Feueraugen II. Drei Städte
Archivars zusammenfassend ab. "Nagor muss dann irgendwann bei einem Regierungssturz freigekommen sein. Er suchte Kalfater, landete aber auf der Ebene und wurde dort gefunden."
Mit dieser Erklärung sind die Baldwinschen einverstanden. Allerdings müssen sie jetzt Imprimin erklären, was mit 'der Ebene' gemeint ist.
Baldwin glaubt, dass sie den Archivar kaum noch mehr verwirren können und deshalb scheut er sich nicht, ihm nun auch den Teil ihrer Geschichte zu erzählen, den er ihm –der Einfachheit halber- zuvor unterschlagen hat.
Erneut benötigt Imprimin eine Pause. Diesmal hat er wirklich mit Tatsachen zu kämpfen, die ihm unbegreiflich erscheinen. Als er nach einiger Zeit ziemlich kleinlaut fragt, ob denn Kalfater und Nagor ebenfalls aus dieser 'anderen Welt' nach Destrusion gekommen seien, ist seiner Stimme anzuhören, dass er sich kaum noch zurechtfindet. Es dauert eine Weile, bis X den Archivar beruhigt hat. Dann aber berichtet er davon, was weiter geschehen ist und sie erfahren endlich Neues.
"Nach Kalfaters Flucht beschäftigte ich mich aus Neugierde mit den Büchern, die er gelesen hat." Damit nimmt Imprimin seinen Bericht wieder auf. "In den Jahren trug ich auf diese Weise einiges an Material zusammen und legte mir sogar eine Mappe an, in der ich alles sammelte, was zum Thema gehörte. Vor zehn Jahren etwa fand ich dann die letzten Schriften. Es waren verblichene Bogen eines seltenen und sehr kostbaren Papiers. Ich konnte leider kein einziges Wort genau entziffern und so ging ich zum Alchemisten Ammoniaz, der mit einem besonderen Mittel die Schriftzeichen wieder ein wenig hervorheben konnte."
"Diavolo! Ammoniaz? Dieser Teufel, dieser Giftmischer? Wir haben ihn an der Tafel des Kanzlers Proz gesehen!" unterbricht der Signore.
"Das ist gut möglich!" erwidert Imprimin ruhig. "Man sagt von ihm, dass er sich selbst vergiften würde, bekäme er Geld dafür. Als persönlicher Alchemist des Kanzlers kann ich ihn mir gut vorstellen!"
"Na, schön ... und was brachte die Sache? - Ammoniaz hat die Schrift wieder lesbar gemacht ... und?" drängt X.
Die Schrift sei in einer fremden Sprache verfasst gewesen, berichtet Imprimin jetzt, doch anhand seiner Mappe und einiger Bücher habe er sie in langwieriger Arbeit fast vollständig übersetzen können.
"Leider kannte ich niemanden, der über das Wissen Kalfaters verfügte. Ich musste mich also auf mein eigenes Übersetzertalent stützen und kann nicht garantieren, dass ich nicht vielleicht ein paar Fehler gemacht habe. Trotzdem, da Sie das alles so sehr interessiert, werde ich ihnen jetzt die Verse rezitieren, die ich mir zusammengereimt habe."
"Verse?" ruft Marlène staunend aus. "Solche Verse etwa wie der eine, den Sie haben, Monsieur Baldwin?"
"Lassen Sie hören, Herr Imprimin! Wir lieben Verse!" Rodolphe versetzt dem Archivar einen aufmunternden Schlag auf die Schulter. Nachdem der sich davon erholt hat, beginnt er:
"Natürlich haben die Verse im Original einen anderen Reim, aber diesen konnte ich unmöglich nachbilden. Hier hören sie, was dem Sinn gemäß bei meiner Arbeit herausgekommen ist:
'Wo tiefes Meer mit wilden Wogen brandet,
dort wird die Gischt Rotfarben sein!
Wenn Xaber Dracer mit den Seinen landet,
ja, dann, Brüder, müsst ihr flieh'n!
Denn wo die Dornenfelder blüh'n,
rot von Blut ist das Gestein.
Und wo die Feueraugen glüh'n,
dorthin, Brüder, zieht es ihn!' "
"Genau dasselbe unverständliche Geschwafel wie in ihrem Vers, Chef!" erklärt Zeramov. "Aber zweifellos auch derselbe Stil Dichtung ... es könnte wirklich der zweite Vers eines umfangreicheren Werkes sein!"
Sichtlich erleichtert räuspert sich der Archivar. Dass ihm Zeramov bestätigt hat, was er sich selbst dachte, beweist ihm nur, wie gut er übersetzt hat.
"Einen 'ersten' Vers gab es auf der Schrift leider nicht. Ich musste feststellen, dass einige Bogen Papier verloren gegangen waren ... daher hatte ich bei meiner Übersetzung auch so viele Schwierigkeiten zu meistern. Mich würde allerdings interessieren, was der Vers beinhaltet, den Sie kennen!"
Imprimin hört Zeramov aufmerksam zu, wie dieser den ersten Vers aufsagt, und springt dann vor Genugtuung hoch.
"Wirklich, ich könnte auch diesen Vers übersetzt haben. Er ist im selben Stil gehalten ... sogar die besonders schwierig zu übersetzenden Worte sind die gleichen geblieben. Da bei wusste ich nie genau, ob mir mit 'Dornenfelder' oder auch 'Xaber Dracer' doch ein Fehler unterlaufen ist."
"Ist es nicht ...
Weitere Kostenlose Bücher