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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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selbstredend dazu.«
    Milla fasste neuen Mut.
    »Dann möchte ich gern Artischocken«, sagte sie und schob für einen Augenblick all die düsteren Gedanken an Feuer und Rauch beiseite.
    »Artischocken!« Der Händler bekam einen Lachanfall, an dem er fast erstickt wäre. »Die gibt es doch schon seit letzter Woche nicht mehr!«
    »Aber meine Mutter …«
    »… kann froh sein, wenn ich ihr etwas von meinen heimlichen Schätzen zukommen lasse.« Er kramte unter dem Stand herum und kam mit zwei rissigen Stoffbeuteln wieder nach oben. »Saubohnen kann ich anbieten. Und dann das hier – Castraure –, richtig zubereitet sind sie eine Delikatesse!«
    »Deine hässlichen Disteln kannst du selbst essen!«, rief Milla empört.
    »Sie gehören zur Familie der Artischocken, und ihre Knospen schmecken ganz vorzüglich. Aber wenn du nicht willst – bitte sehr! Ich habe Dutzende anderer Anwärter.« Blitzschnell waren die Säckchen wieder verschwunden.
    »Doch, doch«, rief Milla, die sich lieber nicht vorstellen wollte, wie Savinia reagieren würde, wenn sie mit nahezu leeren Händen nach Hause kam. »Ich nehme alles!«
    Als sie ihm ihre letzten Münzen in die Hand zählte, begann er zu grinsen. »Da haben wir zwei doch noch ein anständiges Geschäft miteinander gemacht«, raunte er. »Versuch es in den nächsten Tagen wieder bei mir, obwohl ich natürlich für nichts garantieren kann. Wer kann schon sagen, wie lange es überhaupt noch Gemüse in Venedig geben wird …«
    »Wie wäre es stattdessen hiermit?«
    Milla fuhr herum – diese Stimme kannte sie inzwischen!
    Luca stand vor ihr, in der linken Hand einen Eimer, in dem Krebse wuselten. Darüber hingen mehrere Selleriestangen, knackig und grün.
    »Für eure Taverne, Milla.«
    Aus seinem Mund klang ihr Name so weich, dass sie ihn am liebsten wieder und wieder von ihm gehört hätte. Er schien seinen gestrigen Unmut überwunden zu haben. Lucas Stirn war glatt, das Gesicht freundlich.
    Was noch lange nicht hieß, dass auch sie alles vergessen hatte.
    »Woher hast du das Gemüse?«, sagte sie. »Auf dem ganzen Markt war doch so gut wie nichts zu bekommen!«
    »Man muss eben wissen, wen man fragt«, sagte er. »Und wissen, wem man es gibt.«
    »Was willst du dafür?«, fragte sie, während ihr Herz schneller zu schlagen begann. »Du verlangst doch sicherlich eine Gegenleistung.«
    »Allerdings.« Puntino strich um Lucas Beine. Hatte der Kater ihn dieses Mal zu ihr geführt? »Gehen wir ein Stück?«
    »Wozu?«
    »Um ungestört zu reden.«
    »Das können wir auch hier. Also?«, fragte sie. »Was willst du?«
    »Dich wiedersehen. Heute, an der Rialtobrücke. Wenn es vier schlägt.«
    »Ausgeschlossen!«, rief Milla. »Da muss ich arbeiten.«
    Luca lächelte und sah ihr dabei direkt in die Augen.
    »Nachmittags habt ihr geschlossen. Du kannst also, wenn du willst. Willst du, Milla?«
    Sie spürte, wie ihr Widerstand schmolz. Ysa würde zornig werden, wenn sie dahinterkam, aber sie brauchte es ja nicht zu erfahren.
    »Ich muss los«, brachte sie schließlich hervor. »Sonst gibt es Ärger.«
    »Vergiss deinen Sellerie nicht. Ich werde warten!«
    Bevor sie sich dagegen wehren konnte, hatte er ihr den Eimer in die Hand gedrückt. Milla sah ihm nach, wie er davonging, aufrecht und stolz, und wieder musste sie unwillkürlich an einen Prinzen denken – einen gefährlichen Prinzen allerdings, wenn Ysas Warnungen berechtigt waren.
    Auf dem Rückweg ins ippocampo legte sie sich eine möglichst glaubwürdige Geschichte zurecht, die die Herkunft von Krebsen und Sellerie erklären könnte. Doch als sie in der Taverne eintraf, riss Ysa ihr die Einkäufe so ungeduldig aus der Hand, dass sie gar nichts mehr sagen musste.
    »Wir haben schon gehört, wie leer gefegt der Markt heute war.« Neugierig beäugte sie Millas Ausbeute. »Dafür hast du dich aber wacker geschlagen. Sogar Krebse konntest du ergattern. Und Selleriestangen …«
    »Her damit!«, rief Savinia vom Herd aus. »Ich werde sie in Weißwein dünsten. Der Sellerie macht meinen Bohneneintopf frischer. Und die Castraure kommen natürlich ins Risotto. Beeil dich, Milla! Die ersten Gäste sind auch schon da. Man könnte fast meinen, das schaurige Spektakel von gestern habe sie noch hungriger gemacht!«
    Als sie Salvatore auf seinem Lieblingsplatz hocken sah, erstarrte Milla. Bislang war er immer nur abends aufgetaucht. Was trieb er um diese Uhrzeit hier? Hatte das nun etwa zu bedeuten, dass er sie auch noch zweimal am Tag heimsuchen

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