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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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spärlicher geworden, doch noch immer zogen einige ihre majestätischen Bahnen auf dem Kanal.
    »Hast du die Risse gesehen, Mauro?« Die weibliche Stimme kam von einem Balkon im ersten Stock.
    Milla blickte unwillkürlich nach oben.
    Der Palazzo, dessen Seitenansicht sich vor ihr erhob, war riesig und in leuchtendem Gelb gehalten: ein imposantes dreistöckiges Gebäude, das wie die Sonne selbst strahlte.
    »Mir ist nichts aufgefallen, carissima !« Die Männerstimme klang beschwichtigend.
    »Das hast du neulich schon gesagt. Bist du vielleicht blind?« Die Frau klang spitz. »Sie sind überall. Im ganzen Erdgeschoss. Als sei eine riesige Spinne über die Wände gekrochen. Dann sind dir sicherlich auch die feuchten Stellen auf den Marmorplatten entgangen?«
    »Die werden schon noch verschwinden, hat der Baumeister gesagt.«
    »So, hat er! Ebenso wie die Schimmelflecken in der Küche, wo den ganzen Tag ein Feuer brennt, das sie nicht zu trocknen vermag?«
    »Wir leben nun mal in Venedig, mein Täubchen. Da muss man gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen.«
    »Habe ich einen Pietro Bernardone zum Mann, der zu den klügsten Feuerleuten gehört, oder bin ich mit einem Narren verheiratet, dem man alles vormachen kann? Wir haben einen Fehler begangen, das ist es! Wir hätten hier erst gar nicht bauen sollen, schließlich stand früher an dieser Stelle eine Kapelle, in der die Wasserleute gebetet haben. Auf jeden Fall wäre es klüger gewesen, weitere Erkundigungen einzuziehen, bevor wir uns für diesen Mann entschieden haben. Dein berühmter Herr Baumeister scheint mir nämlich ein rechter Pfuscher zu sein!«
    »Ich werde ihn herbestellen. Dann muss er eine Lösung finden. Wir sind vor nicht einmal einem Jahr eingezogen …«
    »Das sage ich doch! Wie soll es da erst später aussehen? Und gib ihm bloß nicht den Rest des noch ausstehenden Geldes – sonst wird er gar nichts mehr machen!«
    Die beiden Stimmen verklangen.
    Unwillkürlich fröstelte Milla.
    Das leuchtende Gelb erschien ihr plötzlich trüber, beinahe, als stünde der große Palast bereits bis zu den Knien im Wasser. Diesen speziellen Hauch von Moder kannte sie auch aus Ysas enger Wohnung. Doch an den Wänden ihres Zimmers hatte sie bislang keinerlei Veränderungen bemerkt.
    Sie setzte sich erneut in Bewegung.
    Jetzt kam die Rialtobrücke in Sicht, die sie schließlich im Laufschritt überquerte. Mutter und Tante würden sie sicherlich mit Vorwürfen überhäufen, so spät, wie es inzwischen geworden war. Als Milla in den kleinen Hinterhof bog, hörte sie schon ihre aufgebrachten Stimmen, die aus der Küche drangen.
    »Ich lass mir keine Vorschriften machen«, schrie Savinia. »Du hast uns aufgenommen, dafür schufte ich aber auch von früh bis spät!«
    »Du willst also diesen ekelhaften Kerl weiterhin herumgockeln lassen?«, schrie Ysa zurück. »Die Leute reden schon. Das solltest du wissen, Schwägerin!«
    Es ging um Salvatore!
    Milla kauerte sich an die Wand, bestrebt, nicht ein Wort zu verpassen.
    »Lass sie reden! Schließlich bin ich seit Jahren allein, und wenn jetzt einmal ein Mann …«
    »Du hast bereits einen Mann, wenn du dich freundlicherweise erinnerst – meinen Bruder!« So zornig und gleichzeitig bitter hatte Ysa noch nie geklungen.
    »Ach, und wo ist dein feiner Bruder? Vielleicht hat er längst sein neues Glück gefunden, während ich mich hier wie lebendig begraben fühle. Aber damit ist jetzt Schluss! Ich will endlich mein Leben zurück. Wenn Leandro erst einmal offiziell für tot erklärt ist, gibt es einen Neuanfang für mich. Und den lasse ich mir von keinem nehmen, auch nicht von dir!«
    »Weißt du denn nicht, was dein großartiger Salvatore will?« Ysas Stimme zitterte. »Auf das rote Haus ist er scharf, nicht auf dich! Wenn er herausbekommt, wie die Dinge wirklich liegen, ist es aus mit seiner Leidenschaft, das garantiere ich dir!«
    »Du wirst es ihm nicht sagen.« Jetzt schrie Savinia.
    »Du willst seine Glut also weiter schüren? Was genau hast du ihm in Aussicht gestellt? Heraus mit der Sprache!«
    »Das geht dich gar nichts an!«
    »Denkst du, ich wüsste nicht, dass du mit ihm nach Castello ziehen sollst? Als was, wenn ich fragen darf? Als seine Haushälterin? Oder lieber doch als seine Hu…«
    Für einen Augenblick war es still, dann hörte Milla, wie etwas klirrend zu Boden fiel.
    Madonna – gingen die beiden in der Küche jetzt wahrhaftig aufeinander los?
    Sie sprang auf und rannte hinein.
    »Was macht ihr da?«, rief

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