Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
plötzlich kalkulierend. »Wirst du das?«
»Ja.«
»Du hast mir nicht erklärt, wie das funktionieren soll. Wusstest du das noch nicht? So etwas klappt niemals! Wir können nicht miteinander arbeiten und gleichzeitig ...« Und erneut verstummt sie an der elementarsten Stelle.
»Wer sagt das?«, erkundigt er sich. »Die strikten Regeln? Die Moral? Die Ethik? Wer bestimmt, was wir tun dürfen und was nicht? Wer legt das fest?«
Es dauert eine geraume Weile, bevor sie sich entscheiden kann, darauf zu antworten. »Ich fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken ...«
Seufzend gibt er vor zu überlegen. »Mein Vorschlag«, beginnt er schließlich langsam. »Solange wir uns im Büro befinden, halte ich mich von dir fern ...«
Das genügt Josie nicht ganz. »Du versprichst, dass du mich nicht mehr zwingen wirst.«
»Was meinst du?«
Und prompt ähnelt sie wieder einer Leiche. »Du bedrängst mich immer«, wispert sie. »Du treibst mich in die Enge und dann ...«
Leise lacht er auf, so froh, dass sie wenigstens momentan keine Angst zu haben scheint. Außerdem atmet sie. Erst jetzt erkennt er, dass er in den vergangenen Minuten ein unvorstellbares Risiko eingegangen ist. Und er glaubt ermessen zu können, wie gravierend es für sie beide ist, dass sie nicht in einem ihrer Panikanfälle untergegangen ist. Obgleich Josie dieses spezielle Wunder vermutlich derzeit entgeht. »Ich kann nichts dafür, dass es dir gefällt. Es ist deine Schuld, wenn du dich weigerst, es dir einzugestehen und nicht meine, weil ich es früher als du erkannt habe ...«
Interessanterweise wird sie daraufhin wütend und angriffslustig. Erkläre ihm einer diese Frau!
»Aber ich werde nicht ...«, fährt sie ihn an und zwingt sich sichtlich zur Mäßigung. »Ich kann nicht mit dir … niemals!«
Heftig schüttelt er den Kopf. »Das weiß ich ... Ich meine, ich dränge dich nicht oder unternehme auch nur einen Versuch in dieser Richtung. Ich bin fähig zu warten, bis du bereit bist. Das gestern war ... ein Fehler. Es tut mir sehr leid.« Eindringlich betrachtete er sie. »Glaubst du mir?«
»Deine Geduld wird irgendwann aufgebraucht sein!«, stellt sie mit einer Endgültigkeit fest, die ihn kurzfristig in Panik versetzt. Doch dann sagt sie einen Satz, der Andrew weitaus mehr zu denken gibt. »Ihr Männer braucht den Scheiß! Ihr könnt nicht anders!«
»Und ihr Frauen braucht ihn nicht?« Sie wagt nicht, ihn anzusehen, wenngleich ihr Ton das Gift von einhundert Nattern enthält. »Nein! Sie tun es … damit ihr zufrieden seid!« Oh, es klingt so böse, so hasserfüllt und gleichzeitig spröde und spöttisch, wie aus dem Mund einer uralten vom Leben gezeichneten Greisin. Hey! Du armes Baby, willst du mir weismachen, dass dir dieser winzige Umstand bisher entgangen ist!
Andrew lehnt sich etwas zurück, um sie ansehen zu können und sich gleichzeitig etwas von ihr zu entfernen. Zu viel Gefahr geht momentan von ihm aus. »Josie ... wie oft genau warst du mit einem Mann zusammen?«
Jetzt ist sie definitiv rot. Intensiv und Marke karibischer Sommer oder afrikanischer. Bevor jedoch jeder Millimeter ihres Gesichts davon vereinnahmt werden kann, wird sie wieder bleich.
Fassungslos beobachtet Andrew dieses Schauspiel, auch wenn es ihm kaum gelingt, dem in Realzeit zu folgen. Die flüchtige hochgradige Verlegenheit wird wieder von jenem Hass abgelöst, der ihm aus den grünen Augen entgegen springt. Aber neben all dem, was er nicht im geringsten versteht, hat er eines inzwischen begriffen:
Er hält gerade die atemberaubendste Frau in den Armen, der er jemals begegnet ist. Es ist nur eine Vermutung, eine höchst unangenehme übrigens, doch er nimmt an, dass er ihr bereits hoffnungslos verfallen ist. Und sie hat tatsächlich noch nie ...? Sie ist wirklich absolut unberührt und gehört ihm? Oh, und wenn er zwanzig – Andrew runzelt die Stirn, okay, okay zwei – Jahre warten muss. Er wird es tun!
Es ist ein heiliger Schwur.
Dann betrachtet er sie erneut, jetzt im Lichte der jüngsten Erkenntnisse, und seufzt ergeben. »Du bist so süß.« Zärtlich küsst er die vollen Lippen, und als er sie wieder mustert, ist ihm, als umarme er plötzlich eine ganz andere Person. Einen Schatz! Eine Kostbarkeit! Und er wird auf sie aufpassen! Oh ja!
»Warum ...?«
Er neigt den Kopf zur Seite. »Hmmm?«
Wie so häufig bedarf es eines tiefen Luftholens, bevor sie fortfahren kann. »Ich meine, du hast doch bestimmt viele Frauen. Warum ...?«
»Was?«
Sie will den
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