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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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macht nichts. Sie bessern das jede Nacht aus. Übrigens verläuft die Straße spiralförmig - sie führt durch alle Bezirke bis zum Herztor in der Mitte der Stadt.«
    »Herztor? Was ist das denn?«
    »Einer Legende nach soll eine der ersten Regentinnen von Daresh an dieser Stelle ihr Herz an einen schönen Jüngling verloren haben«, erklärte Rena. »Sie hat ein schneeweißes Tor dort bauen lassen, und angeblich verliebt man sich auf der Stelle, wenn man beim Aufgang des dritten Mondes mit jemandem durch das Tor geht.«
    »Diese Legende ist ein Haufen Blödsinn«, sagte Tjeri. »Ich hab’s mit neunzehn mal mit einem Mädchen probiert und es hat nicht geklappt. Sie wollte mich danach immer noch nicht haben.«
    »Vielleicht lag’s an dir?« Alena musste lächeln.
    »An mir? Ach was. In dem Alter ist das eben so. Man verliebt sich ständig in die Falschen, was aber gar nichts ausmacht, weil man sich sowieso nicht traut es den Auserwählten zu sagen.«
    In diesem Moment fiel Alena ein anderes Gebäude auf. Es stand ganz allein auf einem Hügel etwas westlich von der Stadt, in entgegengesetzter Richtung des Herztors. Es sah herrschaftlich aus, groß und prachtvoll wie ein Palast. Geschwungene Säulen umrahmten seine drei Kuppeldächer.
    »Und was ist das da?«, fragte sie Rena. »Da hockt irgendein Reicher drin, oder?«
    »Schon lange nicht mehr. Das ist der ehemalige Sommersitz der Regentin, der Palast der Blüten. Inzwischen nennen ihn die Leute Palast der Trauer.«
    »Sommersitz? Ich wusste nicht, dass sie so was hat.«
    »Kein Wunder. Er steht seit über hundert Wintern - und Sommern - leer.«
    Jetzt fiel Alena auf, dass der Palast irgendwie düster wirkte. Vielleicht war er einmal weiß gewesen, so wie das Herztor, aber inzwischen sah er schmuddelig und vernachlässigt aus. Dunkel vom Staub, der aus den Ebenen von Tassos hinübergeweht kam.
    »Hat ihr die Einrichtung nicht gefallen?« Alena grinste.
    Rena ging nicht auf ihren lockeren Ton ein. »Die Tochter der damaligen Regentin ist da drin wahnsinnig geworden - und dann spurlos verschwunden. Ich kann verstehen, dass die Regentin danach nicht mehr dort leben wollte. Man sagt, ein Fluch liegt auf dem Palast. Deshalb hat ihn schon sehr lange niemand mehr betreten.«
    Das konnte Alena verstehen. Sie hatte großen Respekt vor Flüchen.
    Sie kamen durch den Roten Bezirk, das Vergnügungsviertel mit seinen vielen Gasthäusern. Aber es sah tagsüber nicht sehr interessant aus, wahrscheinlich wirkte es nur erleuchtet wirklich hübsch. Viel besser gefiel Alena der Blaue Bezirk, in dem sich viele Menschen der Luft-Gilde niedergelassen hatten. Hier gab es Hunderte von Läden, Lagerhäuser, Ställe für die Dhatlas der Händler und viele verschiedene Marktplätze. Der Bezirk erschien auf den ersten Blick völlig chaotisch und unübersichtlich. Die Häuser waren kreuz und quer durch geflochtene Brücken verbunden und in den Bäumen klebten Hütten wie Vogelnester. Überall ragten Türme auf, die wabenförmige Außenseiten hatten und damit Hunderte von einfachen Schlafquartieren boten. Man konnte sie nur über Strickleitern erreichen.
    »Das sind Quartiere für durchreisende Händler«, erklärte Tjeri.
    Alena glotzte. Da waren ja Natternmenschen! Und da - ein Hirschmensch! Sie hatte noch nie einen gesehen. Ganz selbstverständlich bewegten sie sich durch die Menge.
    Als sie in den Grünen Bezirk kamen, in dem viele Menschen der Erd-Gilde wohnten, blickte sich Alena fasziniert um. Die Häuser hier waren mehr als zehn Menschenlängen hoch, aber man sah sie kaum, denn sie waren über und über bewachsen und an ihrer Vorderseite wucherten lange Pflanzenstränge wie grüne Vorhänge bis zum Boden. »Haben die keine Fenster?«, wunderte sich Alena.
    »Oje, nein! Dann würde einem ja beim Rausschauen schwindelig werden. Wir von der Erd-Gilde haben alle Höhenangst.«
    Auf den Dächern der Häuser wuchsen Bäume und Büsche, von denen einige faustgroße blaue Früchte, rötliche Trauben und Nüsse trugen. »Schade, dass jetzt Winter ist - im Frühjahr blühen die Häuser um die Wette«, erzählte Rena. »Übrigens ist der gesamte Bezirk untertunnelt. Meine Leute leben ja hauptsächlich unterirdisch.«
    Das hatte Alena nicht gewusst. Sie blickte Rena von der Seite an. Man sah ihr gar nicht an, dass ihre Leute so eine Art zu groß geratene Wühler waren. Rena bemerkte ihren Blick und lächelte. »Ich bin im Weißen Wald aufgewachsen, ich habe nie komplett unterirdisch gelebt. Aber

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