Feuerbluete 01 - Feuerbluete
fragte die Wache. »Brauchst nicht zu denken, dass du einfach so an mir vorbeikommst!«
Cchraskar spuckte die Rolle aus und nahm sie zwischen die Pfoten. »Icch habe eine wichtige Botschaft für Meister Navarro! Wenn du mich nicht durchlässst, wird er dir die Krätze an den Hals wünschen!«
Skeptisch blickte der Mann ihn an. Zum ersten Mal wünschte sich Cchraskar, er hätte sich die Zeit genommen, wenigstens einmal kurz in einem Tümpel unterzutauchen und sein Fell in Ordnung zu bringen. »Na ja, dann gib sie mir halt. Aber rein kommst du nicht, auch wenn ihr mit uns verbündet seid. Wir brauchen deine Flöhe hier nicht.«
»Persönlich überrrbringen soll ich die Nacchricht, persönlich!« Cchraskar entschied sich für einen treuherzigen Blick.
Es wirkte nicht. »Navarro? Du spinnst wohl, Kleiner. Das ist ein Mitglied des Rates!«
»Ja, und? Kackt er deswegen Goldstücke?«, sagte Cchraskar und duckte sich unter einem Schlag weg.
Zum Glück kam in dem Moment ein anderer Dörfling mit einem höheren Rang. »Na gut«, meinte er, als Cchraskar gesagt hatte, was er wollte. »Ich gebe Bescheid, dass Meister Zojup runterkommt. Der arbeitet in der Schreibstube der Gilde. Wenn du dem die Nachricht gibst, bringt er sie zu Navarro.«
Es schien ewig zu dauern, bis Zojup sich endlich zu ihnen bequemte. Cchraskar musterte ihn. Er sah sofort, dass der Kerl einer von den Menschen war, die sich selbst toll fanden und Halbmenschen für dumm, faul und stinkend hielten. Außerdem wusste Cchraskar, dass einer, der ein Amulett aus einfachem Stahl trug, bestimmt nicht viel zu sagen hatte in der Gilde.
Cchraskar erinnerte sich an Renas Warnung, die Rolle nur Navarro selbst zu geben. Damit hatte sie bestimmt Recht! Er tat so, als wolle er Zojup das Buch aushändigen, und schlüpfte dann an ihm vorbei, rannte hoch zu den Gasträumen. Wütende Schreie erschollen hinter ihm. Die ganze Sache begann Cchraskar Spaß zu machen.
Eine Meisterin tauchte vor ihm auf, versuchte ihn aufzuhalten. Cchraskar bog in einen anderen Flur ab, schlitterte um die Ecke und purzelte kopfüber eine Treppe hinunter. Das machte ihm nicht viel aus. Aber er stellte fest, dass er vor Schreck zu fest zugebissen und mit den Zähnen zwei Löcher in die Schriftrolle gemacht hatte. Egal, man konnte bestimmt trotzdem lesen, was draufstand.
Wie sollte er Navarro hier finden? Cchraskar entschied sich für den Schnelldurchgang. Er sprang gegen eine Tür, sodass sie aufflog, warf einen kurzen Blick ins Innere und nahm sich dann die nächste vor. Im ersten Raum fand er einen verdutzten bartlosen Mann, der sich gerade umzog und sich vor Schreck in seinem Hosenbein verhedderte. Im zweiten einen rothaarigen Schwertkämpfer, der gerade seine Übungen durchging. Haarscharf sauste seine Klinge über Cchraskars Ohren hinweg. Im dritten ein Paar, das so aussah, als würde es sich gerade auffressen - das war wohl, was Menschen küssen nannten.
Vielleicht hätte ich unten im Gemeinschaftsraum anfangen sollen, dachte Cchraskar betrübt und machte sich an die vierte und die fünfte Tür. Inzwischen waren ihm schon drei Verfolger auf den Fersen, ständig kamen neue dazu. Das wurde langsam anstrengend! Wo war dieser Dörfling mit den langen Haaren und dem Lederumhang nur?
Jemand packte ihn am Nackenfell. Eine der Wachen hatte sich still in einer Nische versteckt und ihn erwischt! Beleidigt, dass man ihn so hereingelegt hatte, wand sich Cchraskar in seinem Griff. Er versuchte »Ich muss die Nachricht abgeben!« zu sagen, aber weil er die Rolle im Maul hatte, klang es wie »Ipf mupf die Nachrüpft abmphen!«.
Jemand riss ihm das Papier aus dem Mund, dann beförderte man ihn grob die Treppe hinunter, aus dem Tor hinaus und an die frische Luft. »Lass dich hier bloß nicht noch mal blicken!«
»Darrauf kann icch auch gut verziccchten!«, fauchte Cchraskar und machte sich niedergeschlagen auf den Heimweg.
Beide Meister trugen schwere Zweihänder, die Wucht ihrer Schläge hätte ein einfaches Übungsschwert schnell abbrechen lassen wie einen morschen Ast. Aber der viellagige Iridiumstahl des Smaragdschwertes war hart und biegsam zugleich. Alenas Waffe bebte nur und hielt stand. Und sie glitt leicht wie eine Vogelschwinge durch die Luft, wehrte sich nicht gegen den Kampf.
Nach dem ersten Schrecken veränderte sich etwas in Alena. Ihre Furcht verschwand, sickerte weg und nahm die Zweifel mit. Ihre Gedanken strömten kühl und schnell, ihr Körper bewegte sich mühelos und sicher. Ein
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