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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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die alten Knacker der Hafer, und sie wollen wieder.«
    Bond lachte. »Na ja, vielleicht ist’s doch für was gut!«
    Eine Straßentafel verkündete: Shrublands. Das Tor zur Gesundheit. Erste Straße rechts. Bitte um Ruhe. Durch Tannen und Immergrün ging es zu einer Senke in den Downs. Nach einer hohen Mauer kam eine eindrucksvolle, zinnengekrönte
    Einfahrt mit einem viktorianischen Pförtnerhaus, aus dem eine dünne Rauchfahne zwischen den stillen Bäumen aufstieg. Der junge Mann bog in die Einfahrt ein und fuhr zwischen dichtem Lorbeergesträuch den Kiesweg hinunter. Sein Hupen scheuchte ein ältliches Paar vom Weg. Zur Rechten zeigten sich große, blumengefaßte Rasenflächen, zwischen denen sich Leute ergingen, und dahinter erhob sich ziegelrot ein monströses viktorianisches Gebäude mit einer langen Glasveranda. Sie hielten vor einem Säulenportal. Neben dem eisenbeschlagenen Bogentor verwies eine Tafel auf eine große, glasierte Urne: Rauchen verboten. Zigaretten bitte hier. Bond stieg aus und holte seinen Koffer. Der junge Mann nahm die zehn Shilling Trinkgeld, als verstehe sich das von selbst: »Danke! Und wenn Sie ausbrechen wollen, rufen Sie mich an. Außer Polly gibt’s, noch mehrere hier. Und in einem Tea-Room an der Brighton Road haben sie Butterhörnchen. Auf bald!« Er schaltete geräuschvoll und fuhr knirschend davon Bond nahm seinen Koffer auf und trat ergeben durch das schwere Tor.
    Die eichengetäfelte Halle war warm und still. Ein schmucklos hübsches Mädchen in gestärktem Weiß stand am Empfangspult. Nachdem er sich eingetragen hatte, führte sie ihn durch eine Flucht düster eingerichteter Gesellschaftsräume und einen neutralen weißen Gang nach hinten. Eine Verbindungstür führte in den langen, niedrigen Anbau mit Zimmern zu beiden Seiten des Mittelganges. Alle Türen trugen Blumen- oder Sträuchernamen. Sie führte ihn in das »Myrtenzimmer«, sagte noch, der »Chef« werde ihn in einer Stunde, um sechs Uhr empfangen, und verließ ihn.
    Ein fester, trockener Händedruck, eine wohllautende, ermutigende Stimme, dichtes, graubuschiges Haar, faltenlose Stirn, sanfte hellbraune Augen und ein wohlmeinend christliches Lächeln: Mr. Joshua Wain schien ehrlich erfreut. Er trug eine Art Ärztekittel, peinlich sauber, mit kurzen Ärmeln; darunter, eher unpassend, gestreifte Hosen und Sandalen. Sein Sprechzimmer durchquerte er federnden Schrittes.
    Bond mußte alles bis auf die Unterhosen ablegen. Beim Anblick der vielen Narben meinte Wain höflich: »Du meine Güte, Sie waren wohl auf jedem Kriegsschauplatz, Mr. Bond!«
    Bond sagte leichthin: »Grad noch davongekommen.«
    »Nein wirklich, der Krieg ist etwas Schreckliches - tief atmen bitte.« Mr. Wain nahm eine gründliche Auskultation vor, maß den Blutdruck, prüfte das Gewicht und notierte die Körpergröße. Schließlich bat er Bond, sich mit dem Gesicht nach unten auf die Untersuchungscouch zu legen. Dann befühlte er die Gelenke und Wirbel mit zart prüfenden Fingern.
    Während Bond sich wieder anzog, schrieb Mr. Wain eifrig. Dann lehnte er sich zurück. »Nun, Mr. Bond, ich denke, wir haben keinen Anlaß zur Besorgnis. Blutdruck ein wenig hoch, leichte osteopathische Veränderungen in den oberen Wirbeln - daher wohl Ihre Kopfschmerzen -, und eine etwas nach hinten verlagerte rechte Hüfte, wohl als Folge eines schweren Sturzes.« Mr. Wain hob fragend den Blick.
    Bond sagte: »Möglich« und dachte an den Sprung aus dem Arlbergexpreß, damals, zur Zeit des Ungarnaufstandes, als Heinkel und seine Freunde ihn beinahe geschnappt hätten.
    »Nun gut.« Mr. Wain langte sich einen Vordruck und hakte gedankenvoll eine Reihe von Posten darauf an. »Strenge Diät für eine Woche, um die Toxine zu eliminieren. Kräftigungsmassage, Einlaufe, heiße und kalte Sitzbäder, osteopathische Behandlung und eine kurze Traktionskur. Das müßte genügen. Ja, und vollkommene Ruhe natürlich. Richtig faulenzen, Mr. Bond. Ich sehe, Sie sind im Staatsdienst. Da wird es Ihnen guttun, den aufreibenden Papierkrieg für eine Weile los zu sein!« Mr. Wain erhob sich und überreichte Bond den Vordruck. »In einer halben Stunde in den Behandlungsräumen, Mr. Bond. Man kann nie zu früh anfangen.«
    »Danke.« Bond blickte auf das Formular. »Was ist übrigens >Traktion    »Eine Behandlung zur Streckung der Wirbelsäule. Sehr heilsam.« Mr. Wain lächelte nachsichtig. »Hören Sie nicht auf das, was andere Patienten Ihnen darüber erzählen. Sie nennen das

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