und er nahm ihn ab und legte ihn behutsam zur Seite. »Du kriegst eine riesige Beule, aber ich sehe nicht einmal eine Platzwunde.«
»Gut«, murmelte sie. »Die Stiche an deinem Kinn reichen für uns beide.«
Die hatte er ganz vergessen. Er tastete zögernd über sein Kinn und war froh zu spüren, dass die Naht gehalten hatte. »Kannst du dich hinsetzen?«
Sie nickte, und er half ihr und gab dem Bedürfnis nach, sie einen Moment lang einfach nur zu halten. Sie schauderte in seinen Armen. Oder vielleicht tat er es auch. »Crawford?«, fragte sie.
»Ist tot«, gab er zurück und empfand nur Bedauern, dass er ihnen nichts mehr hatte sagen können.
Noah kam schwer atmend angerannt. »Die Kugel wurde aus einem braunen Explorer, altes Modell, abgefeuert. Ich konnte ihn nicht mehr einholen. Das Nummernschild habe ich durchgegeben.«
»Was, zum Teufel, ist eigentlich passiert?«, wollte Abbott wissen.
»Crawford war Marys Stiefvater«, begann Olivia. »Ich habe versucht, Sie anzurufen, um Ihnen das zu sagen, aber Sie waren im Meeting mit dem Polizeichef und durften, wie man mir sagte, nicht gestört werden. Crawford hat behauptet, er wüsste nicht, wo wir Mary finden könnten, wollte uns aber gerade sagen, wer sonst noch in die Sache verwickelt ist, als ihn jemand erschossen hat.«
Abbott zog die Brauen zusammen. »Er wusste, wer der Erpresser ist und hat es uns nicht direkt gesagt?«
»Hat versucht, mit uns um Lincoln zu feilschen«, sagte Noah.
»Dieser elende Mistkerl«, spie Abbott aus.
Davids Gedanken wirbelten in seinem Kopf umher. »Er hat gesagt, er habe mit Marys Bruder gesprochen, der auch nicht gewusst habe, wo sie ist. Aber was, wenn dieser Bruder gelogen hat? Wenn Jonathan ebenfalls an der Sache beteiligt ist?«
Olivia sah Noah an, dann wieder David. Ihr Blick war verwirrt. »Und wer ist Jonathan?«
»Marys Bruder«, antwortete David.
Olivia mühte sich auf die Füße. »Nein. Marys Bruder ist Arzt. Er heißt Andy Crawford.«
David runzelte die Stirn. »Hat sie zwei Brüder? Einer heißt jedenfalls Jonathan.« Er erzählte ihnen, was Tom und er herausgefunden hatten.
»Dann hat Crawford Jonathan gemeint«, sagte Olivia. »Mit Andy kann er nicht gesprochen haben, weil ich es getan habe, als ich auf dem Weg hierher war. Andy kommt aus Wisconsin her, um uns bei der Suche nach Mary zu helfen.«
»Dann lasst uns Jonathan finden«, sagte David grimmig.
Mittwoch, 22. September, 18.20 Uhr
Er hätte es vorgezogen, Crawford mit einem Kopfschuss zu töten, hatte jedoch ein breiteres Ziel wählen müssen, da er aus einem fahrenden Wagen geschossen hatte. Crawford hatte mit Sutherland gestritten.
Hätte er ihnen von mir erzählt, dann wären alle längst auf ihre Autos zugerannt.
Im Augenblick
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