Feuerbluete 01 - Feuerbluete
haben? Es ist nichts, was ich kenne.«
»Der Heiler aus dem Nachbardorf ist auch ratlos.« Ralissa wirkte völlig niedergeschlagen. »Aber was es auch ist, es ist gefährlich. Jeden Tag verliert er ein Stück seiner Kraft. Ihr kennt ihn - sein Körper und sein Wille sind stark wie bei kaum einem anderen, aber ich weiß nicht, wie lange er noch durchhalten wird.«
Alena kam sich vor, als sei sie in einem Albtraum gefangen. Sie wünschte sich, sie wäre nicht so oft frech zu Pa gewesen. Er war alles, was sie hatte! »Wird er sterben?«, fragte sie und fürchtete sich vor der Antwort.
»Das weiß niemand«, sagte Ralissa und versuchte ihr den Arm um die Schultern zu legen. Empört wich Alena der Berührung aus. Warum behandelte Ralissa sie eigentlich immer wie ein Kind?
»Könnte der Prophet irgendetwas damit zu tun haben?«, fragte sie Rena.
»Ich traue es ihm jedenfalls zu«, sagte Rena und ihre braunen Augen wirkten hart und entschlossen. »Ralissa, habt ihr, bevor er krank wurde, irgendetwas Außergewöhnliches im Dorf bemerkt? Hatte Tavian einen Besucher von außerhalb?«
»Jetzt, wo du es sagst ... einer der Männer - Palek - meinte, er hätte einen seltsamen weißen Schatten bemerkt, eine Art Tier. Er hat nicht gewagt sich dem Ding zu nähern.«
»Das klingt nicht gut.« Rena dachte nach, wandte sich dann an Alena. »Wir sollten uns mit diesem Palek mal unterhalten. Wo finden wir ihn?«
»Nach so einem Schreck wahrscheinlich in der Schänke«, meinte Alena. Einerseits war sie neugierig auf das, was Palek zu erzählen hatte, andererseits wollte sie bei ihrem Vater bleiben. Einfach bei ihm sein, seine Hand halten. Doch als Ralissa noch einmal in sein Zimmer spähte, flüsterte sie: »Er schläft. Weck ihn nicht auf.«
In diesem Moment klopfte es an der Außentür. Die drei Frauen blickten sich an. Wer konnte das sein? Alena ging öffnen. Sie sah sich einem Mann mit kurzen dunklen Haaren und heiteren Augen gegenüber, der ein paar Fingerbreit kleiner war als sie. Verblüfft sah Alena, dass zwei grüne Libellen ihn umschwebten und über ihm ein Pärchen Rubinvögel kreiste. Ein Tass hatte sich an seine Fersen geheftet und versuchte ab und zu verliebt seine Füße abzulecken. Aber nicht nur das, hinter dem Mann stelzten auch zwei Skorpionkatzen und taten, als seien sie zahme Schoßtiere.
»Äh ...«, sagte Alena. Wer beim Feuergeist war das und was machten die Tiere hier? Sie wollte die Tür zuknallen, bevor die Skorpionkatzen reinkommen und jemanden umbringen konnten.
Doch der Mann stellte einen Fuß in die Tür. »Tut mir Leid - die da haben sich mir unterwegs angeschlossen«, sagte er und bedeutete den Tieren mit einer Handbewegung, besser ein andermal wiederzukommen. Enttäuscht machten sich das Tass und die Skorpionkatzen davon.
Alena öffnete die Tür wieder etwas weiter. Ihr Blick fiel auf das Amulett, das der Mann trug: drei Wellen in einem Kreis. Ein Mann der Wasser-Gilde - hier in Tassos, der Provinz der Feuerleute?!
Noch bevor sie ihn fragen konnte, was er wollte, drängte sich Rena an ihr vorbei und fiel dem Mann um den Hals. »Tjeri! Was machst du denn hier?«
So, so, das war also Renas Gefährte. »Jederfreund« nannten ihn die Halbmenschen, hatte Rena ihr erzählt. Jetzt wusste Alena auch warum. Selbst Cchraskar schlug beinahe Purzelbäume vor Begeisterung über den Besuch. Allmählich wurde Alena eifersüchtig!
»Hast du erwartet, dass ich nach so einer Nachricht daheim hocken bleibe?«, sagte Tjeri und grinste breit. »Dachte, ihr könntet vielleicht Hilfe gebrauchen.« Er wandte sich an Alena. »Darf ich reinkommen, Alena?«
»Klar«, sagte Alena. Sie fühlte sich ein bisschen überrumpelt. Als ihr Besucher an ihr vorbeiging - eine der Libellen schmuggelte sich mit ihm ins Haus -, merkte sie, dass er hinkte. »Oje, habe ich dich eben mit der Tür verletzt?«
»Nee«, sagte Tjeri und verzog das Gesicht. »Hab meine Füße ein bisschen zu lange nicht benutzt.«
»Was?!«
»Im Seenland bin ich meistens im Wasser unterwegs. Außerdem habe ich, hm, zwei Winter lang keine Schuhe mehr getragen. Das habe ich jetzt davon - ich habe mir mindestens fünf Blasen gelaufen auf dem Weg hierher. Obwohl ich die meiste Zeit auf einem Dhatla geritten bin.«
»Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass du da bist«, sagte Rena, als sie in der Schmiede Kriegsrat hielten. Schnell erzählte sie ihm, was geschehen war und wie es um Tavian stand. Tjeris gute Laune verflog. »Brackwasser, dein Onkel
Weitere Kostenlose Bücher