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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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man Euch vertrauen kann.“
    Und ich drückte der Wache den Brief in die Hand und ließ sie dann leicht verblüfft mit dem Teppich zurück. Ich musste mir auf die Lippen beißen, um mir das Lachen zu verkneifen, während ich durch die Gänge eilte, eine Treppe hinab, durch einen Torbogen hindurch – frische, kühle Luft schlug mir entgegen – und ich war draußen, draußen im Hof. Die Flügel des großen Burgtores waren schon geschlossen, doch eine Seitentür stand noch auf, bewacht von einem älteren Mann, der gerade mit einem Boten verhandelte. Ich schritt so unauffällig wie möglich über das Hofpflaster auf diese Türe zu, als ich vermeinte, irgendwo in der Burg lauter werdende Stimmen zu hören.
    Hatte man das leere Turmzimmer entdeckt? Oder ging es um etwas anderes?
    Vorsichtshalber drückte ich mich in die Schatten der Burgmauer.
    „Jennan?“
    Ich fuhr herum und spähte in die dunkle Ecke, aus der das Flüstern gekommen war.
    „Bei den Geistern dieser Welt, was tust du hier? Was ist los?“
    Er war es tatsächlich, Aldric der Zauberer. Und ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen, erleichtert sein – oder ihm an die Kehle springen sollte.
    „ Das ist los!“, zischte ich wütend und deutete dabei auf mein Gesicht, obwohl ich nicht wusste, ob er das im Dunkeln überhaupt sehen konnte. „Euer spaßiger Zauber hat sich leider vor der Zeit verabschiedet, und ich kann von Glück sagen, dass ich...“
    Er griff meinen Arm und presste ihn mit einer Kraft, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte. „Was ist mit Raymon? Und dem Brief?“
    „Oh, denen geht’s gut“, versicherte ich. „Der erste ist zwar noch ein Teppich, hat es aber schön weich und warm, und der zweite befindet sich bereits bei Hrothgar. Könnten wir vielleicht jetzt gehen? Und lasst mich los, sonst...“ Ich spürte erneut meinen Zorn aufsteigen, und er musste es ebenfalls merken, denn er löste seinen Griff, lauschte eine Weile auf die Geräusche in der Burg und nickte dann schließlich.
    „Gut. Dann komm.“
    Und ich folgte ihm mit seinem Maultier verwundert zur Seitentür, direkt an der Wache vorbei, die uns überhaupt nicht wahrzunehmen schien, hinaus aus der Burg, den Weg entlang, fort von Hrothgar und Raymon und ihren Familienzwisten. Während all dem sprach Aldric kein Wort, und er hielt auch nicht eher an, als bis wir ein gutes Stück Weg zwischen uns und die Burg gebracht hatten. Dort schlug er sich zwischen die Büsche, die hier wuchsen, bis er sich am Ufer eines kleinen Baches niederließ und mir bedeutete, es ihm gleichzutun.
    „Wisst Ihr eigentlich, was Ihr da angerichtet habt?“, unterbrach ich schließlich aufbrausend die Stille. „Wie soll ich das meinem Vater erklären? Es ist schon Nacht – Nacht! Wenn jemand das Gespann gestohlen hat...“ Doch er bedeutete mir mit einer Handbewegung, wieder zu schweigen, während er etwas aus seinem Gewand hervorkramte. Der Mondschein blinkte auf einem tropfenförmig geschliffenen Kristall, den er jetzt über das Wasser hielt, so dass sich das Licht und die Spiegelungen des Bachs darin brachen.
    Aldrics Lippen bewegten sich und formten unhörbare Worte, während er den Blick nicht von dem Kristalltropfen abwandte. Ich selbst konnte nichts Ungewöhnliches daran oder darin entdecken, doch an Aldrics Mienenspiel erkannte ich, dass er etwas darin wahrnehmen musste. Erst runzelte er die Stirn, dann entspannte er sich erleichtert, murmelte: „Den Göttern sei Dank, er ist erwacht“, gefolgt von einem überraschten Aufreißen der Augen.
    Sein Blick löste sich von dem Kristall und wanderte von dort zu mir. Ich zog es vor, meine Schuhe von angeklebten Grashalmen zu befreien, seinem Blick nicht zu begegnen und so noch etwas länger als Mensch durch die Gegend zu laufen.
    „Jennan – und was hat denn wohl das zu bedeuten?“ Er musste sich sichtlich beherrschen. „Wie kommt Lord Raymon in Lady Elinors Schlafgemach?“
    „Wie soll ich das wissen?“, brummte ich. „Vielleicht ist er in Leidenschaft zu ihr entbrannt...“
    Doch Aldric war keineswegs zu Scherzen aufgelegt. „Weißt du eigentlich, was du damit angerichtet hast? Du hättest die ganze Mission gefährden können! Du...“
    Da platzte mir aber wirklich der Kragen. Zauberer oder nicht, alles konnte ich mir nun auch nicht gefallen lassen.
    „Nun, wer war es denn, der diese ‚Mission’ überhaupt von Anfang an gefährdet hat? Wer hat denn das mit dem Schlafzauber verpfuscht? Und wenn ich Euch da herausgeholfen habe,

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