Feuerbluete 01 - Feuerbluete
lassen!«
»Macht nichts, du siehst auch so gut aus«, sagte Lilas und brachte ihr einen Spiegel. Verlegen betrachtete Alena sich. Ihr gefiel, was sie sah. »He, danke!«
»Kein Problem«, lachte Lilas. Ein paar Atemzüge lang fühlte es sich so an, als seien sie Freundinnen oder Lilas ihre ältere Schwester. Warum hatte Alena sich ausgerechnet in ihren Freund verlieben müssen? Das schlechte Gewissen brannte in ihr wie Säure.
Als Rena am Abend zurückkam, sah sie blass und müde aus.
»Na, hast du ihnen die Wahrheit über Cano erzählt?«, fragte Alena.
»Sieht eher so aus, als hätte er ihnen >die Wahrheit< über mich erzählt«, sagte sie und trank einen Becher Cayoral in einem Zug aus. »Was irgendeine Baumratte für die Wahrheit hält. Jedenfalls flüstern die Leute hinter meinem Rücken und schauen mich komisch an. Ich habe nicht herausgekriegt, was sie sagen. Aber meine Glaubwürdigkeit ist angeknackst.«
Kerrik war empört. »Wenn sie die Wahrheit über dich sagen, können sie nur Gutes verbreiten!«
»Deine Treue in Ehren, Kerrik, aber ich bin keineswegs immer tugendhaft und edel.« Rena lächelte erschöpft. »Jedenfalls merkt man, dass jemand gegen uns arbeitet.«
Auch Alena konnte sich nicht recht vorstellen, dass Rena etwas zu verbergen haben sollte. Aber sie fand den Gedanken faszinierend.
»Ich habe für morgen Mittag eine große Versammlung im Silbernen Bezirk einberufen«, sagte Rena. »Da wird sich das alles klären, hoffe ich.«
»Wie viele Leute werden kommen?«, fragte Tjeri gespannt.
»Wer weiß? Ich schätze, ein paar tausend. Die Hälfte der Bewohner von Ekaterin, wenn wir Glück haben. Ein paar Vorteile hat die Berühmtheit schon ...«
»Dürfen wir aucch was sagen auf der Versammlung?«, fragte Cchraskar und war enttäuscht, als er erfuhr, dass das nicht unbedingt zum Programm gehören würde.
Alena war beeindruckt von Renas Ankündigung. Im Silbernen Bezirk, zwischen den Türmen, direkt vor dem Herztor! Ekaterin war eine wichtige Handelsstadt, von hier aus verbreiteten sich Neuigkeiten in Windeseile. Übermorgen konnte niemand mehr behaupten, er habe von nichts gewusst. Das würde dem »Heiler vom Berge« ganz schön was zu kauen geben! Der Gedanke, dass dieser Mann ihr Onkel war, der Bruder ihrer toten Mutter, war für sie immer noch fremd und eigenartig.
Als der zweite Mond am Himmel stand, machten sie sich auf zur Goldenen Lanze. Cchraskar trippelte voran, mit unfehlbarem Orientierungssinn fand er die Gasse im Roten Bezirk wieder. Was sie nicht fanden, war das Freudenhaus. Verblüfft starrte Alena auf die Front des Gebäudes. Sie war mit Brettern vernagelt worden, darüber hatte jemand »Geschlossen« gekritzelt. Das schmiedeeiserne Schild mit dem Namen des Hauses hatte man abgenommen. Nichts erinnerte noch daran, dass sich hier gestern noch Menschen amüsiert hatten.
»Bist du sicher, dass es hier war?« Rena runzelte die Stirn.
Alena nickte. Es war ganz sicher die Straße, die sie gestern Nacht entlanggerannt war.
»Sie hat Recht, hier war das ... äh ... Lokal gestern noch«, sagte Kerrik verlegen.
»Sieht so aus, als wäre uns jemand zuvorgekommen«, sagte Tjeri. »Und als hätte er dafür gesorgt, dass der Besitzer nie wieder etwas über Keldo erzählen kann.«
Sturz in die Dunkelheit
Dass Alena diesmal wach blieb, hatte nichts mit den Abenteuern der Nacht zu tun. Sie hatte Angst, einzuschlafen. Die Wunde an ihrem Hals war schon wieder verheilt, aber die Erinnerung an den Weißen Panther war noch schmerzhaft frisch. Auch das machte Alena misstrauisch. Sonst vergaß man Träume sofort nach dem Aufwachen.
Statt sich hinzulegen schnallte sie sich, als ihre Freunde schliefen, ihr Meisterschwert um und ging hinunter auf die Straße. Sie musste mehr über dieses seltsame Ding herausfinden. Es war eigenartig, dass die Träume erst angefangen hatten, seit sie es trug. Vielleicht war es dafür verantwortlich? Was war das eigentlich für ein unheimliches Ding, das ihr Vater ihr da geschmiedet hatte?! Oder kamen die Probleme daher, dass nicht die Gilde ihr das Schwert übergeben hatte, sondern sie sich selbst? Zu blöd, dass sie niemanden hatte, an den sie sich wenden konnte! Den Rat durfte sie nicht fragen und ihr Vater konnte ihr nicht helfen. Rena, Tjeri und Kerrik gehörten nicht zur Feuer-Gilde, von Schwertern verstanden sie nichts.
Wieso hatte sie so unüberlegt geschworen, dass sie das Ding den Rest ihres Lebens tragen würde? Alena überlegte, ob sie die
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