Feuer und Glas - Der Pakt
werden Luca und ich heiraten.« Alisar sah aus wie eine Katze, die den Sahnetopf entdeckt hatte. »Jetzt zieh doch kein so mürrisches Gesicht! Schließlich habe ich deshalb den weiten Weg von Konstantinopel nach Venedig zurückgelegt.«
Nicht einmal sonntags ruhten die Arbeiten im Arsenal – das galt erst recht jetzt, da Venedig sich im Krieg befand. Doch wegen unzähliger Zusatzstunden hatten die Arbeiter zu murren begonnen, und so war dem Admiral nichts anderes übriggeblieben, als am Tag des Herrn die Schichten zu verkürzen, damit es nicht zur Revolte kam.
Wie inbrünstig er den Alten hasste!
Noch mehr jedoch verabscheute Salvatore jenen aufgeblasenen Gecken, den der zu seinem Sprachrohr erhoben hatte. Allein die Vorstellung, wie Marco Bellinos glatte Fratze versteinern würde, sobald er entdeckte, dass sich jemand heimlich am Schwarzpulver bedient hatte, war überwältigend. Der Admiral duldete keinen Fehler, das war allgemein bekannt. Bellino würde degradiert. Oder, was noch besser wäre, auf der Stelle entlassen.
Er stieß die Sackkarre mit schweren Hanfbündeln ungeduldig voran. Falls jemand ihn beobachtete, würde er einen Reeper sehen, der vermeintlich seiner Arbeit nachging – wenngleich er sich in der falschen Richtung bewegte. Salvatore war nicht zum ersten Mal zur alten Lagerhalle unterwegs. Seitdem er wusste, wo das Schwarzpulver gelagert war, hatte er nichts unversucht gelassen, um dort einzudringen.
Von vorn war es unmöglich, das hatte er schnell herausgefunden. Das Schloss war massiv, und an den Schlüssel heranzukommen, den der Admiral wie seinen Augapfel hütete, hätte bedeutet, ihn aus dem Weg räumen zu müssen.
Aber besaß die alte Halle nicht noch einen hinteren Zugang?
An diesem hatte sich Salvatore in den vergangenen Tagen immer wieder zu schaffen gemacht, und als er heute davor angelangt war, entdeckte er, dass seine Taktik aufzugehen schien. Das Wasser, das er mehrfach über den unteren Teil der Tür gegossen hatte, hatte das verwitterte Holz aufquellen lassen. Jetzt zog er einen langen Haken unter den Hanfbündeln vor, setzte ihn an und benutzte ihn wie einen Hebel.
Schweiß rann von seiner Stirn, doch er ließ nicht locker, bis es knirschte und knackste. Dann gab das morsche Holz nach. Endlich war ein Spalt entstanden, durch den er sich zwängen konnte.
»Santa Madonna!«, fluchte Salvatore, als er sich platt auf den Boden legen musste, um sich wie ein Wurm ins Innere zu schlängeln, doch schließlich gelang es ihm.
Drinnen blieb er eine ganze Weile bewegungslos liegen und sog den stechenden Geruch begierig ein, als sei es zartes Blütenaroma.
Dann erst erhob er sich.
Salvatore begann die Kisten zu zählen – und gab irgendwann auf. Wenn sie alle mit Schwarzpulver gefüllt waren, könnte der Alte halb Venetien damit in die Luft jagen.
Was ließe sich nicht alles mit diesem Wissen anfangen!
Kurz spielte er mit dem Gedanken, zu seinen Leuten zu gehen und ihnen alles zu offenbaren, dann jedoch entschied er sich dagegen. Sie hatten ihn niemals wie einen der ihren behandelt. Jetzt würde er ihnen beweisen, dass mit ihm sehr wohl zu rechnen war!
Was konnte er schon dafür, dass um ihn kein blaues Licht floss?
Inzwischen war er darüber sogar froh, weil es seine Tarnung einfacher machte.
Man musste etwas gegen diese Feuerleute unternehmen. Er besaß nicht die Kraft, um Wasser zu bewegen, aber er hatte sich immerhin etwas einfallen lassen, das alle reichlich durcheinandergebracht hatte. Dazu hatte er sich ins Arsenal schmuggeln müssen, wenngleich er dort nicht mehr lange bleiben konnte. Bellino hatte dafür gesorgt, der ihn Tag für Tag eine Münze werfen ließ, die zwei weiteren Männern Arbeit und Brot nahm.
Warum also den Gegner nicht mit seinen eigenen Waffen schlagen und Feuer mit Feuer bekämpfen, damit er endlich bei Savinia weiterkam?
Während Salvatore die mitgebrachten Säckchen aus seinem Gürtel holte, den Deckel der nächsten Truhe aufschlug und mit beiden Händen das grobkörnige Pulver einfüllte, stand sie zum Greifen nah vor ihm. In seinen Fantasien hatte er schon viele Male in ihr blondes Haar gegriffen und sie leidenschaftlich geküsst – dabei war er eigentlich nur auf sie gestoßen, weil sie die Frau des Feuerkopfs war.
Savinia wusste mehr, als sie zugab – seit sie ihn so grob zurückgewiesen hatte, gab es für ihn keinen Zweifel mehr daran. Salvatore hätte ihr und auch sich selbst eine durchaus elegantere Lösung gegönnt. Doch was
Weitere Kostenlose Bücher