Feuerball
nie genug Wasser in die Wanne gelassen.«
»Klingt ganz nach Marineministerium. Die wollen mich dieses Schiff auch nie richtig ausprobieren lassen. Jedesmal, wenn man loslegen will, kommt die Nadel über so eine verdammte rote Linie, die irgendein Blindgänger aufs Zifferblatt gemalt hat. - Also, meine Herren«, der Kapitän sah Leiter an, »wie ist die Lage? Seit Korea hab’ ich keinen solchen Haufen von >Streng Geheim< und >Höchst Dringlich< bekommen.
Das letzte war sogar vom Marinechef persönlich. Ich soll mich als unter Ihrem Befehl stehend betrachten, im Falle Ihres Todes unter dem von Commander Bond, bis Admiral Carlson ankommt. Was ist eigentlich diese >Operation Feuerball«
Während Leiter die ganze Geschichte bis zum Start von Largos Wasserflugzeug um 13 Uhr 30 und zu Bonds Instruktionen für Domino Vitali erzählte, horchte Bond auf die Geräusche des Unterseebootes. Da war das hohe Pfeifen des Generators. Gelegentlich knackte es im Lautsprecher über dem Schreibtisch, worauf unverständliche Anweisungen durchgegeben wurden: »Roberts an Bootschef«, »Oppenshaw sofort zum Ersten Ingenieur«, »Blaues Team zur Abteilung F«, und alle zwei Minuten setzte das Saugen und Gurgeln einer Pumpe ein. Es war, als befände man sich im Innern eines von hydraulischen und elektrischen Impulsen geleiteten Roboters.
Nach zehn Minuten lehnte Kapitän Pedersen sich zurück, griff nach seiner Pfeife und begann sie gedankenvoll zu stopfen. »Das ist ja eine verteufelte Geschichte!« Er lächelte. »Und komisch: auch ohne die Funksprüche vom Marineministerium würde ich sie glauben. Hab’ mir immer schon gedacht, daß so was eines Tages passieren könnte. Diese Atomwaffen sind einfach zu gefährlich! Jede einzelne der Inseln hier herum könnte die Vereinigten Staaten erpressen, mit einem einzigen meiner Geschosse. Man braucht es nur auf Miami zu richten. Und hier bin ich, Peter Pedersen, 38, geistig gesund oder auch nicht, und schleppe gleich sechzehn von diesen Dingern herum, genug, um ganz England auszuradieren. Jedenfalls«, er legte die Hände auf den Tisch, »so ist das. Jetzt haben wir nur einen kleinen Teil des ganzen Problems vor uns - und auch der ist so groß wie die Welt. Was sollen wir also tun? Wenn dieser Largo die Bomben hat, wird uns das Mädchen Nachricht geben. Schön. Und wir fahren hin und nehmen das Schiff oder blasen es aus dem Wasser. Stimmt’s? Was aber, wenn er die Bomben nicht hat oder wir keine Nachricht bekommen?« Bond sagte ruhig: »Wir bleiben ihm auf den Fersen bis zur entscheidenden Zeit, also noch 24 Stunden. Wir können nichts anderes tun, wenn wir legal bleiben wollen. Nach Ablauf dieser Zeit können wir unsere Regierungen entscheiden lassen, was mit der Disco, dem Bomberwrack und allem sonstigen zu geschehen hat. Aber im Augenblick befinden wir uns noch in der Lage des Detektivs, der einen Mann beschattet, welcher vielleicht einen Mord begehen wird. Der Detektiv kann nichts anderes tun, als dem Mann folgen und warten, bis er tatsächlich die Waffe hervorzieht und zielt. Dann, und nur dann, darf der Detektiv schießen oder den Mann verhaften.« Bond wandte sich an Leiter. »Stimmt’s vielleicht nicht, Felix?«
»Ja, darauf läuft’s wohl hinaus. Und, Kapitän, wären Commander Bond und ich nicht so verdammt sicher, daß Largo unser Mann ist, wir hätten niemals die Manta herbeigerufen! Man kann hundert gegen eins wetten, daß er die Bombe nachts legt, und heute ist die letzte Nacht. Übrigens, Kapitän, haben Sie Dampf aufgemacht oder wie man das in der Atomsprache nennt?«
»Wir können innerhalb von fünf Minuten auslaufen.« Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Aber leider muß ich Sie enttäuschen, meine Herren. Ich weiß nämlich nicht, wie wir der Disco auf den Fersen bleiben sollen.«
»Wieso? Sie fahren doch die nötige Geschwindigkeit, nicht?« Leiter ertappte sich dabei, wie er mit seinem Stahlhaken drohend auf den Kapitän wies. Rasch legte er ihn wieder aufs Knie.
Der Kapitän lächelte. »Das schon, aber Sie vergessen die Navigationsschwierig keiten in diesen Gewässern!« Er wies auf die Seekarte an der Wand. »Überzeugen Sie sich doch selbst! Haben Sie jemals eine Karte mit so vielen Zahlen gesehen? Das sind die Tiefenangaben, meine Herren, und ich kann Ihnen sagen, daß wir abgehängt werden, wenn die Disco sich nicht an einen der Tiefwasserkanäle hält.« Er drehte sich wieder zum Schreibtisch. »Nein, meine Herren, dieses Schiff ist verdammt gut
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