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Feueraugen I. Das Dorf

Feueraugen I. Das Dorf

Titel: Feueraugen I. Das Dorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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sein, mehr wird nie sein und mehr ist auch nie gewesen.'"
    Ratlos stehen sie da und überlegen angestrengt, was nun das wieder zu bedeuten habe. X, der das Buch von Ricci übernommen hat, findet noch weitere 'Kommentare', wie er das nennt.
    "'Wie anmaßend lesen sich die göttlichen Gesetzestafeln!'" liest er vor. "'Liebe Deinen Nächsten! – Herrgott, Du verlangst von Bestien, dass sie Lämmer werden.' Aha ... das ist auch nicht uninteressant: 'Das Verhältnis der Mächte untereinander bestimmt unsere Existenz. Dieses Verhältnis müssen wir begreifen lernen. Nicht das 'ich will' ist ausschlaggebend, sondern das 'ich kann'! Genau genommen ... das 'ich kann wollen'!'
    Und hier ..." X reicht Zeramov das Buch. "Lesen sie, was auf der letzten Seite steht. Das ist endlich für uns gedacht!"
    "'Dort, woher ich komme, war mir dieses Buch eine Stütze. Ich fand darin all das genau vorgezeichnet, was ich in der Welt erleben und begreifen lernte. Dort, wohin ich jetzt gehe, werde ich dieses Buch nicht mehr benötigen. Jene andere Welt ist in diesen kräftigen, schillernden Farben gemalt, welche die Bibelautoren gewählt haben, um das Leben auf unserer Erde in markanten Beispielen darzustellen. Die Eindringlichkeit der Heiligen Schrift werde ich dort wiederfinden!'"
    Sie sehen Zeramov verständnislos an.
    "Seltsam!" findet der. "Wenn ich hierunter noch den Namen Kalfater gesetzt bekäme, dann wär' die Sache perfekt."
    "Eben das hab ich mir eben auch gedacht, Alexej!" bestätigt Baldwin.
    "Man kann das natürlich nicht mehr nachforschen ... aber vielleicht helfen Sie uns wieder weiter, Krämer. Hatten Kalfater und Nagor viel Gepäck bei sich? Diese Bibel vielleicht auch? Ist ihnen was aufgefallen?"
    Der Krämer überlegt angestrengt. Dann sagt er: "Ganz sicher kann man sich ja wohl nie sein. Aber wenn ich mich nicht täusche, dann ist Kalfater am Abend dabei gewesen, irgendwas aufzuschreiben. Und ich weiß, dass er in ein großes, schweres Buch geschrieben hat ... könnte diese Bibel gewesen sein."
    Zeramov blättert noch eine Zeitlang in dem wertvollen Buch, X und Dr. Glücklich untersuchen die Schatulle nach einem 'doppelten' Boden; erfolglos.
    "Mehr gibt's hier nicht!" entscheidet Baldwin. "Die alte Hexe hat wahrscheinlich die Bibel gefunden oder auch nicht ... jedenfalls tut das nichts zur Sache."
    "Vielleicht doch, Chef! – Wenn Kalfater der Verfasser dieser Randkommentare gewesen sein sollte, dann hat er damit vielleicht ... nun, der ... Nachwelt etwas hinterlassen."
    "Alexej, das ist absurd! Woher sollte er denn wissen, dass er mit Nagor verschwinden würde?" gibt Baldwin zu bedenken.
    "Außerdem hätte er das Buch ja dem Krämerjungen geben können." findet Ricci.
    "So ist es. Also lassen wir das. Mein guter, armer Rodolphe ... wir kommen einfach nicht voran!"
    Jammernd entfernt sich Baldwin, breitet die Arme aus und ruft seinen Ärger, seine Verzweiflung und –vor allem- seinen Unmut in die Ebene hinaus. Dann macht er abrupt kehrt, geht zu seinem Wagen und schreit nach Cassius.
    "Wo bleibst Du denn. Wir fahren, verdammt noch mal! Los, Krämer ... zeig' uns den Weg zu dem Platz, an dem dieser Hof der Tu Gents gestanden hat. Vielleicht finden wir dort etwas."

-7-  Unwetterleuchten
     
     
    Viel gibt es für James J. Baldwin und seine Leute rund um die Ruine des Genter Hofes nicht zu sehen. Die übriggebliebenen Steinfundamente und einige Mauerreste sind von dichtem Pflanzenwuchs überwuchert.
    "Na, das war wohl auch nichts!" muss sich X sagen. Um zu dieser Feststellung zu kommen, hat er kaum fünf Minuten gebraucht. "Überwucherte Ruinen gibt es viele und diese hier unterscheidet sich von anderen in keiner Weise!"
    Plötzlich schreit Dalia in panischem Schrecken auf und flüchtet sich zu Michel, der auf einem Erdhügel steht und sich in napoleonischen Posen übt.
    "Was haben Sie denn?" will Ricci wissen.
    "Da ... da ... da ...!" Mehr ist aus Dalia nicht herauszubekommen. Sie deutet in eine bestimmte Richtung und ist blass vor Angst.
    "Seh'n wir mal nach. Vielleicht hat sie einen Totenkopf gefunden!" Zeramov geht Dalias ausgestrecktem Arm nach.
    "Vorsicht, Zeramov!" schreit da der Signore auf. Er hat offenbar die Stelle gefunden, an der sich Dalia so erschreckt hat. "Eine Schlange! Zurück ... eine ... eine Python! Oder noch schlimmer: eine Riesenviper!"
    "Gibt's denn so was? 'Riesenviper'?" Erkundigt sich Marlène bei X.
    "Meines Wissens nicht, Werteste! Aber Vipern sind auch im normalen Zustand schon recht

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