Feueraugen I. Das Dorf
zum Aushalten! Seit gestern Vormittag … nur Campingkost. Fast noch schlimmer ist natürlich, dass wir seit heute früh nichts mehr von Rodolphe wissen."
"Wirklich unerklärlich!" bestätigt X. "Gerade Rodolphe ist doch keiner, der sich verirren würde. Ein sehr selbstständiger, überaus verlässlicher Mensch … meiner Meinung nach!"
"Eben!" Baldwin nickt heftig. "Aber wo ist er dann?"
"Unbegreiflich!" bemerkt auch Miss Lama. "Um Rodolphe hätte ich mir nie Sorgen gemacht … eher um andere, die mit ihm zusammentreffen!"
"Es ist ein Desaster!" Baldwins Verzweiflung kommt mit diesem Aufschrei zum Ausdruck. "Mein nächster Film ohne Rodolphe ... einfach undenkbar! Was soll ich denn ohne ihn machen?"
"Keine Sorge!" X fasst Baldwin am Arm und fügt noch hinzu: "Es ist ganz und gar unmöglich, dass ein Mensch spurlos verschwindet!"
Während man allgemein über Möglichkeiten diskutiert, den Vermissten wieder zu finden, beginnt Michel bereits mit Emma Killmayer zu flirten. Sie sieht aber auch süß aus in ihrem eng anliegenden Pullover.
"Ich bin der Michel!" Damit stellt er sich vor.
"Ja ... ich hab von ihnen schon g' hört."
"Sie? - Aber bitte ... wir sind doch unter uns. Wir duzen hier jeder jeden ... bis auf den Chef vielleicht. Wir beide brauchen uns jedenfalls nicht formell kommen. Du bist viel zu hübsch, Emmanuelle ... Emma! - Und wir sind ja jetzt collègues, nicht wahr? - Du willst dich doch uns anschließen?"
"Ja, natürlich! Herr X hat Dalia abgeholt und g'sagt, dass wir unbedingt zum Baldwin müssen, weil der ohne uns bestimmt in Schwierigkeiten kommt."
"So ... hat er das?" Michel hört gar nicht richtig zu. Dieser lustige Ohrring, den er eben entdeckt hat ... ganz allerliebst - von der weichen Linie am Halsansatz gar nicht zu reden!
Marlène beobachtet die beiden mit wachsendem Argwohn. Sie kennt Michel zu gut! Dies ist kein Gespräch, mit dem der Charmeur der Neuen das Gefühl vermitteln möchte, hier willkommen zu sein. Zumindest spricht Michel nicht im Namen aller, wenn er Emma eben erklärt:
"Ich bin begeistert, ma chère. Schön langsam beginnt mir, unser Abenteuer wieder Spaß zu machen. An deiner Seite habe ich ja auch guten Grund dazu!"
Emma lacht amüsiert auf. Sie ist ja nicht umsonst so hübsch. Mit Männern hat sie genügend Erfahrung gesammelt und Michels Liebenswürdigkeiten täuschen sie nicht. 'Prima Typ! Wenn er was von mir will, dann nur zu! - Mir gefällt's hier!' denkt sie sich.
"Ja, wir müssen rasch etwas unternehmen!" ruft Ricci eben aus. Dadurch wird die Aufmerksamkeit aller wieder auf die Diskussion um Baldwin gelenkt.
'Die läuft mir jetzt nicht mehr weg! Also kümmern wir uns wieder um Rodolphe!' sagt sich Michel und trennt seinen Kennerblick –sehr ungern natürlich- von Emmas Taillenschwung, der über einen festen, kleinen Po zu langen, schlanken Beinen führt.
"Zuerst müssen wir trotzdem was essen! Wir sind so ausgehungert, dass ich schon bei dem Gedanken an eine Pizza Margherita nervös werde." Dem Signore wird zugestimmt.
"Erst werden wir etwas zu uns nehmen und danach fahren wir gleich wieder hinaus auf die Ebene. Wir finden ihn schon!" meint X. Sein Spürsinn ist berühmt. Sein klarer Verstand hat ihnen allen schon oft weitergeholfen.
"Aber wo? Aus der Herberge hot man sie jo vertrieben. A anderes Gasthaus hob ich hier noch nicht geseh'n." wendet der Doktor ein.
"Ein kleines Missgeschick! Sie hätten sich etwas zurückhalten sollen, Teuerste!" sagt X.
Emma Killmayer sieht verlegen zu Boden.
"Was ist denn geschehen?" Michel interessiert sich verständlicher- weise für alles, was das neue Mitglied ihrer Mannschaft betrifft.
"Tja, Fräulein Killmayer fand offenbar den Sohn des Wirts sehr sympathisch und ihre Freundlichkeit muss den jungen Mann verwirrt haben." erklärt X. "Kein Wunder! Der Bursche ist kaum älter als sechzehn und unsere Freundin hängte sich an ihn, dass es keinen Zweifel daran geben konnte, was sie von ihm wollte."
"Ooooh!" Michels wohlwollendes Schmunzeln ärgert Marlène maßlos. "Hoffentlich war's eine gute Idee, sie mitzubringen!" brummelt sie.
"Fräulein Killmayer wird sich eben in Zukunft etwas zurückhalten müssen!" bemerkt Baldwin. "Und das wird sie sicherlich. Keine Sorge, mein Kind ... wir sind ihnen nicht böse!"
"Jedenfalls hat der Wirt die Vorgänge bemerkt und dazwischengefunkt. Ein fataler Fehler krönte die Schlussfolgerung: Fräulein Killmayer scheint angenommen zu haben, der gute Mann sei nur eifersüchtig und
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