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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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sich in dem armseligen, düsteren Raum um und nimmt sein Umfeld damit zum ersten Mal überhaupt bewusst wahr.
    Es gibt faktisch nichts! Da sind ein Bett, eine einfache Anrichte mit drei Schubfächern und einer Schranktür, die halb aus den Angeln hängt, eine kleine Nische, was wohl die Küche darstellen soll und eine zweite Tür. Vermutlich geht es dort ins Bad. Keine Couch, kein Tisch, kein Stuhl.
    Andrew, denkt er sich mit einem Anflug von Beklommenheit und leichtem Vorwurf, du solltest besser für deine Rettung sorgen.
    Es entspricht nicht unbedingt den üblichen Anstandsregeln, eine Alternative existiert leider nicht, daher setzt er sich mit ihr auf das Bett und hält sie, während sie sich beruhigt.
    Irgendwann wird sie tatsächlich still und erst jetzt wagt er einen Blick zu ihr hinab. Josies Augen bleiben geschlossen, eine Hand ist in seinem Hemd festgekrallt, die andere liegt zwischen seiner Brust und ihrem Kopf. Ein kleines, verwirrtes Kind.
    Nur dass dieses ‚Kind‘ verdammt beängstigende Reaktionen in ihm auslöst. Im Moment zumindest ist Andrews Drang mit Abstand am größten, sie vor allem zu beschützen, was ihr schaden könnte, auch vor sich selbst. Behutsam hebt er ihr Kinn, wartet, bis sie ihn ansieht, und versucht sich in einem Lächeln. Es zu arrangieren fällt ihm nach wie vor schwer, doch etwas Artverwandtes bringt er wohl zustande, denn sie weicht nicht zurück. »Geht es dir besser?«
    Einige Male blinzelt sie heftig. »Nein! Ich glaube nicht.«
    »Okay. Was kann ich tun?«
    Prompt wird ihre Miene flehend. »Nimm meine Kündigung an!«
    »Nein!«
    Sie holt tief Luft. »Andrew ...« Hat sie eine ungefähre Ahnung, wie sich sein Name aus ihrem Mund anhört? Angestrengt schluckt er an den unterschiedlichen Emotionen, die wieder in ihm wüten: Zorn, weil sie ihren dämlichen Wunsch, ihn zu verlassen scheinbar nach wie vor nicht aufgegeben hat. Verwirrung über das Gefühlschaos, das sie mit einem winzigen Wort in ihm auslöst. Angst vor den Plänen, die sich in seinem Geist formen. Wilde, befremdliche und zeitgleich atemberaubend interessante Szenarien darüber, was er unternehmen wird, damit sie ihn nicht verlässt. Festhalten ist dabei das mit Abstand Vertretbarste.
    »Wie stellst du dir das vor?«, fährt sie fort, es klingt beinahe unbekümmert. »Gail wird in einer Woche in den Ruhestand gehen und ich kann nicht für meinen Chef arbeiten und ihn gleichzeitig ...« Erst an diesem Punkt gerät sie ins Straucheln. »Gleichzeitig ...«
    Mit angehaltenem Atem wartet er darauf, dass sie den Satz zu Ende führt. ›Was? Sag schon, Baby. Ich will, dass du es sagst! Sag es! Sag es, verdammt noch mal!‹
    Sie ist rot geworden und versucht, den Kopf zu senken, doch sein Finger unter ihrem Kinn hält unerbittlich dagegen. »Was?«
    »Ich weiß es nicht«, wispert sie. »Ich glaube, ich ... mag dich . Aber wenn du mich zwingst, wenn du so nah bist ... Du hast keine Ahnung ... Ich ersticke! Ich ... ich ...« Unvermutet verschwindet die Röte und nicht nur die: Alles Blut scheint ihren Schädel zu verlassen, und innerhalb von Sekunden ist sie leichenblass. »Das darfst du nicht tun! Du musst respektieren, dass ich so was nicht will!«
    »In Ordnung, ich werde es versuchen«, nickt er langsam.
    »Versuchen?«, echot sie.
    Andrew seufzt. »Was wäre dein nächster Schritt gewesen, hätte ich dich nicht zurückgehalten?«
    Sie zögert. »Dann hätte ich ..., dann wäre ich … gegangen.«
    »Und genau das werde ich nicht zulassen!«
    Hass lodert in ihren Augen auf, ungezähmt und grenzenlos vernichtend. Obwohl sie in seinen Armen liegt, könnte die Abweisung in ihrer Stimme nicht klarer ausfallen. »Du kannst mich nicht zwingen! Das ...«
    »Kann ich nicht?« Sein Flüstern klingt eiskalt und ihr Ausdruck wechselt von wütend und dominant auf ängstlich. Verdammt! Das wollte er überhaupt nicht erreichen, sie soll doch nur bei ihm bleiben! Warum treibt sie ihn immer wieder bis zum Äußersten, wo exakt das weder ihr noch ihm gut tut? »Es ist unfair, wenn du das tust«, stellt sie leise fest.
    Andrew holt tief Luft und schließt die Lider. Das ist ihm bekannt, aber lässt sie ihm denn eine andere Wahl? Dieses Mädchen scheint nicht zu begreifen, dass er es vor sich selbst schützen muss! »Ich werde versuchen, es zu unterlassen«, bringt er mit einiger Mühe hervor, und als er sie ansieht, begegnet er ihrem forschenden, jedoch nicht länger furchtsamen oder ablehnenden Blick. Stattdessen wirkt sie

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