Feuerbluete 01 - Feuerbluete
verliert wirklich keine Zeit«, sagte er zu Alena. Sie versuchte zu lächeln und schaffte es nicht. Cano, ihr Onkel. Es klang, als sei das Ganze nur eine Familienangelegenheit.
Tjeri merkte sofort, dass seine Bemerkung ihr wehgetan hatte. »Tut mir Leid. Ich bin manchmal ganz schön taktlos.«
»Schon in Ordnung«, sagte Alena, erstaunt, dass er sich wegen so etwas bei ihr, einem Lehrlingsmädchen, entschuldigte. »Was ist, gehen wir Palek suchen?«
Gemeinsam gingen sie durchs Dorf - sie, Cchraskar, Rena und Tjeri. Es fühlte sich ungewohnt, aber gut an, nicht alleine zu sein, Verbündete zu haben. Auf halbem Weg schloss sich ihnen Marvy neugierig an. Mit einem kleinen Schreck stellte Alena fest, dass sie die ganze Zeit über nicht an sie gedacht hatte.
»Geht’s deinem Vater besser?«, fragte Marvy und lief neben ihr her. »Hat er’s schon verkraftet, dass du ... na ja ...«
Natürlich hatte sie von all dem gehört. Marvy erfuhr immer alles. »Dass ich die Prüfung geschmissen habe? Rostfraß, das hat doch nichts damit zu tun, dass er krank ist!« Alena hatte nicht vor, ihre eigenen Zweifel auf dem Marktplatz zu verkünden.
Marvy flüsterte so leise, dass nur Alena sie hören konnte: »Und, war’s schlimm?«
»Die Prüfung? Ja, klar ...«
»Nee, ich meine, mit deiner komischen Tante rumzureisen...«
»Ach, die ist ganz in Ordnung«, sagte Alena. Allmählich ging ihr Marvy wirklich auf die Nerven!
Und da waren auch Zarko und seine Getreuen. Sie lungerten neugierig am Wegesrand herum und glotzten die Fremden an. Alena blitzte sie an, forderte sie heraus, sich darüber lustig zu machen, dass sie mit zwei Leuten aus in Tassos nicht gerade angesehenen Gilden und einem struppigen Iltismenschen durch die Stadt marschierte. Doch weder Zarko noch einer der anderen wagte eine Bemerkung. Im Vorbeigehen sah Alena, dass Jelica ihr mitleidig zulächelte. Sie lächelte nicht zurück. Mitleid hatte sie nicht nötig! Nicht von Zarkos Leuten!
Sie fanden Palek tatsächlich in der Gastwirtschaft - einem einzelnen, großen Raum, der mit alten Waffen und gegerbten Tass-Häuten dekoriert war. Der bullige Metallgießer hatte einen halb leeren Krug Polliak vor sich und stierte vor sich hin. Rena und Alena tauschten einen Blick. Ob sie aus dem noch irgendeine wertvolle Information herauskriegen würden...?
»Meister Palek - Ralissa hat uns erzählt, dass Ihr etwas Seltsames beobachtet habt...?«, fragte Rena vorsichtig.
»So was hab ich noch nie gesehen und ich will’s auch nie wieder sehen«, sagte Palek und nahm noch einen Schluck aus seinem Becher. »Erst dachte ich nur, dass es ein weißer Schatten ist. Aber wenn ich genau drüber nachdenke, glaube ich, dass es so eine Art Panther war. So einer, wie’s sie angeblich im Gebirge geben soll.«
Alena runzelte die Stirn. Das nächste Gebirge war ein ganzes Stück weg. »Hat er versucht Euch anzugreifen?«
»Nein. Dem hätte ich schon gezeigt, wo der Hammer hängt!«
»Jarrr, ganz tief im Keller«, murmelte Cchraskar respektlos.
»Wo habt Ihr das Tier gesehen, Meister Palek?«, mischte sich Rena wieder ein. »Und wann?«
»Es schlich um Tavians Pyramide herum. Hm ... müsste so etwa vier Tage her sein.«
Das passt, dachte Alena beunruhigt. Konnte dieses eigenartige Tier wirklich etwas mit der Krankheit ihres Vaters zu tun haben? Hatte Cano dabei seine Hand im Spiel?
Inzwischen hatten sich ein halbes Dutzend Neugierige eingefunden, die die Geschichte gerne noch mal hören wollten und dafür einen Becher Polliak springen ließen. Rena bedankte sich bei dem Metallgießer und sie zogen sich an einen langen Tisch zurück, an dem schon zwei Männer und eine Frau saßen. Alena kannte sie. Es waren die Eltern von Kilian und Jelica und Zarkos Meister. Verlegen nickte sie ihnen zu.
»Komischer Panther«, sagte Cchraskar, der zusammengekauert neben Alena saß. »Da waren keine Spuren bei der Pyramide. Vielleicccht kann das Vieh fliegen.«
»Hat Cano eigentlich übernatürliche Kräfte?«, fragte Tjeri.
Rena schüttelte den Kopf. »Er beherrscht Feuerarten, mit denen sonst kaum einer zurechtkommt. Aber sonst ist Cano ein ganz normaler Mensch. War er zumindest damals. Aber jetzt ist er ja der Heiler vom Berge, wer weiß, was er nun ...«
Der Vater der Geschwister, der anscheinend mit halbem Ohr zugehört hatte, mischte sich erstaunt ein. »Verzeiht mir, Rena ke Alaak, aber was habt Ihr da gerade gesagt?«
»Ihr habt richtig gehört«, sagte Rena und hob die Stimme, damit das
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