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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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auf ihn zu, langsam, um den Kater nicht zu erschrecken. Allerdings kam sie nicht weit. Während das Tier einen Laut ausstieß, rostig und grell zugleich, wurden Millas Hände jäh nach hinten gerissen. Sie stolperte und öffnete den Mund, um lauthals dagegen zu protestieren, doch ein Knebel erstickte ihren Schrei.
    Dann wurde es dunkel um sie.
    Irgendwann gewöhnten sich ihre Augen an die Düsternis. Durch den groben Sack, in den man Milla verschnürt hatte, drang eine Spur von Licht. Richtig sehen konnte sie nicht, aber sie bekam dennoch eine Ahnung, was mit ihr geschah.
    Man schleppte sie in eine Gondel und legte sie auf den Boden. Hart drückten die Planken gegen ihre Rippen.
    Niemand sollte sie zu Gesicht bekommen – das schoss Milla als Erstes durch den Kopf.
    Weil man vorhatte, sie zu töten?
    Dann hätte man sich den Aufwand sparen können. Ein Gedanke, der sie ein wenig beruhigte.
    Doch wohin wurde sie gebracht?
    Der, der das Ruder führte, verstand nicht sonderlich viel davon. Sie rollte von einer Seite zur anderen, stieß mehrmals unsanft an die hölzerne Innenwand. Millas Ohren ebenfalls zu verschließen, hatten sie allerdings versäumt, und so konnte sie zwei unterschiedliche Männerstimmen unterscheiden, die ihr nicht unbekannt vorkamen. Das Glucksen von Wasser. Einige gebellte Befehle, mit denen sie nichts anzufangen wusste. Etwas, das sich wie das Öffnen und Schließen einer großen Schleuse anhörte.
    Schließlich wurde sie nach oben gerissen.
    Milla taumelte leicht, als sie plötzlich wieder auf eigenen Füßen stand. Der Sack wurde ihr vom Kopf gezogen, doch bevor Milla sehen konnte, wer sie entführt hatte, legte sich ein schweres Tuch über ihre Augen.
    »Du hast exakt zwei Möglichkeiten«, hörte sie jemanden sagen. »Wenn du vernünftig bist, entfernen wir deinen Knebel. Doch solltest du wieder schreien, stopfen wir ihn dir sofort wieder in den Mund!«
    Milla nickte rasch, um ihr Einverständnis zu zeigen.
    Als das eklige Stoffknäuel herausgezogen wurde, musste sie würgen und bückte sich vornüber, um erst einmal kräftig auszuspucken.
    »Durst«, murmelte sie erschöpft.
    Sie bekam eine Tonflasche an die Lippen gesetzt und trank lauwarmes Wasser in großen, gierigen Zügen.
    Dann stieß jemand sie ungeduldig nach vorn.
    »Beweg dich! Mach schon. Du wirst bereits erwartet.«
    Sie roch feuchte Planken – und Holz. Jede Menge Holz! Über allem jedoch schwelte der Geruch von Feuer und Pech. Während Milla möglichst kleine Schritte machte, um nicht zu stürzen, formte sich immer klarer ein Gedanke in ihrem Kopf.
    Sie mussten sie ins Arsenal geschleppt haben!
    Dorthin, wo kein Unbefugter eindringen durfte. Hieß das, dass sie hier lebendig nicht mehr herauskommen würde?
    Etwas Kaltes griff nach ihrem Herzen, und die Angst ließ ihre Glieder steif werden.
    Wie hatte sie nur so unvorsichtig sein können, in diese Falle zu laufen, aus der ein Entkommen schier unmöglich war?
    Über einen endlosen ungepflasterten Weg wurde sie gezerrt, spürte Steine und Unebenheiten unter ihren Sohlen, dann schienen sie vor einem Gebäude angelangt zu sein, in das man sie führte, denn es wurde plötzlich leiser, und die Gerüche veränderten sich.
    Da waren Treppen – steil und knarzend. Milla hatte den Eindruck, eine Tür würde aufgestoßen.
    Schließlich wurden ihre Fesseln gelöst, und sie zogen ihr das Tuch von den Augen. Zunächst war sie fast blind, und Milla musste viele Male blinzeln, bis die Konturen langsam wieder an Schärfe gewannen.
    Ein großer, heller Raum. Ein weißhaariger Mann, leicht gebeugt hinter einem langen Tisch, bedeckt mit Plänen und Zeichnungen, der mit seinen harten, zerklüfteten Zügen streng und unerbittlich wirkte. Sie spürte die Autorität, die von ihm ausging, obwohl er noch kein einziges Wort von sich gegeben hatte.
    Wer mochte er sein? Etwa der, von dem die ganze Stadt nur im Flüsterton sprach?
    »Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt«, sagte er schließlich. »Doch dein Vater hat mir keine andere Wahl gelassen. Wir müssen uns unterhalten. Deshalb bist du hier.«
    Sie hatte Angst, unermesslich große Angst sogar, doch das würde sie nicht ohne Not preisgeben! Milla dachte an Ysa.
    Was würde sie in einer solchen Situation tun?
    Ihr Blick flog zur Seite. Paolo und Federico – die beiden Glasbläser aus Murano hatten sie entführt und hergeschleppt! Dann erst erkannte sie den Mann mit den rötlichen Haaren, der hinter dem Alten stand:

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