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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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und plötzlich lag sie vor mir, diese Karte …«
    »Du warst bei Wasserleuten?« Ysas Sommersprossen wirkten wie eingebrannt. »Haben sie dich dazu gezwungen?«
    »Niemand hat mich zu irgendetwas gezwungen!«, protestierte Milla. »Ich war freiwillig dort.«
    »Du kennst sie nicht.« Ysa schüttelte den Kopf so heftig, als könnte sie gar nicht mehr damit aufhören. »Sie sind anders als wir. Wir kommen aus ganz verschiedenen Welten!«
    »Weil es manchmal bläulich um sie schimmert?«
    »Das hast du auch gesehen?«, rief Ysa entsetzt.
    »Ja, und es will mir einfach nicht mehr aus dem Kopf«, sagte Milla. »Wie kann so etwas möglich sein? Weißt du eine Antwort darauf?«
    »Und ob! Zauber ist es, teuflisches Blendwerk. Diese Wasserleute halten sich für auserwählt, aber du ahnst ja nicht einmal, wozu sie fähig sind. Ich hätte dich schon früher vor ihnen warnen sollen, aber jetzt tue ich es mit allem Nachdruck. Halte dich von ihnen fern – das musst du mir versprechen!« Ysas rötliche Locken flogen ihr um den Kopf, so erregt war sie.
    »Was haben die Wasserleute denn getan?«, wollte Milla wissen. »Es klingt ja, als würdest du sie hassen.«
    »Das ist eine lange, komplizierte Geschichte. Man kann ihnen jedenfalls nicht trauen, soviel musst du wissen. Damals nicht – und heute erst recht nicht!«
    »Aber diese Insel …«
    »Vergiss sie! Du könntest sie ohnehin niemals betreten. Ebenso wenig wie ich.«
    »Es gibt sie also?«, sagte Milla. »Aber warum spricht dann niemand darüber?«
    »Aus gutem Grund.« Ysas Tonfall war noch schärfer geworden. Wo war ihr gewohnter Humor geblieben, wo ihre Gelassenheit? »Ihretwegen sind schon genug Verbrechen geschehen. Vielleicht wäre Leandro sonst einiges erspart geblieben.« Den letzten Satz schien sie sofort zu bereuen, denn sie presste die Lippen fest aufeinander.
    Milla musterte sie mit gerunzelter Stirn.
    »Er hat auch von dieser Insel gewusst?«, fragte sie, weil plötzlich diese Gewissheit in ihr aufstieg und sie gar nicht anders konnte, als es auszusprechen. »Musste Vater deshalb verschwinden?«
    »Sei still!« Jetzt schrie Ysa, um sich gleich danach gehetzt umzuschauen und dann erneut verschwörerisch die Stimme zu senken. »Kein Wort mehr. Auch wenn du es nicht verstehst, wirst du gehorchen – zu deinem und unserem Schutz!«
    Sie lief los, in Richtung Hafen.
    »Kommst du?«, rief sie über die Schulter. »Oder willst du nicht nach Venedig zurück?«
    Milla blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    Natürlich ließ sich das Erlebte nicht abtun, als sei nichts geschehen. Den ganzen Abend im ippocampo sprachen Ysa und Milla nur das Nötigste miteinander, um die Abläufe in der Taverne nicht zu gefährden. Zum Glück war es so voll, dass Savinia nichts davon bemerkte, weil sie mit fliegenden Händen am Herd arbeitete.
    Für Milla allerdings war es lediglich ein Aufschub.
    Sie dachte nicht daran, Ysas Gebot zu befolgen. Was immer es mit dieser Insel auf sich haben mochte – sie würde es herausfinden!
    Als sie sich schließlich zu dritt auf den Heimweg machten, war der nächtliche Himmel über ihnen von Wolken überzogen, die den Mond verdeckten und die engen Gassen noch dunkler wirken ließen.
    Plötzlich blieb Savinia stehen.
    »Dort hinten ist es auf einmal so hell«, sagte sie und deutete zum Canal Grande. »Beinahe, als ob …«
    »Feuer!«, schrie Milla und begann loszurennen. »Es brennt – lichterloh!«
    Savinia und Ysa ließen ihre Körbe fallen und folgten ihr.
    Auf dem dunklen Wasser trieb eine Schar brennender Gondeln, verbunden mit dicken Seilen, einer gespenstischen Prozession gleich, die trotz aller Schrecklichkeit beinahe apokalyptische Schönheit besaß. Das Feuer hatte sich tief ins Holz gefressen, knisterte und knackte, loderte und krachte, als wollte es seinen unaufhaltsamen Sieg weithin verkünden. Die einstmals festen Formen lösten sich mehr und mehr auf, als gäbe es keine Trennung mehr zwischen Feuer und Wasser, die immer dichter ineinander verschmolzen.
    Von überallher kamen Menschen angelaufen, die zunächst fassungslos auf dieses Spektakel starrten.
    »Wir müssen löschen«, rief ein Mann. »Beeilt euch!«
    »Ich fürchte, wir kommen zu spät«, schrie eine Frau zurück. »Sie sind zum Untergang verdammt!«
    Eilig wurde alles losgemacht, was einen Bug hatte und gerade zur Hand war, Männer stürzten an die Ruder, um die Gondeln zu retten.
    Milla stand wie angewurzelt da.
    Dort drüben brannte auch die grüne Gondel, bei

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