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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Dazu war mein bisheriger Weg zu lang und dornenreich.«
    Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut. Ein seltsames und süßes Gefühl von Schwäche machte sich in ihrem Magen breit.
    »Lass mich in Ruhe!«, verlangte Milla. »Ich will nichts von dir. Gar nichts!«
    »Warum nur glaube ich dir das nicht, Milla Cessi?«, sagte er leise. »Kannst du mir das verraten?«
    »Milla!«, ertönte es von drinnen. »Lass endlich deine Katzen und hilf uns beim Aufräumen.«
    Sie drehte Marco den Rücken zu und wollte hineineilen, er aber umschlang sie mit beiden Armen und hielt sie fest.
    »Hast du eigentlich schon einmal geküsst?«, flüsterte er in ihr Ohr.
    Beinahe hätte sie genickt.
    »Nein? Dann solltest du dir nicht mehr allzu lange damit Zeit lassen! Deine Lippen können es kaum erwarten!«
    Milla spürte eine zarte Berührung am Hals, die ihr die winzigen Härchen auf den Armen aufstellte und sie plötzlich ganz willenlos werden ließ. Für einen Augenblick gab sie sich diesem neuen, betörenden Gefühl hin, dann aber erwachte ihr Widerspruchsgeist.
    War er der Nächste, der sie sich gefügig machen wollte?
    Er sollte etwas erleben!
    Milla riss sich los, rammte Marco den Ellbogen in den Bauch und stürzte zurück in die Küche. Ihr Gesicht glühte, als sei sie versehentlich in der Sonne eingeschlafen.
    Die beiden Frauen starrten sie besorgt an.
    »Du bist ja ganz aufgelöst«, rief Ysa. »Den ganzen Tag kommst du mir schon so merkwürdig vor. Was hast du denn nur?«
    Milla holte tief Atem. Diesen bohrenden Blicken konnte sie nicht mehr lange standhalten, das war ihr klar.
    »Etwas Schreckliches ist geschehen«, sagte sie rasch. »Das mich seit heute Morgen bedrückt.«
    Und dann brachte sie Cassianos Mietforderung zur Sprache.
    Sie fand keinen Schlaf, obwohl sie todmüde war. Immer wieder erhob sich Milla von ihrem Bett, wanderte im Zimmer auf und ab, um endlich zur Ruhe zu kommen, grübelte, überlegte und verwarf das Gedachte schon im nächsten Augenblick, legte sich wieder hin und streckte sich aus, doch der Schlaf floh sie beharrlich, als wäre er plötzlich ihr Feind.
    Irgendwann war sie so erschöpft, dass sie doch einnickte.
    Rostiges Möwengeschrei weckte sie. Die erste Dämmerung kroch muschelgrau ins Zimmer – und plötzlich wusste Milla, was zu tun war.
    Sie benetzte ihr Gesicht mit Wasser, fuhr in die Kleider und nahm das Silberstück von der Truhe, auf die sie es gestern Abend beim Ausziehen gelegt hatte. Für den Bruchteil eines Augenblicks empfand sie so etwas wie schlechtes Gewissen, aber Marin Donato hatte seine Suppe nicht angerührt, und sie hatte beobachtet, wie Ysa sie später beherzt einem anderen Gast serviert hatte.
    Die Münze war gut investiert, davon war Milla überzeugt.
    Jetzt musste es ihr nur noch gelingen, unbemerkt hinauszukommen. Natürlich würde es schrecklichen Ärger geben, wenn ihre Mutter und Ysa bemerkten, dass sie fort war.
    Doch das nahm sie gern in Kauf.
    Auf Zehenspitzen schlich sich Milla aus der Wohnung, hinaus in eine Stadt, die kurz vor dem Erwachen war, ein Ort, gefangen zwischen Wasser und Land, zwischen Traum und Wirklichkeit. Der Himmel über ihr zeigte alle nur denkbaren Schattierungen von Grau bis zu zartem Rosa, die Häuser aus Holz oder Stein hatten auf einmal weiche Konturen bekommen. Das Wasser der Kanäle schimmerte in geheimnisvollem Grün, als berge es tausend und mehr Geheimnisse.
    Und war es nicht vielleicht wirklich so?
    Bisher hatte sie das alles als selbstverständlich empfunden. Doch was wusste sie wirklich von dem Element, dem Venedig in Vorzeiten entstiegen war – die einzige Stadt ohne Mauern, die sich ganz und gar dem Schutz des geflügelten Löwen unterstellt hatte? War die Stadt zum Untergang verdammt, weil sich Feuer- und Wasserleute gegenseitig verletzen wollten?
    Eine vage Hoffnung trieb Milla zu jener Stelle, an dem sie zusammen mit Ysa das sandolo bestiegen hatte, das sie beide nach Murano gebracht hatte. Damals hätten sie unter verschiedenen Booten auswählen können, doch heute lag nur ein einziges am Anlegeplatz vertäut, so klein und schmal, dass Milla bei seinem Anblick der Mut schwand.
    Wie sollte sie allein zustande bringen, was nicht einmal mit der Hilfe ihrer Tante möglich gewesen war?
    Sie blieb stehen, schaute hilfesuchend nach oben.
    Das Grau war verschwunden. Wie ein Feuerschweif zogen leuchtendes Rosa, Rot und Gold über den Horizont. Die Lagune schimmerte wie Seide, Grün und Blau blitzten auf, durchmischt mit Silber,

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