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Feueraugen I. Das Dorf

Feueraugen I. Das Dorf

Titel: Feueraugen I. Das Dorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Lenkrad und beginnt monoton, etwa eine Minute lang, kurz hintereinander zu hupen.
    Es ist fast neun Uhr, der Nebel lichtet sich immer mehr und die Sonne bricht durch. Von Rodolphe aber ... keine Spur.
    "Ja ... so weit kann er doch nicht sein. Er ist kein Freund von langen Spaziergängen." sagt Baldwin.
    "Aber er ist doch schon ganz hübsch lange unterwegs. Seit wir wach sind." bemerkt Zeramov.
    "Suchen wir ihn?" fragt Michel.
    "Unsinn ... wenn er das Gehupe nicht hört, dann ist er weiter weg. Wie sollen wir ihn da finden. Wenn sich der Nebel ganz verzogen hat, sehen wir vielleicht weit genug."
    Baldwins Laune verschlechtert sich. Er wartet nicht gerne auf einen seiner Mitarbeiter. Schon gar nicht jetzt, denn er ist hungrig.
    "Aber vielleicht ist ihm was zugestoßen!" gibt Ricci zu bedenken.
    "Rodolphe stößt nichts zu!" entgegnet Baldwin mürrisch. "Anderen stößt was zu … wenn sie mit ihm zusammenrumpeln!"
    "Auf jeden Fall warten wir noch ein bisschen. In einer halben Stunde können wir mehr sehen – die Sonne vertreibt den Nebel rasch." Baldwin setzt sich auf die Kühlerhaube des Mercedes und steckt sich eine Zigarette an, die er anschließend sofort wieder wegwirft. "Schon die zweite auf nüchternen Magen ... so was Unvernünftiges!"
    Um zehn können sie den strahlend blauen Himmel über sich bewundern. Die Ebene wird von Vögeln belebt - Gezwitscher überall.
    Rodolphe jedoch bleibt verschwunden.
    "Cassius ... hupe noch was!"
    Eine knappe Stunde lang erhält Cassius alle zehn Minuten den Befehl 'wieder mal zu hupen' – nur, um kurz darauf angefaucht zu werden, doch nicht mit der Hupe zu spielen wie 'ein kleines Kind'!
    Baldwins Nervosität steigert sich – hörbar!
    Bis zur Mittagszeit sind sie dann doch alle auf der Suche nach dem Verschwundenen, aber weithin ist kein Mensch zu sehen. Als sie sich wieder bei den Wagen treffen, haben sie in einem Umkreis von eineinhalb oder zwei Meilen alles abgesucht. Hinter jedem Busch, jedem Gestrüpp und in jeder noch so flachen Vertiefung der Erde haben sie nachgesehen, ob ihr geschätzter Kamerad vielleicht irgendwo liegt. - Nichts!
    "Kinder!" Baldwins Stimme klingt pathetisch. "Rodolphe ist etwas zugestoßen. Wir müssen Leute aus dem Dorf zur Hilfe holen, die Polizei alarmieren und Hunde haben, die ihn aufspüren werden. Und es muss rasch gehen, denn wer weiß, was geschehen ist. Also auf! Zurück ins Dorf!"
    "Und wie finden wir hierher zurück?" argwöhnt der Signore.
    "Wir lassen erstens das Motorrad hier und zweitens merken wir uns den Weg ... alle zusammen und jeder für sich!" knurrt Baldwin und an Zeramov gewandt, der sich ein Lachen kaum verbeißen kann: "Alexej! Fertigen Sie meinetwegen eine Skizze an, wenn Sie ihrem Erinnerungsvermögen und ihrem Orientierungssinn nicht vertrauen. – Los geht's!"
    Kurz darauf preschen die beiden Wagen davon.

-4-  Dorfgespräche
     
     
    Mit ziemlich überhöhter Geschwindigkeit passieren die beiden Wagen der Baldwinschen Mannschaft das alte Ortsschild. Beim Anblick eines Mannes, der vor seinem Haus in einem Lehnstuhl döst, kommen dem Regisseur Bedenken.
    "Diese Tagträumer müssen wir wahrscheinlich erst mal aufwecken, bevor wir mit ihnen reden können!" stellt er fest.
    "Natürlich, Chef! Sowieso ist hier keiner von uns begeistert. Die Dörfler wollen ihre Ruhe. Die Herberge ist mehr ein Wirtshaus. Dass es überhaupt Zimmer in dieser Bruchbude gegeben hat, wundert mich. Der Wirt schien mir nicht begeistert. Dabei zahlen wir einen völlig überhöhten Preis und er macht ein prima Geschäft mit unserer Anwesenheit."
    Zeramov hat recht. Freundlich kann man es nicht nennen, wie sie im Dorf aufgenommen worden sind. Allerdings muss man die Dorf-bewohner auch verstehen. So etwas wie Tourismus kennt man hier nicht. Wenn wirklich einmal Fremde in die Gegend kommen, dann sind es zumindest entfernte Verwandte der Ansässigen.
    "Möchte wissen, warum man in der Herberge überhaupt Zimmer vermietet, wenn man keine Fremden hier haben will."
    "Sicherlich gibt es einen Grund dafür, Mr. Baldwin. Vielleicht hat der Wirt mehrere Kinder gehabt, die inzwischen alle aus dem Haus sind. Wäre doch denkbar. Und möglicherweise hatte er irgendwann einmal die fixe Idee, ein Hotel in diesem Nest zu eröffnen."
    "Ihre Fantasie in Ehren, mein Lieber ... aber es ist ja auch nicht so wichtig. Hauptsache wir können hier einige der Leute auf Trab bringen. Ich möchte Rodolphe noch heute wiederfinden."
    Baldwin hängt an seinem Kulissenfachmann -

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