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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Marco.
    Millas Furcht verwandelte sich in Zorn. Vorhin hatten die Wasserleute sie bitter enttäuscht. Nun befand sie sich unter lauter Feuerleuten und wurde behandelt wie eine Gefangene!
    »Macht Ihr jeden erst einmal blind und stumm, mit dem Ihr sprechen wollt?«, fragte sie. »So etwas würde mein Vater niemals billigen!«
    »Du riskiert viel, Milla Cessi«, sagte der Alte nach einer Weile. »Unter anderen Umständen würde mir das vielleicht sogar gefallen. Heute aber solltest du dich vorsehen, sonst könntest du es bereuen!«
    Er meinte, was er sagte, das verriet sein unerbittlicher Gesichtsausdruck, der Milla erneut ängstigte.
    »Du schuldest dem Admiral Respekt!«, rief Federico, während Paolo ihm verzweifelt Zeichen gab, den Mund zu halten. »Er befehligt das Arsenal, ohne das Venedig verloren wäre. Mach einfach, was er sagt – und dir wird nichts geschehen.«
    Es war tatsächlich der Admiral, der ihr gegenüberstand!
    Milla spürte, wie sich die feinen Härchen auf ihren Armen aufstellten.
    »Schweig!«, donnerte er. »Ihr solltet sie herbringen. Damit ist Euer Auftrag erledigt. Geht nach draußen und wartet dort, bis ich mit ihr fertig bin.«
    Die beiden Männer gehorchten schweigend.
    »Wo ist die Gondel?«, fragte der Admiral, nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Ich bin sicher, du weißt es!«
    »Nein«, sagte Milla mit klopfendem Herzen. »Da täuscht Ihr Euch.«
    Sein stechender Blick ging ihr durch und durch und ließ sie frösteln.
    »Bellino hat mir erzählt, dass du vor Kurzem auf Murano warst«, fuhr er fort. »Und das nicht allein. Du hast einen von diesen … Kreaturen mitgenommen, ausgerechnet den jungen Donato. Hat nun er, was einzig und allein uns zusteht?«
    Zornig funkelte Milla Marco an.
    Dass die Glasbläser geredet hatten, verwunderte sie nicht weiter. Aber bei Marco war es eine andere Sache. Elender Verräter, dachte sie. Ich werde schon eine passende Gelegenheit finden, um dich dafür büßen zu lassen!
    »Die Gondel, nach der Ihr sucht, war nicht auf Murano«, erwiderte sie.
    »Wo ist sie dann?«
    Milla zuckte die Achseln.
    »Das kann ich Euch leider nicht sagen …«
    »Du wirst es müssen!«, unterbrach sie der Admiral. »Sonst wirst du alles verlieren. Du liebst doch deine Mutter und deine Tante, oder?«
    Milla überlief es eiskalt.
    Hatte er vor, ihnen etwas antun zu lassen?
    »Hört mir zu«, sagte sie bittend. »Ich würde Euch ja gern helfen. Aber ich weiß leider ebenso wenig wie Ihr …«
    »Ich gebe dir Zeit bis zum Fest von San Marco.« Die Stimme des Admirals war eisig und unerbittlich. »Sollte die Gondel bis dahin nicht in meinen Händen sein …«
    »Aber das sind nur drei lausige Tage!«, schrie Milla. »Wie soll ich das machen?«
    »Deine Angelegenheit, Milla Cessi!« Er wandte sich zu Marco um, der blass und fahrig wirkte. »Du wirst inzwischen ein Auge auf sie haben, Bellino! Ich möchte jederzeit wissen, wo sie ist und was sie tut. Und sollte sie tatsächlich noch einmal die Dreistigkeit besitzen, sich mit jenen Wasserleuten zusammenzutun, so erfahre ich es als Erster – verstanden?«
    Marco nickte, ohne Milla anzusehen.
    »Dann hol die anderen wieder herein, damit sie sie wegbringen können.«
    Als Marco an ihr vorbei zur Tür ging, hielt er kurz neben Milla inne, als wollte er etwas sagen.
    Demonstrativ drehte sie sich zur Wand.
    Wie hatte sie ihn jemals anziehend oder gar aufregend finden können? Jedes freundliche Gefühl für ihn war verschwunden, jetzt betrachtete sie Marco nur noch als Gegner. Aber er sollte sich nicht zu früh freuen. Und wenn er hundertmal zu ihrem Aufpasser bestimmt war – sie würde Mittel und Wege finden, um ihn gründlich in die Irre zu führen!
    Paolo und Federico nahmen sie in die Mitte, um sie hinauszuführen.
    »Wollt Ihr mich nicht lieber wieder fesseln?«, rief Milla aufsässig und streckte ihnen die Hände entgegen. »So gemeingefährlich, wie ich nun mal bin?«
    »Mit deinen frechen Sprüchen kommst du eines Tages noch in Teufels Küche«, murmelte Paolo, während Federico ihr erneut die Augen verband.
    Doch er hatte es zu nachlässig gemacht. Die Binde saß nicht fest genug. Es gab einen Spalt, durch den Milla sehen konnte.
    Sie wählten einen anderen Rückweg, eine Art Abkürzung, wie sie feststellte, vorbei an endlosen Hallen, aus denen laute Geräusche drangen. Einige Männer kamen ihnen entgegen, und starrten verblüfft das Mädchen mit den verbundenen Augen an, das zwischen zwei Bewachern ging –

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