Feuerball
weiß, also war es einer von Largos Leuten! Und jetzt schoß Largo auf ihn zu!
Bond stieß sich ab und tauchte nach Largos Unterleib, den scharfkantigen Stein in der Faust. Aber Largo war darauf gefaßt: sein Knie prallte hart gegen Bonds Kopf, und gleichzeitig kam seine rechte Hand herab und drückte den kleinen Kraken quer auf Bonds Maskenfenster. Dann fühlte Bond zwei kräftige Hände seinen Hals umklammern.
Er konnte nichts sehen. Irgendwie spürte er die glitschigen Krakenarme auf seinem Gesicht, spürte, wie sie sein Mundstück faßten und sich daran festsaugten. In seinen Schläfen hämmerte das Blut; er wußte, es war aus mit ihm. Langsam ging er in die Knie. Aber - was war mit den Händen an seiner Kehle? Seine vor Schmerz zusammengepreßten Lider öffneten sich: er sah Licht! Der Krake, jetzt auf seiner Brust, ließ los und schoß zwischen den Korallen davon. Und Largo lag auf dem Grund, einen Speer durch den Hals und schwach mit den Beinen zuckend. Hinter ihm stand eine kleine, bleiche Gestalt und schob eben einen zweiten Speer in das Unterwassergewehr. Das lange Haar umfloß ihren Kopf wie ein Schleier aus Mondlicht.
Langsam kam Bond auf die Beine. Er tat einen Schritt vorwärts und spürte, wie seine Knie nachgaben. Finsternis überschwemmte ihn, er fiel gegen die Korallen, die Lippen auf dem Sauerstoffrohr erschlafften, Wasser drang in seinen Mund. Nein! sagte er sich. Nein! Nur das nicht! Nur jetzt nicht schlappmachen!
Eine Hand ergriff die seine, aber Dominos Blick hinter der Maske war leer. Was war mit ihr? Plötzlich war Bond wieder hellwach! Er nahm die Blutflecken auf ihrem Badetrikot wahr, er sah die bösen roten Male auf ihrem Körper. Wenn er nichts unternahm, würden sie beide sterben! Langsam und bleischwer begannen sich seine schwarzen Flossen zu bewegen. Sie stiegen. Es war gar nicht so schwer. Und jetzt halfen auch ihre Flossen ein wenig mit.
Sie erreichten gemeinsam die Oberfläche und trieben dann mit dem Gesicht nach unten im flachen Wasser.
24
Felix Leiter betrat das weiße, desinfizierte Zimmer des Krankenhauses und schloß mit Verschwörermiene die Tür hinter sich. Er kam an das Bett, auf dem der von den Drogen noch halbbenommene Bond lag. »Na, wie geht’s, Bürschchen?«
»Ganz gut. Zu viele Tabletten.«
»Der Arzt hat mir’s verboten, aber du willst doch wissen, wie es steht?«
»Sicher.« Bond suchte sich zu sammeln. Eigentlich war’s ihm egal, er konnte nur an das Mädchen denken.
»Also, ich mach’ es kurz. Der Arzt ist gerade auf Visite und macht mich zur Sau, wenn er mich hier findet. Beide Bomben sind sichergestellt, und Kotze, der Physiker, pfeift wie ein Vogel. SPECTRE ist offenbar ein Haufen richtiger Großverbrecher - ehemalige SMERSH-Leute, Mafia, Gestapo, die großen Organisationen eben. Hauptquartier war Paris, der Boß ein Mann namens Blofeld. Der Schuft ist aber getürmt, jedenfalls haben sie ihn laut CIA noch nicht erwischt: Kotze gibt an, daß sie seit der Gründung von SPECTRE vor fünf, sechs Jahren Millionen Dollar kassiert haben. Diese Sache sollte die letzte sein. Mit Miami hatten wir übrigens recht, es war Ziel Nr. 2. Dort wollten sie die Bombe ins Jachtbassin legen.«
Bond lächelte schwach. »Also ist alles zufrieden.«
»Ja, sicher, außer mir. Ich komm’ von dem verdammten Radio nicht mehr weg. Die Röhren sind beinah’ schon durchgebrannt, und auf dich wartet ein ganzer Stoß Schlüsseltext von M. Aber heut’ abend kommen die hohen Tiere von der CIA und auch ein Team von euch, da können wir alles übergeben und zusehen, wie unsere Regierungen damit fertig werden - was man der Öffentlichkeit sagen soll, was mit den SPECTRE-Leuten geschieht, ob du Lord wirst oder Herzog, wie man mich dazu bringt, als Präsident zu kandidieren - solche Kleinigkeiten eben. Und dann machen wir, daß wir wegkommen, und saufen uns irgendwo anständig voll! Vielleicht willst du das Mädchen mitnehmen? Sie verdient als einzige die Medaille! So was von Schneid! Die sind auf den Geigerzähler gekommen. Weiß der Teufel, was dieses Schwein Largo ihr angetan hat - aber gepfiffen hat sie nicht, kein einziges Wort! Als dann das Schwimmerkommando unterwegs war, hat sie sich irgendwie aus der Luke gezwängt, mit Gewehr und Aqualunge, und ist ihm nach. Und hat ihn erwischt und dir noch rasch das Leben gerettet! Nie wieder red’ ich vom schwachen Geschlecht - nicht bei einer Italienerin!« Leiter horchte und ging rasch zur Tür. »Verdammt, da unten im Gang
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