Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Winter älter als du. Er hat dich noch kein einziges Mal richtig angeschaut. Und ganz sicher hat er eine Freundin. Vergiss es einfach!
Unruhig fingerte sie am Griff ihres Meisterschwertes herum. Sie stand vor einem Rätsel. Neulich in der Nacht hatte sich das Schwert so wunderbar angefühlt - aber eben hatte es schwer und träge in ihrer Hand gelegen. Fast als hätte es jemand vertauscht, während sie schlief! Komisch.
»Wo seid ihr untergebracht?«, fragte Kerrik. Als Rena erklärte, dass sie noch kein Quartier hätten, sagte er sofort: »Dann kommt doch mit zu uns!«
Rena sah sich nach den anderen um. Tjeri und Cchraskar nickten und Alena folgte ihrem Beispiel. Ihr Herz pochte laut. Das war fast zu schön um wahr zu sein.
Kerrik führte sie auf verschlungenen Pfaden durch die Stadt, immer tiefer in den Bezirk hinein. Es war, wie durch eine tiefe grüne Schlucht zu wandern. Schließlich stieß er eine verborgene Tür auf und führte sie eine Wendeltreppe nach oben.
Sie kamen in einen Saal, der von zwei Feuern beheizt wurde. Von oben fiel Licht durch eine riesige, beschlagene Glaskuppel. In Hunderten von Töpfen rankten sich hier Pflanzen aller Farben und Formen nach oben, es wirkte wie ein kleiner Dschungel. Die Luft war schwül, es roch nach Blüten und feuchter Erde. Kerrik fuhr mit der Hand über eine Pflanze mit rötlichen Blättern und murmelte leise eine Formel. Alena staunte, als die Pflanze sich zu recken und zu strecken, nach oben zu streben begann.
»Viele sind Heil- oder Gewürzpflanzen, die ich aus Lixantha mitgebracht habe«, sagte Kerrik fröhlich. »Passt auf, dass ihr ihnen nicht zu nahe kommt. Wartet mal, ich pflücke uns ein bisschen Jeffal fürs Abendessen, dann seht ihr, was ich meine ...«
Ohne Zögern trat er auf einen Strauch zu, der winzige Früchte und große gelbe Blüten trug. Blüten, die sich ganz eigenartig bewegten.
»Pass auf!.«, schrie Alena.
Eine der Blüten schnappte nach Kerrik, in ihrem Inneren sah Alena gebogene Giftzähne glänzen. Doch sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Kerrik wich behände aus, packte die Blüte am Kelchansatz und hielt sie von sich weg, während er mit der anderen Hand ein paar der Früchte pflückte. »Ja, sie ist ein bisschen lebhaft, aber das bedeutet nur, dass sie sich hier wohl fühlt«, sagte Kerrik, ließ die Blüte los und trat schnell zurück.
Als sie ein Geräusch aus der anderen Richtung hörte, wandte sich Alena nervös um - aber es waren nur Schritte, die sich über den weichen Böden näherten. »Ach, Lilas ist schon zu Hause«, sagte Kerrik.
Eine große junge Frau schob die Blätter mit einem Arm beiseite und kam ihnen herzlich lächelnd entgegen. Sie hatte sich einen Topf mit einem Setzling unter den Arm geklemmt. Ja, er hat eine Freundin, dachte Alena entmutigt. Und schön ist sie auch noch. Lilas hatte kinnlange dunkle Haare, die ihr Gesicht umrahmten, und die Bewegungen einer Tänzerin. Kerrik küsste sie flüchtig und stellte die unerwarteten Besucher vor. Als Lilas hörte, dass es Rena ke Alaak war, die bei ihnen zu Gast sein würde, machte sie das vorübergehend sprachlos.
»Habt ihr denn auch genug Platz für uns alle?«, fragte Rena und lächelte Lilas an. »Tut mir Leid, dass wir einfach so reinschneien...«
Lilas erwachte aus ihrer Erstarrung. »Ach, das ist kein Problem - mein Vater ist Stadtkommandant von Ekaterin, er hat uns ein ganzes Haus zur Verfügung gestellt. Es steht zur Hälfte leer.«
Eine schöne und reiche Freundin, korrigierte sich Alena und folgte Kerrik mit den Augen. Er bewegte sich selbstsicher und gewandt. Bestimmt würde er einen guten Schwertkämpfer abgeben. Wieso trug er nur ein Jagdmesser? Ach so, die Leute der Erd-Gilde kämpften ja nicht.
Während Kerrik in der Küche verschwand - »Er kocht gerne«, erklärte Lilas -, führte sie die Gäste in ihrem Garten herum und zeigte ihnen die Arzneipflanzen. Es klang wie eine magische Beschwörung, als sie ihre Namen nannte.
»Willst du Heilerin werden?«, fragte Alena neugierig und Lilas nickte. »Es ist eine lange Lehrzeit. Ich werde erst im nächsten Jahr geprüft, obwohl ich schon einundzwanzig bin.«
»Dann kannst du uns vielleicht einen Rat geben«, sagte Rena. »Der Vater von Alena ist ins Koma gefallen, nachdem er eine Art weißen Schatten oder weißes Raubtier gesehen hat. Wir wissen nicht, was wir dagegen tun sollen.«
Lilas starrte sie an. Alena spürte, dass sie Angst hatte. »Ich habe mal von so etwas gehört. Aber es
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