Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
Schweißgeruch vieler Menschen. Es war heiß. Sofort stand auch mir der Schweiß auf der Stirn. Ich sah mich um. Es mussten ein paar hundert Menschen sein, die sich hier scharten. Ein Blick nach oben bestätigte auch meine Vermutung, wir waren in der Höhle. Doch sie sah anders aus. Es war dunkel, nur ein paar Fackeln erfüllten den Stein mit tänzelndem Leben. Die Menschen schienen alle hoffnungsfroh und in gespannter Erwartung. Sie waren viel einfacher gekleidet als bei meiner letzten Reise. Wahrscheinlich lagen ein paar hundert Jahren zwischen diesem Tag und dem Massaker, dessen Zeuge ich letztes Mal gewesen war. Es waren Männer, Frauen und Kinder hier und keiner sprach. Die Stille dieser großen Menschenmenge war bedrückend. Ich blickte in die Richtung, in der die meisten der Menschen blickten. Auf einem rohen Steinpodest war ein grober Scheiterhaufen aufgeschichtet, ebenso absurd riesig wie in meinem Traum. Trotzdem sah es nicht genauso aus. Soweit es die schlechte Beleuchtung zuließ versuchte ich die Unterschiede zu benennen. Die Treppe, die in meinem Traum hinter dem Podest in unmöglicher Steilheit aufgeragt war, existierte nicht. Auch schien die Höhle ein gutes Stück kleiner.
Der lauter werdende Rhythmus von Trommelschlägen ließ mich herumfahren. Die Menschen machten Platz, formten einen engen Gang. Und sie begannen zu singen. Schaudernd erkannte ich das Lied als jenes, welches auch meine Opferung begleiten würde. Mein Innerstes begann sich unter den fremdartigen Tönen zu winden. Tränen verschleierten meinen Blick, doch ich sah die Prozession kommen. Kräftige Männer trugen Fackeln. Sie flankierten einen großen muskulösen Mann der nichts trug außer einem Tierfell um die Lenden. Seine feurigen Augen streifen das Publikum stolz und die Menschen fielen auf die Knie wo er vorbeikam. Das Lied wurde lauter und endlich begriff ich. Alle Menschen an denen der Magier vorbeigekommen war hatten zu singen begonnen. Schon war er auf meiner Höhe und auch ich viel auf die Knie. Sein Geist war gewaltig, böse und zwang den Knienden sein grausiges Lied auf. Auch ich spürte den Drang zu singen, doch als die Menschen direkt neben mir ihre Stimmen erhoben musste ich meine Lippen aufeinander pressen um nicht vor Schmerz zu schreien. Ein gleißendes Feuer schien sich durch mein Gehirn zu fressen.
Mühsam öffnete ich die Augen und hob den Kopf soweit, dass ich die schreckliche Prozession sehen konnte. Hinter dem Magier wurde jemand herangeschleppt, der offensichtlich ebensolche Schmerzen erlitt, wie ich. Die schlanke Gestalt eines Jungen, nicht älter als 12 Jahre wand sich wie unter Schlägen und wurde von zwei kräftigen Männern an den Armen geschleift. Als die Prozession am Podest angekommen war fühlte ich, wie alle anderen, den Befehl aufzustehen. Mühsam taumelte ich auf die Beine. Ich konnte jeder Zeit entkommen, doch ich musste einfach wissen, was damals geschehen war, also blieb ich und ertrug den Schmerz.
Die Gestalt des Jungen wurde an einen Pfahl inmitten des riesigen Scheiterhaufens gebunden. Um ihn herum steckten die Fackelträger das trockene Holz in Flammen. Der Magier hatte nun seine tiefe, beinahe unmenschliche Stimme erhoben und sprach mit geschlossenen Augen und konzentriertem Gesichtsausdruck eine Beschwörung in einer Sprache, die seit Jahrhunderten vergessen sein sollte. Obwohl ich die Worte nicht verstand verschlimmerten sie meine Schmerzen, ließen meine Ohren klingeln und entfachten das Feuer hinter meiner Stirn zu neuer Glut. Ich sah, wie sich in den leckenden Flammen etwas Schwarzes, Zuckendes erhob. Der Magier hatte beide Arme in die Höhe gerissen und schrie nun seine Beschwörung. Er taumelte vor Anstrengung und seine Leibwächter hielten ihn aufrecht.
Ich fühlte, wie sich das Tor öffnete. Der kalte Hauch einer anderen Welt streifte durch das Feuer und ließ die Flammen wilder lodern. Die Gestalt des Jungen war beinahe augenblicklich im Rauch verschwunden. Doch plötzlich war der Rauch wie weggeblasen und gab den Blick frei auf den brennenden Balken an den noch immer der Junge gefesselt war. Seine helle Stimme durchbrach das Geräusch der gierigen Flammen und den düsteren Gesang. Etwas in mir wollte seine Schrei erwidern. Ich wollte helfen, musste helfen, aber wie konnte ich das, wo ich doch bloß ein Zuschauer war. Tränen des Zorns liefen meine Wange hinunter. Der Junge brannte nicht, ebenso wie ich nicht brennen würde, doch ich sah die Feuerpeitsche des Dämons, die seine
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