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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Gefühl in der Magengrube, das sich nach jedem gefährlichen, unüberlegten Fehler meldete. Es war jetzt halb acht. Er durchquerte die Halle zur Veranda, wo das »Dinner« serviert wurde. An einem langen Tisch nannte er der ältlichen Frau mit dem Garderobierengesicht seinen Namen. Sie blickte auf eine Liste und schöpfte dann heiße Gemüsesuppe in eine Plastikschale. Bond nahm die Schale entgegen und fragte besorgt: »Ist das alles?«
    Die Frau sagte streng: »Sie haben Glück! Bei Hungerdiät gibt’s nicht einmal das. Sie bekommen jeden Mittag Suppe, und um vier Uhr zwei Schalen Tee.«
    Jetzt war er eingeführt. Er schluckte die Suppe bis zum letzten Karottenstückchen, ging zerstreut in sein Zimmer, dachte an den Grafen Lippe,
    an Schlaf - aber vor allem an seinen leeren Magen.
    Nach zwei Tagen fühlte Bond sich miserabel. Ständig quälte ihn leichter Kopfschmerz, das Weiße seiner Augen spielte ins Gelbliche, die Zunge war dick belegt. Aber sein Masseur beruhigte ihn. Das sei normal, jetzt komme eben das Gift aus seinem Körper. Bond, nur immerfort müde, widersprach nicht. Wichtig waren ihm nur noch die Mahlzeiten: zum Frühstück die eine Orange und das warme Wasser, dann die Schale heißer Suppe und später die beiden Schalen Tee, in die er löffelweise Rohzucker rührte.
    Am dritten Tag, nach der Massage und dem Schock der Sitzbäder, stand die »osteopathische Behandlung und Traktion« auf seinem Programm. Man wies ihn zu einer neuen, entlegeneren Abteilung des Kellergeschosses. Beim öffnen der Tür machte er sich auf einen haarigen, ihn mit gespannten Muskeln erwartenden G-Mann gefaßt: G-Mann, das hieß hier Gesundheitsmann. Aber neben der Couch stand das Mädchen Patricia Dingsda und erwartete ihn. Er schloß die Tür und sagte: »Du lieber Himmel, das machen Sie?«
    »Bitte legen Sie ab. Alles, außer den Unterhosen.«
    Bond gehorchte belustigt und legte sich auf ihre Anweisung mit dem Gesicht nach unten auf das Ruhebett.
    Bald wurde ihm klar, wie außerordentlich kräftig sie war. Sein muskulöser, wenn auch widerstandsloser Körper war für sie leichtes Spiel. Bond hatte etwas gegen dieses neutrale Verhältnis eines anziehenden Mädchens zu einem ausgezogenen Mann. Am Ende ihrer gelenkbrechenden Behandlung hieß sie ihn aufstehen und die Hände hinter ihrem Nacken verschränken. Ihr Blick, dem seinen jetzt ganz nahe, zeigte nichts als berufliche Konzentration. Sie stemmte sich kräftig von ihm weg, wohl in der Absicht, seine Wirbel zu lockern. Das aber war ihm zuviel. Als sie ihm schließlich befahl loszulassen, straffte er statt dessen die Muskeln, zog sie heftig an sich und küßte sie auf den Mund. Sie duckte schnell den Kopf und richtete sich, rot vor Entrüstung und mit wütenden Augen, wieder auf. Bond lächelte sie an. Er war noch nie so knapp einer Ohrfeige - und einer kräftigen - entronnen. Er sagte: »Alles schön und gut, aber ich konnte einfach nicht anders. Als Osteopathin darf man eben keinen so schönen Mund haben!«
    Der Zorn schwand aus ihrem Blick. Sie sagte: »Der letzte, der das versucht hat, mußte mit dem nächsten Zug abfahren.«
    Bond lachte. Mit einer drohenden Bewegung auf sie zu sagte er: »Wenn ich die geringste Chance habe, dabei aus diesem Drecksnest gefeuert zu werden, küsse ich Sie nochmals.«
    »Dummheiten! Nehmen Sie lieber Ihre Sachen, jetzt kommt eine halbe Stunde Traktion!« Sie lächelte grimmig. »Das wird Sie schon zur Vernunft bringen.«
    Verdrießlich sagte Bond: »Schon recht. Aber nur, wenn Sie an Ihrem nächsten
    freien Tag mit mir ausgehen!«
    »Darüber reden wir noch. Es hängt von Ihrem Benehmen bei der nächsten Behandlung ab.« Sie hielt die Tür offen. Bond nahm seine Kleider und ging hinaus, wobei er fast mit dem Grafen Lippe zusammenstieß, der eben in bequemen Hosen und farbiger Jacke den Gang entlangkam. Er achtete nicht auf Bond. Lächelnd und sich leicht verbeugend, sagte er zu dem Mädchen: »Hier kommt das Lamm zur Schlachtbank. Hoffentlich fühlen Sie sich heute nicht allzu stark!« Dabei zwinkerte er ihr zu.
    Sie antwortete lebhaft: »Bitte machen Sie sich fertig, ich lege Mr. Bond eben noch auf den Traktionstisch.« Dann schritt sie voraus, und Bond folgte ihr.
    In einem kleinen Vorraum hieß sie Bond seine Sachen auf einen Stuhl legen und zog die Plastikvorhänge eines Abteils zur Seite. Da stand eine Art Operationsbett aus Leder und glänzendem Aluminium, das Bond gar nicht gefiel. Argwöhnisch musterte er den Apparat, während das

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