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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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untrennbar ineinander verwoben.
    Sie machte ein paar Schritte auf das Boot zu und blieb erneut stehen, als sich langsam eine Gestalt daraus erhob. Sie war in einen dunklen Umhang mit Kapuze gehüllt, die auch den Kopf bedeckte, und damit eigentlich unkenntlich. Und dennoch schlug etwas in Milla an, für das sie keine Erklärung besaß.
    Die Gestalt warf die Kapuze zurück.
    Schwarze Haare. Ein schmales, ernstes Gesicht, nach dem sie sich gesehnt hatte, obwohl sie es nicht hatte wahrhaben wollen.
    Eine mittlerweile vertraute Stimme, die tief bis in Millas Innerstes drang.
    »Ich kann dich rudern, Milla. Wohin auch immer du willst. Die ganze Nacht habe ich hier auf dich gewartet.«

Fün f tes Kapitel
    Wie geschickt er das sandolo durch die Lagune manövrierte, als kenne Luca jede Untiefe, als seien ihm alle gefährlichen Strömungen bekannt! Während sich unter dem dünnen Hemd das Spiel seiner Muskeln abzeichnete, kräuselte das Ruder die grünliche Wasseroberfläche wie eine Liebkosung. Eins schien er mit dem Wasser zu sein, seinem Element zutiefst verbunden. So hatte Milla es zuvor nur bei ihrem Vater erlebt, der Feuer beherrschen konnte wie kein anderer.
    Stundenlang hätte sie ihm so zusehen können, doch sie blieben nicht lange allein. Je weiter Venedigs Silhouette hinter ihnen verschwand, desto häufiger kreuzten andere Boote ihre Route. Es waren Fischer, die die Netze einholten oder die großen Stellnetze leerten, um ihre Fänge rechtzeitig auf den Markt zu bringen. Manche hoben grüßend die Hand, sobald sie den Ruderer erblickten, andere zogen die Mütze vom Kopf und verneigten sich. Kaum einer, der Luca nicht Respekt erwiesen hätte, was für ihn selbstverständlich schien, während Milla immer größere Augen bekam.
    War ihr erster Eindruck eines Prinzen doch richtig gewesen?
    Obwohl die körperliche Anstrengung Luca ordentlich schwitzen ließ, blieb seine noble Ausstrahlung unverändert.
    »Das Meer verrät uns nicht«, sagte er plötzlich. »Es schenkt uns seine Schätze, egal, was wir Menschen tun.«
    »Etwas Ähnliches hat Marin auch zu mir gesagt«, entgegnete Milla. »Allerdings hat es aus seinem Mund anders geklungen. Ohne die Bitterkeit, die ich aus deinen Worten höre.«
    Ein kurzes, dunkles Lachen.
    »Mein Onkel ist ein Träumer«, sagte Luca. »Jemand, der nicht aufhören will, an das Gute zu glauben, auch wenn alles dagegen spricht.«
    »Und du, du glaubst nicht daran?« Milla war aufgesprungen. »Warum bist du dann überhaupt hier?«
    »Ich konnte nicht anders.«
    Im Morgenlicht war sein Gesicht nackt. Jede Pore konnte Milla erkennen, jeden Schatten. All seine Zweifel.
    Etwas zwang sie zum Weiterreden.
    »Weil du denkst, ich sei die Einzige, die dich zu dieser Gondel bringen kann, nach der ihr so sehr giert?«
    Luca senkte den Kopf. Als er sie wieder ansah, schimmerte es zartblau um ihn.
    »Ich mag es, dich atmen zu sehen«, sagte er. »Frag mich nicht, weshalb, aber so ist es nun einmal. Manchmal macht mich das richtig zornig. Denn eigentlich sollte ich dich ja hassen. Aber das kann ich nicht. Stattdessen …«
    »Stattdessen?«, wiederholte sie leise.
    »… stiehlst du mir den Schlaf. Ich ertappe mich dabei, alte Regeln zu hinterfragen, und tue Dinge, die ich niemals hätte tun dürfen. Und jetzt fange ich auch noch an, lauter Unsinn zu reden! Mein Leben war einfacher, bevor du mir begegnet bist.«
    »Meines auch, das darfst du mir glauben!«, rief Milla. »Du kannst noch immer umkehren, Luca.«
    »Ich bringe dich, wohin du willst. Wie versprochen.«
    Milla ließ sich auf die schmale Bank zurücksinken.
    Seine Worte hatten sie in ein merkwürdiges Gemisch aus Hoffen und Bangen versetzt, und was er sagte, hatte aufrichtig geklungen. Wie gern hätte sie ihm geglaubt!
    Aber hatte Ysa sie davor nicht eindringlich gewarnt?
    Über ihnen ließen sich Möwen treiben, stürzten hinab in die Fluten, jagend einander im Tiefflug, um pfeilschnell zurück in den blanken Himmel zu schießen. Dann tauchte Murano vor ihnen auf, gleißend hell in der Morgensonne.
    »Du musst dich weiter westlich halten«, sagte Milla, während sie der Insel immer näher kamen. »Dort drüben ist eine kleine Anlegestelle. Da will ich aussteigen.«
    Schweigend folgte er ihrer Aufforderung.
    War sie schon bei ihrem Besuch mit Ysa aufgeregt gewesen, begann Milla nun zu zittern, als Luca das sandolo an einem der schlickbedeckten Pfosten vertäute.
    Was würde sie finden? Und was, wenn sie nichts fand?
    Ihr Begleiter hatte sich

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