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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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deren Stapellauf sie dabei gewesen war! Alles, was Marin Donato ihr in der Werft erzählt hatte, wirbelte wild in ihrem Kopf durcheinander.
    Ein Gefäß, erschaffen von Menschenhand … Wasser, das uns trägt und hält … Gondelbau ist eine Kunst … wie sonst sollte die Stadt überleben …
    Inzwischen umkreisten viele Boote die brennenden Gondeln. Männer füllten unermüdlich Eimer und Bottiche mit Wasser aus dem Kanal und gossen es auf das Feuer. Es brodelte und zischte, als wehrte sich ein riesiges Tier gegen diese unerwünschte Einmischung.
    Schwaden stiegen auf.
    Am liebsten wäre Milla hineingesprungen, um eigenhändig beim Löschen zu helfen. Die Männer gaben alles, schöpften und schwitzten, und irgendwann gelang es dem im Übermaß eingesetzten Wasser, den Brand zu besiegen.
    Allerdings mit schrecklichem Resultat.
    Aus den einstmals makellosen Gondeln waren bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Gerippe geworden, die müde und zerbrechlich auf den Wellen schaukelten. Nur die grüne Gondel schien mehr Glück gehabt zu haben, weil sie offenbar als letzte angezündet worden war.
    »Wer ist denn nur zu so etwas fähig?«, rief Milla. »All diese Gondeln sinnlos zu zerstören – dieser Wahnsinn will mir einfach nicht in den Kopf!«
    Savinia zuckte resigniert die Achseln. Ysa dagegen machte ein zorniges Gesicht.
    »In meinen Augen eine unmissverständliche Warnung«, sagte sie. »Ich kann nur hoffen, dass die, an die sie gerichtet waren, sie auch richtig verstanden haben. Sonst wird bald noch Schlimmeres geschehen!«
    Sie hatte das Wort Wasserleute nicht einmal aussprechen müssen.
    Milla wusste auch so, wen Ysa gemeint hatte.
    Am nächsten Morgen dachte Milla, sie sei einfach nur zu spät dran, weil die meisten Stände am Markt wie leer gefegt waren. Wo sich sonst buntes Gemüse türmte, alltäglich mit Booten vom Festland angeliefert, blickte ihr heute nur blankes Holz entgegen. Und es herrschte eine seltsame, fast bedrohliche Stimmung, eine explosive Mischung aus Ärger und Angst, die ihr unter die Haut fuhr und die Kehle eng werden ließ.
    Zwei stämmige Schwestern, bei denen Savinia gelegentlich einkaufte, winkten ab, als sie näher kam.
    »Wir haben nichts, das siehst du doch!«, riefen sie im Chor. »Oder bist du blind, Kleine?«
    Verdutzt ging Milla weiter.
    An einem anderen Stand entdeckte sie einen Rest Spinat, den sie schnell aufkaufte, obwohl er dreimal so viel wie sonst kostete, um wenigstens irgendetwas nach Hause zu bringen, sowie gleich nebendran ein paar Bündel grünen Spargel, die sich ebenfalls als sündteuer erwiesen. Von Frühlingsmöhrchen, wie Ysa sie ihr aufgetragen hatte, oder Broccoli nirgendwo eine Spur. Allmählich wurde ihr immer mulmiger zumute. Was sollte ihre Mutter auf die Teller bringen, wenn es so gut wie nichts mehr gab?
    Schließlich winkte der dicke Händler sie heran.
    »Hab ich es dir nicht schon neulich prophezeit, Mädchen?«, rief er klagend. »Aushungern wollen sie uns, diese hundsgemeinen Kerle vom Festland, die sich mit den Deutschen und den Spaniern zusammengetan haben. Und jetzt sind auch noch die Franzosen diesem verdammten Bund beigetreten, um unseren Untergang zu besiegeln. ›Liga von Cambrai‹ – wenn ich das schon höre! In meinen Augen ist das nichts als ein Haufen Neider, die Venedig fertigmachen wollen.«
    »Heißt das, es wird Krieg geben?« Millas Augen waren riesengroß.
    »Wir haben bereits Krieg!« Er blies die fleischigen Wangen auf. »Und zwar hier, in unserer Stadt, auch wenn die Liga noch nicht einmarschiert ist. Hast du nicht von den brennenden Gondeln gehört? Die ganze Stadt redet von nichts anderem!«
    »Ich war sogar dabei. Es war so schrecklich, zuschauen zu müssen und nichts dagegen unternehmen zu können!«
    »Es wird noch schlimmer kommen! Aus verlässlicher Quelle weiß ich, dass der Große Rat eifrig Soldaten ausheben lässt. Eine riesige Armee soll es werden – nicht nur aus dem gesamten Veneto, wie bisher. Jetzt müssen auch unsere jungen Männer daran glauben!«, rief er.
    Für einen kurzen Augenblick blitzten Lucas Lagunenaugen vor Milla auf. Ob sie auch ihn an die Waffen zwingen würden? Und was war mit Marco?
    Drohte ihm ein ähnliches Schicksal?
    »Wenn jetzt auch noch der Heilige Vater in Rom seinen Bann über unsere Stadt ausspricht, stehen wir ganz allein da.« Der Dicke begann aufgeregt mit den Händen zu wedeln. »Für spezielle Kunden gibt es natürlich trotzdem Ausnahmen«, murmelte er. »Und deine Mutter rechne ich

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