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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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erreichen wollte. Es wunderte mich sowieso, weshalb es niemandem auffallen wollte, wie schlecht Lord Raymon heute im Sattel saß. Aber vielleicht war man ja auch das gewohnt. Oder sie wagten nicht, etwas zu sagen, wenn ihr Herr ganz offensichtlich doch allerschlechtester Laune war.
    Ein Stück weit hinter uns würde Aldric humpelnd folgen, einen zusammengerollten Teppich auf dem Rücken eines Maultiers befestigt. Wenn ich an ihn dachte, stieg es rot vor mir auf, also atmete ich tief durch und nahm mir fest vor, den Gedanken an ihn wegzuschließen, bis ich meine wahre Gestalt zurückhaben würde. Dann würde mir bestimmt etwas einfallen, wie ich es ihm...
    Vor uns tauchte die Burg Lord Hrothgars unter den Bäumen auf, und ich richtete meine Gedanken auf Naheliegenderes. Man hatte uns von dem Brückenturm aus erspäht, und einige Menschen liefen uns aus dem Tor über die Zugbrücke entgegen, um dann neugierig am Weg stehen zu bleiben und uns anzugaffen. Ich starrte missmutig auf meinen Sattelknauf und blickte nicht auf, bis wir den gepflasterten Innenhof der Burg erreicht hatten.
    „Willkommen, mein lieber Bruder, willkommen!“
    Lord Hrothgar persönlich war in den Burghof geeilt, um mich aufs Herzlichste zu begrüßen. Jetzt, wo ich mich gezwungenermaßen mit seiner Familie befassen musste, fiel mir auch tatsächlich die Ähnlichkeit seiner Gesichtszüge mit denen seines Bruders auf – das war allerdings auch schon nahezu alles, in dem sie sich ähnlich waren. Während Lord Raymon eher hager war und sich arrogant und ehreinfordernd gab, wirkte Lord Hrothgar gedrungener und so, als würde er am liebsten Vergessen in seinem Weinkeller suchen. Und sein Blick strafte die Worte Lügen: Er war ganz und gar nicht erfreut über den Besuch seines Bruders, soviel war klar. Doch er bemühte sich wenigstens, den Schein zu wahren.
    Wie war das noch gleich gewesen – Lord Raymon sollte gekommen sein, um zu sehen, wie sein Bruder die gemeinsamen Güter ihres Vaters verwaltete. Oh ja, es würde wohl einiges geben, das Lord Raymon nicht zu Gesicht bekommen sollte.
    Mir war es gleich. Ich hasste sie beide.
    „Willkommen auch von meiner Seite, lieber Schwager“, hauchte nun auch Lady Elinor, die uns ebenfalls erreichte und aussah wie eine Vogelscheuche in ihrem furchtbaren giftgrünen Ensemble. „Wir haben ein Bankett für Euch vorbereitet, nachdem Ihr Euch etwas ausgeruht habt. Ich hoffe, Ihr hattet eine gute Reise.“
    Nun, ich würde wohl nicht darum herum kommen, etwas zu sagen, auch, wenn ich am liebsten auf den Boden gespuckt hätte. Und überhaupt: Ich musste darauf Acht geben, dass ich das nicht wirklich tat. Und worauf musste ich eigentlich noch alles achten?
    Ich murmelte etwas vor mich hin und versuchte, möglichst unbeschadet aus dem Sattel zu kommen. „Mir ist heute nicht sehr wohl, lieber Bruder“, brachte ich dabei hervor. „Mir wäre es sehr recht, wenn ich jetzt... in meine Gemächer gehen könnte.“
    Lord Hrothgar und Lady Elinor wechselten einen verwunderten Blick. Dann nickten sie und wiesen Bedienstete an, sich um mein Pferd und meine Begleiter zu kümmern, während sie mich selbst in ihre Mitte nahmen und in die Burg begleiteten. Und während mir Lord Hrothgar noch ganz verstohlen ins Ohr flüsterte, ob ich den bewussten Gegenstand mitgebracht hätte, und Lady Elinor irgendetwas über das Wetter lamentierte, sah ich noch kurz in dem allgemeinen Gedränge, wie ein kleiner Mann mit einem Maultier die Brücke zum Schlosshof überquerte, ohne dass die Wachen ihn zur Kenntnis zu nehmen schienen.
    Wir marschierten durch mehrere Trakte der Burg, und ich gewann fast den Verdacht, als wollten sie dadurch Zeit gewinnen, vielleicht, um die Herrichtung meines Zimmers noch einmal zu kontrollieren – mal schneller, mal langsamer an Gängen, Fluren und Türöffnungen vorbei. Schließlich erreichten wir eine Turmtreppe, und nach ein paar Stufen hinauf lag eine Tür vor uns, die Lord Hrothgar so schwungvoll öffnete, dass sie Lady Elinor um ein Haar vor den Kopf bekam, was ihm einen bemerkenswerten Blick eintrug. Doch sie bemühte sich weiterhin um honigsüße Höflichkeit, als sie mir erklärte: „Ich hoffe, diese Gemächer werden Euch zusagen, lieber Schwager. Sie versprechen einen exzellenten Blick über das Land, sind trocken und ruhig.“ Und weitab von denen, die wir bewohnen , fügte ich in Gedanken hinzu. „Wenn Ihr etwas braucht, ruft nur in den Flur, Eure Diener sind unten untergebracht und werden Euch

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