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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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hören. Nun ruht Euch etwas aus, damit Ihr unser Bankett heute Abend auch recht werdet genießen können.“
    „Ich danke Euch“, murmelte ich und trat in den Raum, und als ich merkte, dass Lord Hrothgar noch immer in der Türöffnung stand und keine Anstalten machte, zu gehen, sondern mich nur abwartend anblickte, zischte ich – den zornigen Unterton in meiner Stimme brauchte ich dabei gar nicht vorzutäuschen -: „Nicht jetzt, lieber Bruder. Er ist gut verwahrt. Heute Abend nach dem Bankett.“
    Er schien zwar nicht davon begeistert, nickte jedoch und schloss die Tür von außen. Wahrscheinlich würden sie jetzt eine Weile über ihren unliebsamen Gast tuscheln. Dieser Raymon schien ja wirklich ein überaus reizender Mensch zu sein, wenn eine solche Stimmung bei ihm so selbstverständlich war, dass niemand auch nur ein Wort darüber verlor oder gar Verdacht schöpfte.
    Ich sah mich erst einmal in dem Raum um, den ich hoffentlich schon bald wieder auf Nimmerwiedersehen verlassen würde. Er war nicht sehr groß, mit einer Bettstatt an der Wand, einem Tischchen und einem Stuhl unter dem Fenster und Binsen auf dem Fußboden. Sonst gab es noch eine Truhe – und einen zusammengerollten Teppich auf dem Bett.
    Wie hatte es Aldric geschafft, vor uns hier zu sein? Ich stiefelte hinüber zum Bett und versetzte dem Teppich einen Tritt, doch danach fühlte ich mich nicht viel besser. Was, wenn der Zauber noch über die Nacht hinaus anhielt – konnte ich es wagen, einzuschlafen? Wenn Raymon wieder als er selbst erwachte, würde er Zeter und Mordio schreien, wenn er mich in seinem Zimmer vorfand. Ich wünschte mir, noch einmal mit Aldric sprechen zu können, und zwar nicht nur, um ihn wild zu beschimpfen. Doch der Zauberer war weit und breit nicht zu sehen, und es gab niemanden, mit dem ich hätte reden oder mich beraten können.
    Ich ging zum Fenster und schaute hinaus – sie hatten die Wahrheit gesagt, man besaß tatsächlich einen weiten Blick über Hrothgars Ländereien. Meines Vaters Hof konnte ich nicht erkennen, weil der weiter südlich lag, aber das Gehöft Berics, unseres Nachbarn, dessen Tochter mir schöne Augen machte. Ich grinste, als ich daran dachte, wie ich ihr wohl jetzt gefallen würde – vielleicht würde sie sich dann endlich ein anderes Opfer suchen.
    Aber ich sollte an Wichtigeres denken. Den eigentlichen Grund meines Hierseins zum Beispiel. Den Brief.
    Ich trug ihn in meinem Hemd gut verborgen, und jetzt, nachdem ich mich noch einmal vergewissert hatte, dass hier niemand war außer mir und dem Teppich und auch niemand vor der Tür stand und horchte, zog ich ihn neugierig heraus und setzte mich damit auf das Bett. Was mochte so überaus wichtig sein, dass man Aldric den Nicht-gerade-Überwältigenden mit dieser Angelegenheit betraut hatte? Oder vielleicht gerade deswegen ihn, weil ihm niemand eine so wichtige Mission zutrauen, ihn daher auch nicht verdächtigen würde? Was hatte vorher darin gestanden – und was stand wohl jetzt darin?
    Der Brief war mit Siegellack verschlossen – hatte bestimmt einige Mühe gekostet, das Originalsiegel einwandfrei zu kopieren. Als ich ihn gegen das Fenster hielt, konnte ich einige Schriftzeichen erkennen. Manchmal wäre es wohl tatsächlich ganz nützlich, lesen zu können.
    Seufzend drehte ich mich zu dem Teppich um und steckte den Brief in die Rolle hinein. Dann lehnte ich mich gegen die Wand und schloss die Augen – nur ein kleines bisschen -, im Moment konnte ich doch nichts anderes tun, und wenn der Teppich sich zu regen begann, würde ich es so sofort merken und konnte rasch zur Tür hinaus, bevor Lord Raymon vollständig erwachte...
    Lautes Pochen an der Tür ließ mich erschreckt emporfahren. Mit hastigem Blick vergewisserte ich mich, dass ich noch immer neben einem Teppich lag. Draußen brach der Abend herein, und durch das Turmfenster drang nur noch wenig Dämmerlicht.
    Wie viel Zeit mochte verstrichen sein seit meiner Begegnung auf dem Feld? Meinem Magen nach zu urteilen, mehr als genug.
    „Lord Raymon!“ Wieder dieses laute Pochen – war ihr Herr so unausstehlich, dass sie es nicht einmal wagten, hereinzukommen und nachzusehen, wo er denn so lange blieb? „Das Bankett beginnt!“
    Richtig. Das Bankett. Wenn ich’s mir recht überlegte, konnte mir im Augenblick Schlimmeres passieren als das. Mein Magen knurrte wie ein wildes Tier, und das Mindeste, was mir diese Lords schuldeten, war eine ausgiebige, festliche Mahlzeit...
    „Ich komme schon!“,

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