Feuerbluete 01 - Feuerbluete
ist lange her, ich war noch ein Kind. Ich fürchte, ich weiß nicht mehr, wer mir davon erzählt hat.«
»Du weißt also nicht, ob es ein Mittel dagegen gibt?« Alena war enttäuscht, obwohl sie nicht wirklich damit gerechnet hatte, dass die Lösung so einfach sein würde.
»Ich bin sicher, es gibt keins. Man kann nur versuchen seinen Geist zu sondieren und dann etwas geben, was Herz und Kreislauf stärkt.«
»Seinen Geist zu sondieren?!«
»Die meisten Heiler können das«, erklärte Lilas. »Sich in Körper und Geist hineinspüren. Es ist schwer zu erklären.«
Wenn sie wirklich meine Gedanken lesen kann, fliege ich hochkant raus, dachte Alena, und ihre Augen irrten wieder zum Eingang der Küche.
Lilas zeigte ihnen ihre Zimmer, einfache weiß gekalkte Räume mit Schlafmatten und Waschschüsseln. An den Wänden hingen bunte Teppiche, die Szenen aus dem Leben in Daresh zeigten. Alena war froh aus der verschwitzten Reisekleidung herauszukommen. Schade, dass sie keine feinen Sachen mitgenommen hatte. Das Hübscheste, was sie hatte, war ihre schwarze Schwertkämpfer-Tracht.
Lilas trug zum Essen ein eng anliegendes silbriges Gewand, das ihre Figur gut zur Geltung brachte. Sie ist so hübsch, dachte Alena eingeschüchtert. Die Frauen der Erd-Gilde sind ganz anders als die der Feuer-Gilde ...
Kerrik servierte ein Menü aus einer mit dem frisch gepflückten Jeffal gewürzten Suppe, gegrilltem Tekadell-Gemüse und Früchten, die Alena nicht kannte. Entsetzt blickte sie auf ihren Teller. Diesen ganzen Grünkram sollte sie, ein Mitglied der Feuer-Gilde, essen?! Doch ein kurzer Blick auf Kerrik genügte - schon aß sie und täuschte Begeisterung vor. Cchraskar war nicht so diplomatisch. Er saß mit gekreuzten Pfoten vor seinem Teller und wartete darauf, dass ihm wie zu Hause ein Stück totes Tier serviert wurde.
»Rostfraß, jetzt stell dich nicht so an«, zischte Alena ihm zu. »Das Zeug wird dich schon nicht umbringen.«
»Das weiß man ersst, wenn’s zu spät ist, zu spät!«, maunzte Cchraskar mit anklagendem Blick zurück.
Kerrik schmunzelte und wandte sich an Rena: »Was macht ihr eigentlich in Ekaterin?«
»Wir suchen jemanden namens Keldo«, erklärte Rena. »Er ist unsere einzige Chance, gegen den Heiler vom Berge anzukommen...«
»Was habt ihr mit dem Heiler vom Berge zu tun?«, fragte Lilas erstaunt. »Den kenne ich natürlich, er war auch schon hier.«
Während Rena erzählte, vergaßen ihre Gastgeber das Essen auf ihren Tellern. »Keldo kenne ich leider auch nicht, den Namen habe ich nie gehört«, sagte Kerrik. Besorgt blickte er Rena an. »Klingt übel, dieser Prophet. Es ist nicht gut, dass du dich allein mit einem so gefährlichen Mann anlegst.«
Wie, allein?, dachte Alena gekränkt. Und was ist mit mir?!
»Eins ist klar - ich helfe euch, so gut ich kann«, sagte Kerrik entschlossen.
»Ich glaube, ich kann wieder einmal froh sein, dass ich dir begegnet bin.« Rena lächelte ihn dankbar an. »Gleich morgen früh werden wir anfangen uns in der Stadt umzuhören und versuchen mehr herauszufinden.«
Wieso erst morgen?, wollte Alena hitzig fragen - doch sie merkte, wie müde ihre beiden Freunde von der schnellen Reise waren. Na gut, dann würde sie heute Nacht eben alleine mit Cchraskar auf Entdeckungsreise gehen! Sie war sowieso ein Mensch, der erst richtig auflebte, wenn die Sonne untergegangen war. Ihr Vater hatte ihr die nächtlichen Ausflüge zwar verboten - aber wen interessierten schon Verbote?
Lilas wirkte beunruhigt. »Ich bin auch dafür, dass wir euch helfen. Aber was ist mit der Expedition nächste Woche?«
»Blattfäule, ja«, sagte Kerrik. »Die muss Jorak übernehmen.« Als er Alenas fragenden Blick sah, erklärte er: »Ich lebe davon, dass ich Händler in den Lixantha-Dschungel führe. Du weißt ja, Rena, was es dort alles gibt. Allein das Lonnokraut und die Riesentrichterblumen sind ein Vermögen wert. Jorak ist mein Kompagnon, mein Geschäftspartner. Ein junger Gildenloser, den ich angelernt habe. Er ist der Einzige, der sich bisher mit dem Dschungel anfreunden konnte, die anderen hatten alle zu viel Angst.«
»Kann ich verstehen«, seufzte Rena. »Aber was ist, wenn rauskommt, dass du mit einem Gildenlosen zusammenarbeitest - was ist, wenn dich jemand beim Rat verpetzt?«
Kerrik zuckte die Schultern. »Mehr als eine Abmahnung und eine Geldstrafe würde mir das nicht einbringen. Das riskiere ich. Jorak ist es wert.«
»Habt ihr eigentlich schon das Mond-Orakel befragt, was es
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