Feuerbluete 01 - Feuerbluete
klopfte, als sie sich langsam in Richtung des Gelben Bezirks bewegte. Bis jetzt achtete niemand auf sie, die Menge floss gleichgültig um sie herum. Das war gut. Jetzt waren sie schon am Rand der Märkte, gleich lag der Blaue Bezirk hinter ihnen. Schon erkannte Alena die ersten Häuser des Grünen Bezirks, überwuchert und geheimnisvoll. Hier war weniger los als auf den Märkten, und Alena war nicht ganz wohl dabei, auf den fast leeren Straßen entlangzugehen. Sie fühlte sich beobachtet, so als wären hinter den Pflanzenvorhängen viele hundert Augen, die jeden ihrer Schritte verfolgten. Am liebsten wäre Alena schneller gegangen, aber sie zwang sich, es nicht zu tun. Ganz locker bleiben. Nicht zu oft umblicken. Schau aus, als ob du ein Ziel hast, als ob du keine Sorge auf der Welt hättest. Du hast einen Gang für deinen Meister zu erledigen. Etwas abzugeben. Völlig alltäglich. Kein Problem.
Cchraskar hob die Nase in die Luft. »Rrriechst du ihn schon, den Rauch?«
Ja, Alena konnte es riechen. Sie näherten sich dem Gelben Bezirk mit seinen Schmiedefeuern, sie hörte das dumpfe Flappen der Blasebälge. Vor ihnen ragten die ersten schwarzen Pyramiden auf.
»Weißt du, wo’s zum Gildenhaus geht?«, fragte Alena und Cchraskar nickte. Natürlich hatte er das schon ausgekundschaftet.
»Wir sind gleich da, gleich«, sagte er einsilbig. Alena spürte, dass auch er angespannt war, obwohl er so unbekümmert dahintrippelte wie sonst.
In diesem Moment passierte es.
Zwei Menschen lösten sich aus den Schatten eines Vorratshauses, traten ihr entgegen. Alena schrak zusammen. Hatten die beiden auf sie gewartet? Es waren ein Mann und eine Frau; der gute Stoff ihrer Kleidung und ihre selbstbewusste Haltung ließen darauf schließen, dass es Meister eines hohen Grades waren. Ihre förmlichen schwarzen Umhänge, die von einer Metallspange in Form einer Flamme zusammengehalten wurden, verrieten, dass sie für den Rat arbeiteten. Mist, dachte Alena und überlegte, ob sie kehrtmachen oder einfach weitergehen sollte. Vielleicht wollten die beiden gar nichts Wichtiges von ihr. Vielleicht nur fragen, ob sie zur Feuer-Gilde gehörte, ob sie das Recht hatte, in den Gelben Bezirk zu gehen. Oder so was.
Alena blieb stehen und blickte den beiden entgegen. »Was wollt ihr, tanis, Gildenbrüder?«, fragte sie so harmlos wie möglich - und wünschte sich gleich darauf, sie hätte sich einfach umgedreht und wäre davongerannt. Schon die ersten Worte des Mannes zeigten, dass Ablenkung vergebens war. »Du bist Alena ke Tassos, nicht wahr?«, fragte er.
Gehörten die beiden zu Canos Leuten? Nein, das konnte kaum sein. Sie sahen aus wie offizielle Abgesandte des Rates. Aber woher wussten sie, wer sie war? Das war kein gutes Zeichen. Erst mal leugnen, dachte Alena, setzte ihren unschuldigsten Blick auf und schüttelte den Kopf. »Nein, ich heiße Xanthi. Bin für meinen Meister unterwegs, ich soll ihm ein paar Unzen Kopfkraut auf dem Markt besorgen.«
Die beiden Meister taten so, als hätten sie sie nicht gehört. Stattdessen blickten sie Cchraskar an und warfen sich dann bedeutungsvolle Blicke zu. Rostfraß, dachte Alena, jemand hat ihnen erzählt, dass ich oft mit einem Iltismenschen unterwegs bin!
»Du bist also ein Lehrlingsmädchen?«, fragte die Frau. »Dann zeig uns mal dein Schwert.«
Alena gefror innerlich. Die beiden - und damit der Rat - wussten Bescheid! Das Versteckspiel war vorbei. Cano! Er musste sie verraten haben, er hatte das Schwert bemerkt und machte nun seine Drohung wahr ... so schnell schon ... verdammt, wie sollte sie es jetzt noch schaffen, ihre Botschaft zum Gildenhaus zu bringen? Konnte sie zwischen den beiden Meistern hindurchwitschen? Nein, sie würden sie schnappen, bevor sie zehn Schritt weit gekommen war ...
Die beiden Meister sahen, dass sie keine Anstalten machte, ihre Waffe vorzuzeigen. Noch einmal nickten sie sich zu. Streng und ernst blickten die beiden Meister sie an. »Alena ke Tassos, uns ist zu Ohren gekommen, dass du dein Meisterschwert benutzt hast, obwohl es dir noch nicht gestattet war«, sagte der Mann. Seine Stimme wurde förmlich. »Hiermit bist du aus der Gilde ausgestoßen. Ab sofort darfst du kein Erz mehr suchen, kein Metall herstellen und keine Gegenstände mehr schmieden. Du darfst die geheimen Formeln nicht mehr anwenden, die Gebäude der Gilde nicht mehr betreten und kein Gastrecht einfordern. Du darfst nicht mehr mit Menschen Umgang pflegen, die Gilden angehören, und nicht zu
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