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Feueraugen II. Drei Städte

Feueraugen II. Drei Städte

Titel: Feueraugen II. Drei Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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aber jetzt weiter!" Rodolphe wird ungeduldig.
    "Der zweite Vers, den ich übersetzte, lautet folgendermaßen:
    'Wo Menschenkinder Ihresgleichen schinden
    da ist E R durchgezogen.
    Um sie in Neid und Zwietracht festzubinden,
    eilt er rund um diese Welt.
    Denn wo die Dornenfelder blüh'n,
    da wird Wahrheit erlogen.
    Und wo die Feueraugen glüh'n,
    wird Güte durch Hass entstellt!' "
    "Sehr aufschlussreich!" hören sie Ricci sagen.
    "Allerdings! Jetzt erscheint Xaber Dracer gar nicht mehr als der Anführer einer mordenden Horde Verrückter ... er nimmt nach und nach Gestalt an und wird ... ja, er wird zum personifizierten Bösen!"
    "Comment? Was sagen Sie da, Monsieur X? Das ist doch absurd!" kontert Michel.
    "Natürlich ist es absurd, Michel!" Mit diesen Worten schaltet sich jetzt Zeramov ein. "Gerade das Absurde an unserer Geschichte ist es jedoch, was uns bisher immer wieder weiter gebracht hat. Würden wir daran hängenbleiben, was allzu absurd erscheint, wären wir jetzt noch auf der Ebene, hätten die Polizei alarmiert und würden die dämliche Überzeugung vertreten, dass ein Mann nicht einfach verschwinden kann."
    "Da hat er eigentlich recht!" findet der Signore.
    "So sehe ich das jedenfalls! Wir dürfen uns an Unverständlichem nicht stoßen. Wir müssen versuchen, den Faden zu behalten und irgendwann haben wir dann das gefunden, was wir -vielleicht unwissentlich- gesucht haben, als wir aufbrachen."
    "Zeramov, Sie reden in Rätseln!" empört sich Dalia. "Wie sollen wir etwas suchen, ohne davon zu wissen?"
    "Wenn ich ihnen das erklären könnte, Miss Lama, dann wäre ich wahrscheinlich klüger als jetzt! Aber ich hab' da so eine Ahnung ... fragt sich nur, was daraus werden wird!"
    "Ja, das steht so oder so in den Sternen! - Herr Imprimin ... haben Sie noch was übersetzt?" Rodolphe klingt verärgert. Mit Zeramovs Ahnung sind allerdings auch die anderen nicht zurechtgekommen. Nur X bestätigt dem Schreiber, dass irgendetwas Besonderes geschehen werde.
    "Ich fühle das, Zeramov ... wie Sie! Genauso wie Sie kann ich meine Ahnung nicht erklären. Schade, denn wir könnten zum allgemeinen Verständnis beitragen."
    "Ist jetzt endlich Ruhe!" Rodolphe ist aufgesprungen. "Der Archivar soll reden, Teufel noch mal!"
    "Bin ja gespannt, was jetzt kommt!" murmelt Emma, der die Kälte zu schaffen macht. Rodolphe in seinem Lederanzug beklagt sich nicht und die anderen haben ihre Pelze. Sie kann zusehen, wie sie durch immerwährende Bewegung der Fußspitzen und der Hände die Kälte abhält.
    "Falls überhaupt noch etwas kommen kann!" sagt der Krämer.
    "Was reden Sie denn! Der Professor wird uns schon rausholen!" brummt Rodolphe.
    "Hoffentlich! Die Verse helfen im Augenblick auch nicht weiter. Bisher haben wir zwar einige unvorhersehbare Abenteuer erlebt, doch mit der Feueraugen-Sage stecken wir genau dort fest, wo wir am Anfang schon waren." Der Krämer resigniert. Als er jetzt bemerkt, wie sehr Emma zittert, bietet er ihr an, zu ihm unter den Pelzmantel zu schlüpfen. Es soll nicht lange dauern, da wird es ihm heiß - und Emma hat es schön warm.
    "Einen letzten Vers habe ich noch!"
    "Ja? Und wie geht der, Herr Imprimin? - Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Wir sind alle müde und meine Leute haben einiges durchgemacht. Auf Ihre Arbeit können Sie stolz sein und wir sind sehr daran interessiert. Auch wenn der letzte Vers nicht viel Neues bringen sollte, wir wollen ihn hören." Baldwin ermuntert den Archivar, indem er ihm kräftig zunickt. Dass der dies nicht sehen kann - daran ist eben die Dunkelheit schuld.
    "Der letzte Vers endet nach der ersten Hälfte ... weiter konnte ich nicht übersetzen. Aber, Sie haben recht. Wenn es auch alles nichts nützen sollte, hier der Vers:
    'In den Klippen der Verwüstung siedelt E R
    - dorthin könnt ihr niemals geh'n!
    In dichtem Nebel sein bleiches Land liegt leer
    - ein Wind wird nie dort weh'n !
    Mehr gibt es leider nicht. Hier endet die Schrift."
    "Nebel!" Zeramov scheint zu überlegen. "Immer wieder Nebel. Und die Klippen der Verwüstung, was könnte das bedeuten? Bleiches Land, und leer ... hmm! Gibt es hier irgendwo ein sehr zerklüftetes, nebelreiches Gebiet? Möglichst ausgestorben ... also keine Vögel, keine Pflanzen – nur Felsen, Schluchten und ... natürlich Nebel!? Ein Gebiet, das niemand betritt, weil es so trostlos und unfreundlich ist. Gibt's so was in diesem Land?"
    'Was sagen sie? - Zerklüftetes Land? Ohne Leben, verlassen und gemieden?" Imprimins Stimme

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