Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Ihr, was aus ihm geworden ist?«
»Ich habe gehört, er sei aus seiner Gilde ausgestoßen worden. Meine Vermutung ist, dass er irgendwo unter falschem Namen lebt. Er soll sogar mal in Tassos gesichtet worden sein, obwohl das ja nicht gerade zu ihm passen würde.«
Alena hatte automatisch angenommen, dass dieser geheimnisvolle Keldo so wie sie und Cano zur Feuer-Gilde gehörte. Wer sonst sollte stark genug sein sich gegen einen Mann wie den ehemaligen Propheten zu behaupten? Doch wenn er nicht wie die meisten anderen Feuerleute in Tassos zu Hause war, hatte sie sich wohl getäuscht. »Aus welcher Gilde haben sie ihn rausgeworfen?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon ahnte.
»Wasser«, sagte der Mann und grinste. »Wir nannten ihn früher den Löschtrupp.«
Von der Nacht war nicht mehr viel übrig, als Alena zurückkehrte. Zum Glück hatte sich Cchraskar den Weg zurück zum Grünen Bezirk gemerkt, er brachte sie zielsicher zu Lilas’ und Kerriks Gartenhaus. Während ihr Iltismensch-Freund es sich im Keller gemütlich machte, tappte Alena erschöpft die Wendeltreppe hoch.
Im Gang traf sie plötzlich auf eine dunkle Gestalt. Es war Kerrik. Er trug nur eine kurze Nachthose und wirkte verschlafen. Als sie sich beide von ihrem Schreck erholt hatten, musterte er sie erstaunt. »Was machst du denn um diese Zeit hier? Ich denke, in deinem Alter braucht man viel Schlaf?«
»In Zeiten der Gefahr schlafen wir Feuerleute nicht viel«, sagte Alena steif. Na toll, für ihn war sie noch ein Kind! »Außerdem bin ich schon siebzehn«, log sie. Sie konnte nicht anders, sie musste seinen muskulösen Körper anschauen, sich vorstellen, wie er sie umarmte ...
»Na, ich lege mich jedenfalls wieder hin«, sagte er.
»Gute Nacht«, sagte Alena und ging schnell in ihr Zimmer. Ihr Herz pochte noch immer wie nach einem Sprint. In ihrem Kopf begann sich ein Gedicht zu formen, zaghaft erst. Sie hatte lange nichts mehr geschrieben, aber jetzt hatte sie Lust darauf. Vielleicht würde sie es Kerrik irgendwann schenken - und dann musste sie einfach abwarten, was passierte.
Oder vielleicht konnte sie ihn mit irgendeinem Trick dazu bringen, beim Aufgang des dritten Mondes mit ihr unter dem Herztor durchzugehen. Aber das war leider ziemlich unwahrscheinlich.
Verlorene im Niemandsland
Der zweite Traum war noch schlimmer.
Diesmal spielte der Panther mit ihr und schlich noch ein paarmal um sie herum, bis er angriff. Alena bewarf ihn mit Steinen, brüllte ihn an, versuchte ihn einzuschüchtern. Ohne Erfolg. Mit federndem, schwingendem Gang lief er hin und her, leckte sich das Maul. Und sprang, schnellte ihr aus dem Stand entgegen. Seine Eckzähne bohrten sich in ihren Nacken ...
Alena erwachte mit hämmerndem Herzen. Seit wann konnte man in Träumen eigentlich Schmerzen spüren? Sie griff sich an den Hals, dorthin, wo das Raubtier zugebissen hatte. An ihren Fingern war Blut. Ich muss mich im Schlaf gekratzt haben, dachte Alena, aber sie glaubte selbst nicht daran. Das Ganze machte ihr Sorgen. Ihre Träume wurden gefährlicher, wirklicher. Sie musste bald, sehr bald herausfinden, wie sie den Weißen Panther bekämpfen konnte - im Wachen und im Schlaf. Sonst würde Rena sie vielleicht irgendwann tot im Bett finden ...
Alena wusch sich schnell, versteckte das Gedicht, das sie gestern noch geschrieben hatte, unter der Schlafmatte und schlurfte nach unten, in Richtung Frühstück. Die anderen waren schon auf. Auch Cchraskar lümmelte sich schon am Tisch.
»Du siehst müde aus«, bemerkte Rena.
»Ich war gestern Nacht unterwegs und habe mich umgehört«, sagte Alena und biss in eine geröstete Frucht. Sie wartete auf die üblichen Vorwürfe und war erstaunt, als nichts dergleichen kam.
»Du hast doch hoffentlich Cchraskar mitgenommen, oder?«, fragte Rena nur. »Nachts ist Ekaterin nicht ganz ungefährlich.«
Es gefiel Alena, dass Rena sie wie eine Erwachsene behandelte, die für ihre Taten selbst verantwortlich war. Sie nickte und kaute in Ruhe zu Ende, während die anderen ungeduldig auf ihren Bericht warteten. »Ich bin im Roten Bezirk fündig geworden«, sagte sie schließlich. »Da gibt’s einen Laden, der Zur goldenen Lanze heißt. Der Besitzer kennt Keldo und hat mir erzählt, dass er zu den Wasserleuten gehört hat, aber gildenlos geworden ist.«
Sie sah Lilas’ und Kerriks Miene an, dass sie das Haus kannten.
»Was hat er sonst noch gesagt?«, drängte Rena. »Je mehr wir über Keldo wissen, desto besser.«
Ȁh ... ich
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