Feuerbluete 01 - Feuerbluete
einzwängt!«
Langsam wurde Alena klar, dass es bei diesem Wettbewerb darum ging, jemandem kunstfertig etwas zu verkaufen, was er überhaupt nicht brauchte. Coryns Aufgabe war, ihren barpfotigen Freund davon zu überzeugen, dass er unbedingt Schuhe brauchte!
Es wurde ein harter Kampf. Aber Coryn war kein Anfänger. Als der Händler Cchraskar erzählte, dass man mit Schuhen durch den tiefsten Schnee stapfen könne, ohne kalte Pfoten zu bekommen, horchte der Iltismensch auf. Als Coryn schließlich verkündete, er habe gerade ein Paar in genau seiner Größe im Angebot, perfekt gegerbtes, weiches Hirschleder, wurde der Iltismensch weich. »Geld hab ich aber keins. Kann ich die Dinger auch gegen einen frisch erlegten Nachtwissler tauschen, kann ich das?«
»Ich glaube, das zählt als Sieg für Coryn!«, rief der Gastgeber und die Gäste stampften begeistert mit den Füßen auf den Boden.
Alena machte sich aus dem Staub, bevor die Leute der Luft-Gilde auf die Idee kamen, ihr ein rosafarbenes Haarband oder einen Badeteich zu verkaufen. Zu spät fiel ihr ein, dass sie völlig vergessen hatte nach Keldo zu fragen.
»Wann kriege icch denn jetzt meine Schuhe?«, nörgelte Cchraskar. Alena verdrehte die Augen, erklärte ihrem Freund, dass das nur Spaß gewesen sei, und schlug den Weg zum Vergnügungsviertel ein um ihn abzulenken.
Sie bogen auf die Spiralstraße ein, die im Roten Bezirk von einladend erleuchteten Gasthäusern gesäumt war. Hier waren Grüppchen von jungen Männern unterwegs, die sich lautstark unterhielten und lachten. Rechts und links von der Straße führten kleine Gässchen zu verborgeneren Freuden, ab und zu sah Alena einen Mann hastig dorthin verschwinden.
Alena fand den Roten Bezirk hochinteressant. Sie driftete in ein Gasthaus nach dem anderen, atmete den Geruch nach Polliak, Beljas und zu vielen Menschen ein und fragte ein paar Leute, ob sie jemanden namens Keldo kannten. Kopfschütteln jedes Mal. Nicht nur einmal wurde sie trotzdem mit Interesse beäugt. »Na, wie wär’s denn mit uns, Feuermädchen?«, fragte ein Mann der Luft-Gilde, der schon mehr als ein paar Becher Polliak intus hatte.
»Vergiss es, Alter«, sagte Alena und wandte sich ab. Eine Tür weiter war mehr als ein Spruch nötig. Als der Kerl ihr Messer an der Kehle hatte, wurde er sofort vernünftig. In der ganzen Schänke war es auf einen Schlag still geworden, alle Gäste starrten sie erschrocken an.
»Ich glaube, gleicch können wir Eintritt nehmen«, sagte Cchraskar.
Alena stieß den Mann von sich und raste Seite an Seite mit Cchraskar nach draußen. »So, ich glaube, das reicht für eine Nacht«, keuchte sie, als sie sich in den Gässchen in Sicherheit gebracht hatten.
»Schau mal, da ist nocch ein Haus - Zur goldenen Lanzzze«, sagte Cchraskar.
»Stimmt, das klingt gut. Das ist aber wirklich das letzte.«
Als Alena mit Cchraskar hineinstürmte, unterbrach sie damit ein halbes Dutzend leicht bekleidete Damen bei ihren Versuchen, zwei Reisende zu betören und ihnen möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Unbeeindruckt steuerte Alena auf die Bar zu. Der Besitzer des Hauses, ein gepflegter, in elegantes Dunkelblau gekleideter Mann, fing sie ab. Alena erkannte an seinem Amulett, dass er zur Wasser-Gilde gehörte. Seit sie Tjeri kannte, sicherte das Fremden einen kleinen Sympathievorschuss. »Irgendwelche speziellen Wünsche?«, fragte er ironisch.
»Habt ihr auch Iltismensch-Weibchen?«, fragte Cchraskar und Alena knuffte ihn in die Seite. »Eigentlich wollte ich nur wissen, ob Ihr einen gewissen Keldo kennt.«
Zum ersten Mal in dieser Nacht sah Alena, dass der Name jemandem etwas sagte. Der Mann betrachtete sie misstrauisch. »Wer schickt dich?«
»Niemand«, behauptete Alena.
Ihr war nicht ganz wohl dabei, als der Mann sie in ein Hinterzimmer geleitete. Doch an der Bar konnten sie und Cchraskar nicht bleiben, das sah sie ein. Die Damen konnten sich kaum noch auf ihre Aufgabe konzentrieren, weil sie zu beschäftigt damit waren, sie neugierig zu beobachten. Wahrscheinlich hatten sie noch nie einen Iltismenschen aus der Nähe gesehen.
Betont selbstbewusst setzte sich Alena und schlug die Beine übereinander. »Also, wo finde ich ihn?«
»Du bist ganz schön jung, um hier nachts um die Häuser zu ziehen.«
»Geht Euch das was an?«
»Eigentlich nicht«, sagte der Mann, legte die Fingerspitzen aneinander und musterte sie. »Aber die Leute, die sich nach Keldo erkundigen, sehen meist anders aus.«
»Wieso? Wisst
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