Feuerbluete 01 - Feuerbluete
zu erfüllen. Dafür schuf ich ein Netz von Agenten in ganz Daresh. Ich konnte alles arrangieren - von einem weißen Dhatla bis hin zu einer Audienz bei der Regentin. Ob es um ein Kind zur Adoption, die Haut eines Natternmenschen, wertvolle Gewürze aus dem Lixantha-Dschungel oder die Originaldokumente der Legenden von Gibra Jal ging - ich beschaffte es und fand eine eigenartige Befriedigung darin, die Luft-Gilde bei ihrem eigenen Spiel, dem Handeln, auszustechen. Immer agierte ich durch Mittelsmänner, nie trat ich selbst in Erscheinung, aus dem Haus ging ich nur selten. Ich hatte kein Bedürfnis danach. Dennoch baute ich mir viele Verbindungen zu einflussreichen Stellen auf, die natürlich alle leugneten jemals von mir gehört zu haben. Sie sprachen sogar die Wahrheit: kaum jemand wusste, wie ich wirklich hieß und wer ich war.
Ich richtete meine Wohnungen mit allem Luxus ein, aß im Übermaß - wen kümmerte schon, wie ich aussah ? - und widmete mich, wenn ich die Zeit dafür fand, meinen Studien, den Dingen des Geistes, die ich in meinem alten Leben als Fischfarmer vermisst hatte. Cano schadete ich, wo immer ich die Gelegenheit fand. Als ich hörte, was Cano als Prophet des Phönix vorhatte, versammelte ich eine Elitetruppe um mich. Doch bevor ich angreifen konnte, zerschlugen eine junge Frau und ihre Freunde die Pläne des Propheten. Ich beobachtete all das aus der Entfernung, behielt meinen Todfeind im Auge. Auch nach Canos Verbannung in die Eiswüste von Socorro.
Nach einigen Wintern wurde ich selbst zum Abtrünnigen. Durch Zufall hat meine Gilde davon erfahren, dass ich ein besonders schönes Mädchen aus Vanamee » besorgt « hatte, und stieß mich wegen Menschenhandels aus der Gilde aus. Aber das interessierte mich nicht. Natürlich hatte sich die Gilde nach Ulikas Tod um mich gekümmert, aber sie bedeutete mir schon lange nichts mehr... ich hatte mich vom Seenland losgesagt und wollte es nie wiedersehen ...
»Eine ganz weiße Weste hatte Keldo also auch nicht«, sagte Alena und legte die Schriftrolle beiseite.
»Ich glaube, nachdem seine Familie tot war, war ihm alles egal«, sagte Kerrik. »Irgendwie kann ich ihn gut verstehen.«
»Aber er hat nicht versucht die ganze Sache zu vergessen - sonst hätte er die Skelette nicht hergeholt, obwohl es gegen die Sitten der Wasser-Gilde verstößt«, meinte Rena.
Alena stand auf. Was hat sie vor?, fragte sich Rena verblüfft. »Wohin gehst du?«
»Ich habe etwas zu erledigen«, sagte Alena grimmig.
Rena tauschte einen Blick mit Kerrik. Ihr alter Freund blickte ebenfalls verdutzt drein. Wer weiß, was sie diesmal vorhat. Sie folgten Alena, sahen zu, wie sie einen Wühler aus dem Käfig nahm und eine Nachricht auf ein Blatt schrieb. Rena bemerkte, dass Alenas Hände zitterten. Die Hände, die sich sonst so sicher um den Griff ihres Schwertes schlossen. »Wem schreibst du?«, fragte sie vorsichtig.
Nach mehreren missglückten Versuchen schaffte es Alena, ihre Nachricht in die Kapsel am Hals des Wühlers zu stopfen. Das Tierchen wand sich unruhig zwischen ihren Händen, es spürte wohl, dass etwas nicht in Ordnung war. »Cano«, sagte sie. »Ich habe diesem Bastard geschrieben, was ich von ihm halte und wohin er sein Angebot stecken kann! Ich verstehe gar nicht mehr, wie ich so naiv sein und ihm glauben konnte. Er hat behauptet, dass er für den Eisdämon nichts kann, aber das war natürlich Blödsinn, es hat genau zu dem gepasst, was du über Cano erzählt hast, Rena. Du hast die ganze Zeit Recht gehabt.«
Der Wühler bohrte sich durch die Tunnelwand und war verschwunden.
»Was für ein Angebot?«, fragten Rena und Kerrik fast gleichzeitig. Renas Gefühle waren in Aufruhr. Hatte sie heimlich mit Cano verhandelt? Was sollte das alles bedeuten?
Als Alena ihnen von dem zweiten Treffen mit Cano und seinem Angebot erzählt hatte, war Rena sehr nachdenklich. So knapp war es also gewesen! Wenn sie Keldos Geschichte nicht gerade jetzt erfahren hätten, wäre Alena nun ihre Gegnerin. Ich hätte besser zuhören müssen, warf sich Rena vor. Als sie vom Treffen mit Cano zurückkam, haben wir ihr nicht zugehört!
»Tut mir Leid, dass ich euch nichts davon erzählt habe«, sagte Alena. »Es war ... hm, ich glaube, ich wollte mir einfach in Ruhe eine eigene Meinung über ihn bilden.«
Das klang vernünftig. Und nach einer anderen, reiferen Alena als der, die sie im Dorf Gilmor kennengelernt hatte. Rena atmete tief ein. »Jedenfalls bin ich froh, dass du dich für uns
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