Feuerbluete 01 - Feuerbluete
nehmen. Und die Einzige von ihnen, die es im Entferntesten mit ihnen aufnehmen konnte, war Alena! Sie werden uns zwingen mit ihnen zu gehen, dachte Rena. Und uns in irgendeiner dunklen Ecke töten.
»Habt ihr wirklich geglaubt, dass ihr mir so einfach entwischt?«, fragte Cano.
»Wieso sollten wir so etwas glauben?« Aus Alenas Stimme troff die Ironie. »Gibt doch keinen Grund, vor einem Wohltäter der Menschheit abzuhauen.«
Cano blickte sie kalt an. »Ich tue denen, die an mich glauben, Gutes. Du hast ja leider vorgezogen die andere Seite zu wählen.«
Rena erinnerte sich an seine Kundgebung, die sie miterlebt hatten. Auch damals hatte er den Kristall dabeigehabt. Ganz plötzlich ging ihr auf, welchen Sinn diese Versammlungen hatten. Warum er dabei Leute nach vorne rief, die voller Sorgen und Schmerzen waren, und sie den Kristall berühren ließ. Er hatte ihre Schmerzen gesammelt! Den Eisdämon damit genährt und gestärkt!
»Blattfäule und Wurzelfraß«, murmelte Rena fassungslos. »Diese Baumratte!«
Sie wollte Tjeri zuflüstern, was sie vermutete, doch er schnitt ihr das Wort ab. »Sieht aus, als würde es gleich ziemlich brenzlich werden. Gib mir dein Messer, du hast ja noch das Schwert.«
»Du kannst doch trotz der Blüte kaum stehen - wie willst du da kämpfen?!«
Wortlos hielt Tjeri die Hand auf. Rena gab auf und reichte ihm eins der Messer, die sie aus Keldos Höhle mitgenommen hatten. Billig würde er sein Leben nicht hergeben - sie wusste längst, dass sich hinter Tjeris verschmitztem Lächeln ein eiserner Wille verbarg.
Rena sah, wie Cano dem Eisdämon ein Zeichen gab. O nein - was kommt jetzt?, fuhr es ihr durch den Kopf. Ist er noch gefährlich, obwohl wir die Feuerblüten haben? Verzweifelt blickte sie sich nach einem Fluchtweg um. Es gab keinen.
Der Weiße Panther duckte sich, spannte seine Muskeln an. Seine gelben Augen verengten sich zu Schlitzen. Mit einem gewaltigen Satz warf er sich ihnen entgegen.
Jede Faser von Alenas Körper schrie danach, ihr Schwert herauszureißen und den Kampf aufzunehmen. Aber die harte Schule ihrer Träume war nicht umsonst gewesen. Sie blickte dem Weißen Panther entgegen ohne die Waffe zu ziehen, tastete nur mit der Hand nach dem grünen Stein am Griff ihres Schwertes. Er war warm unter ihren Fingern und sie wusste ohne hinzusehen, dass er leuchtete. Sie achtete kaum auf das, was Cano sagte, und antwortete, was ihr gerade in den Sinn kam. Jetzt galt es erst einmal, mit dem Dämon fertig zu werden. Denn diesmal war es kein Übungsgefecht, diesmal ging es um ihr Leben und das ihrer Freunde. Alena bündelte ihre Gedanken, baute einen Schutzschild daraus, so gut es ging.
Sie hatte damit gerechnet, dass der Panther sie wie in ihren Träumen erst einmal testen, um sie herumschleichen würde. Dass er sofort sprang, überraschte sie. Sie wich instinktiv einen Schritt zurück, spürte, wie die Angst an ihrem Schutzschild nagte, ihn einzureißen drohte. Würden die Feuerblüten wirken? Wie weit würden sie sie vor dem Dämon schützen?
Wie aus weiter Entfernung hörte sie, dass Rena aufschrie. Alena beachtete es nicht. Konzentrier dich, konzentrier dich!, hämmerte es in ihr.
Im letzten Moment, bevor der Dämon sie erwischte, schaffte sie es, die Lücken in der Mauer ihrer Gedanken zu schließen. Das Tier kam auf sie zu ... und flog einfach durch sie hindurch, als wäre es nur ein Geisterbild. Alenas Herz raste. Die erste Runde ging an sie.
Doch der Eisdämon hatte noch lange nicht aufgegeben. Als Nächstes wandte er sich Rena und Tjeri zu, keine drei Menschenlängen war er von ihnen entfernt. Schritt für Schritt wichen die beiden vor dem unheimlichen Wesen zurück - doch hinter ihnen standen Canos Leute, die Schwerter erhoben.
Auf einmal spürte Alena eine kalte Wut in sich. Dieser Dämon hatte in Daresh nichts zu suchen. Wie hatte es Cano wagen können, ihn in eine Stadt zu holen - und auch noch so zu tun, als wüsste er von nichts? Mit festen Schritten ging Alena dem Panther nach. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, Cano den Rücken zuzuwenden, aber es ging nicht anders. Nicht einmal denken durfte sie an Cano und die anderen Männer. Alena ahnte, dass der Dämon sie in dem Moment, in dem ihre Konzentration nachließ, töten könnte und würde. Feuerblüte hin oder her.
Der Weiße Panther wandte sich um und fauchte sie an, schlug mit der Pranke nach ihr.
»Du gehörst hier nicht hin«, sagte Alena und hielt dem Blick seiner gelben Augen stand. »Geh! Los,
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