Feuerbluete 01 - Feuerbluete
und spürte, dass ihr Körper unkontrolliert zitterte. Wärme! Sie raffte einen letzten Rest an Kraft zusammen und murmelte die uralte Formel, die Feuer aus der Luft rief. Eine mannshohe Flamme loderte zwischen ihr und Cano auf, spendete Wärme, schützte sie.
Die Panther brüllten zum zweiten Mal und die Welle der Kälte überzog die Gartenhäuser mit einer dicken Eisschicht. Sie ließ die Pflanzenvorhänge, die an ihnen herabwucherten, braun werden und gefroren herunterkrachen. Die Lehmziegel der Wände brachen. Ein Mann und eine Frau, die nicht geflohen waren und den Kampf beobachteten, krümmten sich vor Qual und blieben reglos liegen. Erschüttert blickte Alena zu ihnen hinüber. Anscheinend war es Cano egal, ob er nebenbei noch ein paar Leute umbrachte und ganz Ekaterin in Schutt und Asche legte!
So schnell es ging, humpelte Alena zu ihren Freunden, versuchte dabei an so vielen Stellen Flammen zu entzünden, wie sie konnte. Wie lebendige Wesen leckten sie um sie herum in die Höhe und warfen einen warmen Schein auf Kerriks Gesicht. Doch Alena sah selbst, dass es nicht reichte. Das Feuer, das sie dem Dämon entgegenschleuderte, war nur ein klägliches Geflacker in den Eisschluchten rings um sie.
»Kannst du eine Feuerwand machen?«, keuchte Rena.
Verzweifelt schüttelte Alena den Kopf. »Ich bin noch keine Meisterin! Diese Formeln erfährt man erst, wenn man die Prüfung bestanden hat!«
Die Kälte schien sich bis auf ihre Knochen zu fressen. Die Weißen Panther hoben den Kopf, gleich würden sie wieder brüllen.
Alena kam der Gedanke, dass sie vielleicht hier und jetzt sterben würde.
Die Macht der Erde
»Die Feuerblüte!«, schrie Kerrik. »Nimm die Feuerblüte!«
Was meinte er damit? Was sollte sie mit der Pflanze machen? Sollte sie noch eine essen? War vielleicht gar keine schlechte Idee und wahrscheinlich die einzige Chance, das hier zu überleben! Alena griff in ihre Tasche, bekam zwei samtig-weiche Blüten in die Finger. Sie holte sie heraus, blickte sie ratlos an. Ziemlich zerquetscht sahen sie inzwischen aus und die Hälfte der Blütenblätter war abgefallen. Na, wenn die noch wirkten, dann war es ein Wunder, und zwar kein kleines!
Die Eckzähne der Weißen Panther glitzerten, als sie zum dritten Mal brüllten und ihre eisige Schockwelle über Ekaterin schickten. Hastig wollte Alena eine der Blüten in den Mund stecken, bevor es zu spät war. Doch ihre Hände fühlten sich noch immer taub an. Die Blüte rutschte ihr durch die Finger, fiel mitten in eine der nur noch kniehohen Flammen vor ihr ...
Alena konnte gerade noch rechtzeitig zurückspringen. Haushoch loderte das Feuer auf, eine Flamme von einem tiefen Orange, wie Alena noch nie eine gesehen hatte. Prachtvoll und tödlich wie der Feuergeist persönlich griff sie nach den Dämonen und schmolz das Eis in ihrem Weg. Hastig versuchten die Panther auszuweichen, ein paar stürzten herab und lösten sich in Rauch auf. Alena schrie und lachte gleichzeitig, fühlte sich mitgerissen in diesem lebendigen Wirbel, der sie rettete, der diese verdammten Biester hoffentlich zu kleinen schwarzen Klümpchen einschmolz!
Canos Leute wichen vorsichtig zurück, aber sie flohen nicht. Und es waren immer noch ein halbes Dutzend Panther übrig. Der Ring, der ihre Freunde umgab, hatte standgehalten. Alena war verzweifelt. Und sie hatten nur noch eine einzige Feuerblüte - eine, die Alena nicht für alles Gold von Daresh hergegeben hätte. Eine Blüte brauchte sie noch für ihren Vater.
Die anderen hatten gemerkt, was los war - und nun diskutierten Rena und Kerrik heftig über irgendetwas. Mit halbem Ohr hörte Alena zu, während sie besorgt beobachtete, wie die Flamme blasser wurde, wieder schrumpfte. In ein paar Atemzügen war ihre Kraft erschöpft!
»Wir müssen es tun!«, sagte Kerrik. »Sonst kommen wir hier nicht raus! Es könnte sie gerade lange genug ablenken ...«
»Kommt gar nicht in Frage«, sagte Rena. »In den Häusern könnte noch jemand sein ...«
»Da ist niemand mehr - die sind abgehauen«, brüllte Kerrik zurück. »Und je länger das hier dauert, desto mehr Leute müssen dran glauben! Es ist mir scheißegal, was du davon hältst, ich mache das jetzt!«
Alena packte Tjeri am Arm. »Wovon reden die eigentlich?«
»Von den Fähigkeiten der Erd-Gilde«, sagte Tjeri knapp. »Halt dich bereit. Wenn’s losgeht, müssen wir rennen, so schnell wir können.«
Alena erinnerte sich daran, was Rena ihr einmal nebenbei erzählt hatte. Dass die
Weitere Kostenlose Bücher