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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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ein einziger Treffer genügen, wenn das Curare tatsächlich im Wasser nicht leidet. Vergessen Sie aber nicht, vor dem Schuß die Schutzkappe von der Spitze abzunehmen. Entschuldigen Sie, wenn ich diese Punkte nochmals wiederhole, aber wir müssen auf Unvorhergesehenes gefaßt sein und jederzeit damit fertig werden. Gibt es dazu noch Fragen?«
    Nr. 10, ein ehemaliger SMERSH-Terrorist namens Strelik, begann zu sprechen. Er saß zwei Plätze links von Largo, wandte sich aber nicht an ihn, sondern ans Plenum. »Kameraden, ich muß sagen, das alles ist ganz ausgezeichnet vorbereitet. Und ich glaube auch, daß sich der Einsatz der zweiten Bombe erübrigen wird, nachdem die erste an die 2 000 Personen getötet hat. Unter diesen Umständen«, die langweilige Stimme wurde lebhaft, »kann unsere Arbeit innerhalb 24 Stunden beendet sein. Dann liegt der ungeheure Gewinn zum Greifen nahe. Nun ist mir da ein höchst unwürdiger Gedanke gekommen, den der Versammlung mitzuteilen ich trotzdem für meine Pflicht halte.« (Largo entsicherte den kleinen 25er-Colt in seiner Rocktasche.) »Sollte mein Verdacht unbegründet sein, so bitte ich schon jetzt um Verzeihung.«
    Die Versammlung war verdächtig still geworden. Was wußte Nr. 10? Was würde er eröffnen? Largo zog den Revolver aus der Tasche und hielt ihn an der
    Hüfte bereit.
    »Binnen kurzem wird der Moment da sein«, fuhr Nr. 10 fort wobei er die Gesichter der Gegenübersitzenden beobachtete, »wo fünfzehn von uns dort draußen im Dunkel sein werden, während fünf Mitglieder sowie sechs Unteragenten an Bord des Schiffes bleiben. In diesem Moment, Kameraden, wäre es für die Zurückgebliebenen leicht, mit dem Schiff abzufahren und uns unserem Schicksal zu überlassen.« Rund um den Tisch erhob sich Bewegung und Gemurmel. Nr. 10 hob die Hand. »Lächerlich, werden Sie sagen. Aber wir sind allesamt nur Menschen. Keiner kann für sich garantieren. Und, Kameraden, wenn fünfzehn von uns weniger sind, um wieviel größer würde der Gewinn für die Überlebenden sein?«
    Leise sagte Largo: »Und was schlagen Sie vor?«
    Nun erst blickte Nr. 10 nach rechts, ohne den Ausdruck von Largos Augen wahrnehmen zu können. In aufsässigem Ton sagte er: »Ich schlage vor, daß ein Mitglied jeder nationalen Gruppe an Bord bleibt, um über die Interessen seiner Landsleute zu wachen. Das würde das Schwimmerkommando zwar auf zehn verringern, aber jeder Mann würde seinen Auftrag mit mehr Begeisterung erfüllen, da er sicher sein könnte, das Schiff am alten Platz vorzufinden.«
    Largos Antwort war von höflicher Gelassenheit: »Darauf gibt es eine sehr kurze und einfache Antwort, Nr. 10.« Die drei Kugeln jagten so rasch in das Gesicht des Russen, daß die drei Explosionen und das dreifache Mündungsfeuer fast zusammenfielen. Nr. 10 hob gerade noch die Hände zur Abwehr, raffte sich auf - und krachte rücklings über den splitternden Stuhl zu Boden. Largo, die Revolvermündung unter der Nase hin und her bewegend, als wäre sie eine Phiole zarten Parfüms, blickte über die zwei Reihen Gesichter und sagte leise: »Die Versammlung ist geschlossen. Besten Dank.«
    Als er allein war, stand er auf, streckte sich und gähnte ausgiebig. Danach ging er zur Anrichte, zog eine Schachtel Zigarren aus der Lade, rauchte eine davon mit einem Ausdruck von Widerwillen an und nahm den Eiswürfelbehälter an sich. Damit begab er sich zur Kabine von Domino Vitali.
    Das Mädchen war mit ausgebreiteten Armen und Beinen an die Ecken des Doppelbetts gefesselt. Largo stellte den Eisbehälter auf der Kommode ab und legte die Zigarre vorsichtig daneben. Das Mädchen beobachtete ihn.
    Er trat zu ihr. »Meine Liebe, ich habe an deinem Körper viel Vergnügen gehabt. Falls du aber weiterhin schweigst, werde ich dir großen Schmerz zufügen müssen. Und zwar durch Hitze«, er nahm die Zigarre, hielt sie hoch und blies die Glut an, »und durch Kälte - mit diesen Eiswürfeln. Wissenschaftlich angewendet, wird dir beides helfen, die Wahrheit zu sagen. Also, was ist dir lieber?«
    Haßerfüllt sagte das Mädchen: »Meinen Bruder hast du schon umgebracht.
    Jetzt bin ich dran. Geh und vergnüg dich doch, solang du erst mit einem Fuß im Grab stehst! Aber wenn der zweite drankommt - und das wird bald sein! - sollst du noch tausendmal mehr leiden als wir beide!«
    Höhnisch auflachend trat Largo näher und sagte: »Na gut, meine Liebe, da müssen wir eben sehen, was wir mit dir tun können. Sehr sanft und sehr, sehr langsam.«
    Er

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