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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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am liebsten irgendetwas an die Wand geworfen, irgendetwas zerstört. Aber die einzigen Dinge, die herumhingen, waren Zangen und Hämmer - da ging eher noch die Wand kaputt! Außerdem war sie nicht sicher, ob sie sich das vor Rena überhaupt traute. »Wie können diese Maushunde uns nur so im Stich lassen?!«
    »Dagua hätte anders gehandelt«, sagte Tjeri wehmütig. »Aber er ist zu alt, um sich noch einmal in den Kampf zu stürzen. Wie viele Winter hat er jetzt auf dem Buckel, Rena? Müssen um die fünfundsiebzig sein, oder?«
    Rena nickte. »Dagua ist ein alter Freund von uns, aus der Wasser-Gilde«, erklärte sie, als sie Alenas fragenden Blick sah. »Wir haben viel zusammen erlebt, er war bei unserer ersten Reise dabei.«
    Lange saßen sie schweigend zusammen, dachten nach. Schließlich sagte Rena: »Vielleicht hat Tavian eine Idee, was wir tun können.«
    Erschrocken sah Alena, dass ihr Vater seit gestern noch schwächer geworden war. Blass und kraftlos lag er auf seinem Lager. Kurz berichtete ihm Rena, was passiert war. Alena wunderte sich, dass ihr Pa kaum erstaunt schien.
    »Den Starken folgt man gerne«, flüsterte er. »Das liegt in der Natur des Menschen. Vielleicht wäre es damals doch besser gewesen, Cano hinzurichten.«
    »Das hätte ihn zum Märtyrer gemacht«, wandte Tjeri ein. »Tote Helden sind immer die besseren Helden.«
    »Auf jeden Fall werden wir alles tun um ihn aufzuhalten. Leider wird das nicht gerade einfach, fürchte ich.« Rena wollte aufstehen. Doch Tavian hielt sie am Ärmel ihrer Tunika zurück. »Warte!«
    Alena sah, wie viel Mühe ihn das Sprechen kostete. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass sein Atem eine weiße Wolke in die Luft zeichnete. Aber so kalt war es doch gar nicht hier drin!
    »Vielleicht ...«, sagte er. »Es gibt eine Möglichkeit ... weißt du noch, dieser Mann namens Keldo ...«
    »Canos Gegenspieler, ja. Aber wir haben ihn nie finden können. Niemand weiß, wer er wirklich ist. Vielleicht lebt er nicht einmal mehr.«
    »Er lebt«, sagte Tavian. Seine Stimme war schwach, aber eindringlich. »Vor drei Wintern hat jemand ihn erwähnt ... ein reisender Schmied. Er sagte mir, er habe Keldo in Ekaterin gesehen. Damals hat mich das nicht besonders interessiert.«
    Alena war noch nie in Ekaterin gewesen, aber sie hatte davon gehört. Es war eine große Handelsstadt in Alaak, der Provinz der Erd-Gilde, die etwa vier Tagesreisen im Norden lag. In den letzten Wintern war dort viel gebaut worden, die Stadt hatte immer mehr Menschen angezogen und galt jetzt - neben Eolus in der Provinz Nerada und Carradan in Tassos - als eine der wenigen echten Metropolen auf Daresh.
    »Und du glaubst wirklich, dieser Keldo könnte uns gegen Cano helfen?«, fragte Tjeri.
    »Ich hoffe es«, sagte Tavian und seine Augen brannten in seinem hager gewordenen Gesicht. »Du weißt, was uns sonst bevorsteht, Rena.«
    »Ja, ich weiß es«, sagte Rena ruhig.
    Als Alena die beiden ansah, ahnte sie, dass es nicht wirklich wichtig war, ob sie die Meisterprüfung bestand. Es war nicht einmal besonders wichtig, ob die Gilde sie ausstieß oder nicht. Wichtig war jetzt, dass sie die Menschen beschützte, die sie liebte.
    Und dafür brauchte sie ihr Meisterschwert.
    In dieser Nacht ging Alena nicht zu Bett. Sie blieb bei ihrem Vater, bis er schlief, und wanderte in ihrem Zimmer auf und ab, bis die anderen längst im Reich der Träume waren. Dann stand sie auf und nahm das Schwert in seiner Hülle aus dunklem Tuch. Sie klemmte es sich unter den Arm, griff sich drei Fackeln aus dem Vorratsraum und verließ die Schmiede ohne ein Geräusch zu machen. Cchraskar war nirgends zu sehen, wahrscheinlich jagte er sich sein Abendessen. Instinktiv machte sie sich auf den Weg zu ihrem Lieblingsplatz, einer versteckten Lichtung am Rand des Phönixwalds. Dort würde sie um diese Zeit garantiert niemanden antreffen. Hoffentlich auch nicht den Weißen Panther. Aber das war ein Risiko, das sie eingehen musste.
    Still und verlassen lag die Lichtung im rötlichen Licht des dritten Mondes. Die Phönixbäume streckten ihre Äste in den Himmel, es roch nach ihrem schweren öligen Duft.
    Alena ließ sich nieder und legte das eingewickelte Schwert auf einem Steinklotz ab. Sie hatte das Bedürfnis nach einem Ritual. Es sollte ein ganz besonderer Moment werden. Sorgfältig steckte sie die drei Fackeln in den Boden - eine direkt vor sich, eine links, die andere rechts von sich. Mit einer Formel steckte sie sie in Brand, sodass ihre zuckenden

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